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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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an der Spitze
     des bewaffneten Italiens empfangen kann.«
    »Ich bin der Eure«, sprach er, »und ich denke, ich werde die Regentin dahin bringen, deinem Gatten mit eigner Hand die Krone
     aufs Haupt zu setzen. Amalaswintha soll dem Scepter entsagen.«
    »Nie tut sie das!« rief Gothelindis.
    »Vielleicht doch! Ihr Edelmut ist noch größer als ihr Herrscherstolz. Man kann seine Feinde auch durch ihre Tugenden verderben«,
     sagte Cethegus nachsinnend.
    »Ich bin meiner Sache gewiß, und ich grüße dich, Königin der Goten!« schloß er mit leichter Verbeugung.

Fünfundzwanzigstes Kapitel
    Die Regentin Amalaswintha stand in der Zeit nach der Beseitigung der drei Herzöge in einer abwartenden Haltung. Hatte sie
     durch den Fall der Häupter der Adelsopposition etwas mehr freie Hand gewonnen, so stand doch die Volksversammlung zu Regeta
     bei Rom in naher Aussicht, in welcher sie sich von dem Verdacht des Mordes völlig reinigen oder die Krone, vielleicht das
     Leben, lassen mußte. Nur bis dahin hatten ihr Witichis und die Seinen ihren Schutz zugesagt. Sie spannte deshalb ihre Kräfte
     an, ihre Stellung bis zu jener Entscheidung nach allen Seiten zu befestigen.
    Von Cethegus hoffte sie nichts mehr: sie hatte seine kalte Selbstsucht durchschaut; doch vertraute sie, daß die Italier und
     die Verschwornen in den Katakomben, an deren Spitze ja ihr Name stand, ihre römerfreundliche Herrschaft einem aus der rauhen
     Gotenpartei hervorgegangenen König vorziehen würden. Sehnlich wünschte sie das Eintreffen der vom Kaiser erbetenen Leibwache
     herbei, um für den ersten Augenblick der Gefahr eine Stütze zu haben: und eifrig war sie bemüht, unter den Goten selbst die
     Zahl ihrer Freunde zu vermehren.
    Sie berief mehrere der alten Gefolgsleute ihres Vaters, eifrigeAnhänger des Hauses der Amaler, greise Helden von großem Namen im Volk, Waffenbrüder und beinahe Jugendgenossen des alten
     Hildebrand, zu sich nach Ravenna, besonders den weißbärtigen Grippa, den Mundschenk Theoderichs, der dem Waffenmeister an
     Ruhm und Ansehn kaum nachstand: sie überhäufte ihn und die andern Gefolgen mit Ehren, übertrug Grippa und seinen Freunden
     das Castell von Ravenna und ließ sie schwören, diese Veste dem Geschlecht der Amaler sicher zu erhalten. Wenn die Verbindung
     mit diesen volkbeliebten Namen eine Art von Gegengewicht wider Hildebrand, Witichis und ihre Freunde schaffen sollte – und
     Witichis konnte die Auszeichnung der Freunde Theoderichs nicht als staatsgefährlich verhindern   –, so sah sich die Königin auch gegen die Adelspartei der Balten und ihrer Bluträcher nach einer Stütze um. Sie erkannte diese
     mit scharfem Blick in dem edeln Hause der Wölsungen, nach den Amalern und Balten der dritthöchsten Adelssippe unter den Goten,
     reichbegütert und einflußreich in dem mittleren Italien, deren Häupter dermalen zwei Brüder, Herzog Guntharis und Graf Arahad,
     waren. Diese zu gewinnen, hatte sie ein besonders wirksames Mittel ersonnen: sie bot für die Freundschaft der Wölsungen keinen
     geringern Preis als die Hand ihrer schönen Tochter.–
    Zu Ravenna in einem reichgeschmückten Gemach standen Mutter und Tochter in ernstem, aber nicht vertraulichem Gespräch hierüber.
     Mit hastigen Schritten, fremd ihrer sonstigen Ruhe, durchmaß die junonische Gestalt der Regentin den schmalen Raum, manchmal
     mit einem zornigen Blick das herrliche Geschöpf messend, welches ruhig und gesenkten Auges vor ihr stand, die linke Hand in
     die Hüfte, die Rechte auf die Platte des Marmortisches gestützt.
    »Besinne dich wohl«, rief Amalaswintha heftig, plötzlich stehenbleibend, »besinne dich anders. Ich gebe dir noch drei Tage
     Bedenkzeit.«
    »Das ist umsonst: ich werde immer sprechen wie heute«, sagte Mataswintha, die Augen nicht erhebend.
    »So sage nur, was du an Graf Arahad auszusetzen hast.«
    »Nichts, als daß ich ihn nicht liebe.«
    Die Königin schien dies gar nicht zu hören.
    »Es ist doch in diesem Fall ganz anders als damals, da du mit Cyprianus vermählt werden solltest. Er war alt und – was in
     deinen Augen vielleicht ein Nachteil« – fügte sie bitter hinzu – »ein Römer!«
    »Und doch ward ich um meiner Weigerung willen nach Tarentum verbannt.«
    »Ich hoffte, Strenge würde dich heilen. Mondelang halt’ ich dich ferne von meinem Hof, von meinem Mutterherzen   –«
    Mataswintha verzog die schöne Lippe zu einem herben Lächeln.
    »Umsonst! ich rufe dich zurück   –«
    »Du irrst.

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