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Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Ein kalter Tag im Paradies – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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schon hiergewesen? Wie lange hatte er mich beobachtet?
    Ich arbeitete mich durch die Stadt durch und hielt an jedem Motel, das ich finden konnte. Viel half mir das nicht bei meiner Arbeit. Ich hatte kein Abzeichen. Nicht einmal ein Bild zum Zeigen. Nur eine vage Beschreibung. Ein merkwürdiger Mann, Augen, die Sie nicht so bald vergessen. Vielleicht trägt er eine Perücke, vielleicht aber auch nicht. Na klar, mit Perücke würden Sie sich an ihn erinnern. Vielleicht seit einer Woche in der Stadt, vielleicht auch länger. Ich muß selbst sehr merkwürdig ausgesehen haben. Ich hatte nicht geschlafen, ich war nicht rasiert. Ich hatte noch die Sachen vom Vortag an, und mein Hemd war einmal naßgeregnet worden und dann am Körper in zahllosen Falten getrocknet.
    Die meisten Angestellten an der Rezeption waren freundlicher, als ich mit Recht erwarten konnte, und sie schienen mir auch zu glauben, daß ich Privatdetektiv sei. Auch ohne Visitenkarte. Aber keiner hatte jemanden mit einer blonden Perücke oder mit Augen gesehen, die man nicht so schnell vergessen würde.
    Es kostete mich einen ganzen Tag, mich bis zur Westseite der Stadt und dann hinaus an die Ausfallstraße durchzuarbeiten. Ich verlor die Übersicht, wie viele Hotels ich schon besucht haben mochte. Hätte ich sie im Kopf überschlagen, hätte mich das vielleicht entmutigt. Aber ich hatte auf diese Weise etwas zu tun. Etwas außer Warten. Am Riverside Motel fuhr ich vorbei, wo alles angefangen hatte. Ich glaubte nicht, daß Rose dort wohnte. Er hatte Bing in der Kneipe gesehen und war ihm dann vermutlich zu seinem Motelzimmer gefolgt. Wenn Rose hier ebenfalls wohnte, wäre dies ein zu großer Zufall. Aber vorbei fuhr ich trotzdem. Ich mußte es schlicht wiedersehen. Es war geschlossen, und ein großes »Zu Verkaufen«-Schild klebte im Bürofenster.
    Ich fuhr auf den leeren Parkplatz und saß dort eine ganze Weile. Den größten Teil des Tages hatte ich mit der Suche nach ihm zugebracht, aber jetzt gingen mir die Ideen aus.
    Moment mal, dachte ich. Ich hatte im Soo angefangen, weil dort die Morde passiert waren, und dann hatte ich mich nach Westen vorgearbeitet. Vielleicht war das die falsche Richtung. Rose hat mich irgendwie ausfindig gemacht und weiß, daß ich in Paradise lebe. Also wohnt er vielleicht auch in Paradise. Es war einen Versuch wert.
    Ich fuhr um die Bucht herum rauf nach Paradise. Auf dem Weg hielt ich noch einmal am Kasino. Vinnie war da, aber er konnte mir auch nicht weiterhelfen. Er hatte keinen Verdächtigen gesehen. Er führte mich auch zu den Sicherheitskräften, die Edwin zur Tür hinauskomplimentiert hatten, aber auch sie waren keine Hilfe.
    Paradise ist eine kleine Stadt, aber es gibt genügend Fremdenverkehr, um ein Dutzend Motels zu tragen, lauter kleine Familienbetriebe, acht bis zehn Zimmer mit Blick auf den See. In der Lobby Broschüren des Shipwreck Museum und des Tanquamenon State Park, mit Tips zum Wandern im Sommer, Jagen im Herbst und Snowmobil-Fahren im Winter. Die meisten Eigentümer kannte ich, zumindest so gut, um ihnen zuzunikken, wenn ich sie im Postamt traf. Aber keiner von ihnen konnte mir helfen. Sollte Rose in Paradise sein, versteckte er sich verdammt gut.
    Die Sonne ging soeben unter. Ich hielt am Glasgow und wollte dort etwas essen, meine Gedanken ordnen und mich auf eine weitere lange Nacht des Wartens einstellen. Einige der Stammgäste waren da, aber keiner von ihnen sprach mich an. Sie hatten wohl alle von dem Brief gehört, den man für mich dort abgegeben hatte, und daß Maven und ich auf dem Parkplatz aufeinander losgegangen waren. Und von Edwin. Jackie stellte einen Teller vor mich, packte mich freundschaftlich an der Schulter und ließ mich dann allein.
    Es war schon dunkel, als ich nach Hause kam. Ich ging einmal um die Hütte, bevor ich eintrat. Ich hatte keine Vorstellung, was ich da vorfinden mochte. Es erschien mir nur angemessen, so vorzugehen. Drinnen blickte ich auf den Apparat, der immer noch ans Telefon angeschlossen war. Ich griff zum Walkie-talkie, schaltete es ein, lauschte dem statischen Rauschen und Knacken und schaltete es wieder ab. Diese Vorrichtungen halfen mir nun nicht mehr. Ich war überrascht, daß Maven mich noch nicht aufgefordert hatte, sie zurückzugeben. Er mußte es vergessen haben. Vielleicht sitzt er jetzt gerade zu Hause vor dem Fernseher, überlegte ich mir, und schlägt sich an die Stirn. Verdammt noch mal, sagt er zu seiner Frau, ich hab doch glatt vergessen, von

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