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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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voller Blüte der Jugendschönheit, Hochzeit gehalten mit Eutharich,
     dem edeln Amelungen, und, von allem Schimmer derMacht und Ehren umflossen, ihrer Jugend stolzeste Tage gefeiert. Ihr sonst so hartes, aber jetzt vom Unglück erweichtes Gemüt
     beschlich mächtige Sehnsucht, die Stätte ihrer schönsten Freuden wiederzusehen. Schon dies Eine Gefühl trieb sie mächtig an,
     der Mahnung Cassiodors zu folgen: noch mehr die Furcht,– nicht für ihr Leben, denn sie wollte sterben – die Raschheit ihrer
     Feinde möchte ihr unmöglich machen, das Volk zu warnen und das Reich zu retten.
    Endlich überlegte sie, daß der Weg nach Regeta bei Rom, wo in Bälde die große Volksversammlung, wie alljährlich im Herbst,
     statthaben sollte, sie am Bolsenersee vorüberführte. Also war es nur eine Beschleunigung ihres Planes, wenn sie schon jetzt
     in dieser Richtung aufbrach. Um aber auf alle Fälle sicherzugehn, um, auch wenn sie das Ziel ihrer Reise nicht erreichen sollte,
     ihre warnende Stimme an das Ohr des Volks gelangen zu lassen, beschloß sie, einem Brief an Cassiodor, den auf seiner Villa
     anzutreffen sie nicht bestimmt voraussetzen konnte, ihre ganze Beichte und die Enthüllung aller Pläne der Byzantiner und Theodahads
     anzuvertrauen. Bei geschlossenen Türen schrieb sie die schmerzreichen Worte nieder: heiße Tränen des Dankes und der Reue fielen
     auf das Pergament, das sie sorgfältig siegelte und dem treuesten ihrer Sklaven übergab, es sicher nach dem Kloster Squillacium
     in Apulien, der Stiftung und dem gewöhnlichen Aufenthalt Cassiodors, zu befördern.–
     
    Langsam verstrichen der Fürstin die zögernden Stunden des Tages. Mit ganzer Seele hatte sie des Freundes dargebotne Hand ergriffen.
     Erinnerung und Hoffnung malten ihr um die Wette das Eiland im Bolsenersee als ein teures Asyl: dort hoffte sie, Ruhe und Frieden
     zu finden. Sie hielt sich sorgsam innerhalb ihrer Gemächer, um keinem ihrer Wächter Veranlassung zum Verdacht, Gelegenheit,
     sie aufzuhalten, zu geben.
    Endlich war die Sonne gesunken. Mit leisen Schritten eilte Amalaswintha, ihre Sklavinnen zurückweisend und nur einige Kleinodien
     und Dokumente unter dem weiten Mantel bergend, aus ihrem Schlafgemach in den breiten Säulengang, der zur Gartentreppe führte.
     Sie zitterte, hier wie gewöhnlich aufeinen der lauschenden Späher zu stoßen, gesehen, angehalten zu werden. Häufig sah sie sich um, vorsichtig blickte sie sogar
     in die Statuennischen – alles war leer, kein Lauscher folgte ihren Tritten.
    So erreichte sie unbeobachtet die Plattform der Terrasse, welche Palast und Garten verband und weiten Ausblick über diesen
     hin gewährte. Scharf überschaute sie den nächsten Weg, der zum Venustempel führte. Der Weg war frei.
    Nur die welken Blätter raschelten wie unwillig von den rauschenden Platanen auf die Sandpfade nieder, gewirbelt von dem Winde,
     der fern, jenseits der Gartenmauer, Nebel und Wolken in geisterhaften Gestalten vor sich hertrieb: es war unheimlich in dem
     ausgestorbenen Garten und seiner grauen Dämmerung. Die Fürstin fröstelte, der kalte Abendwind zerrte an ihrem Schleier und
     Mantel: einen scheuen Blick warf sie noch auf die düstern, lastenden Steinmassen des Palastes hinter sich, in welchem sie
     so stolz gewaltet und geherrscht, und aus welchem sie nun einsam, scheu, verfolgt wie eine Verbrecherin, flüchtete. Sie dachte
     des Sohnes, der in den Tiefen dieses Palastes ruhte.– Sie dachte der Tochter, welche sie selbst aus diesen Mauern, aus ihrer
     Nähe verbannt hatte.– Und einen Augenblick drohte der Schmerz die Verlassene zu überwältigen: sie wankte, mühsam hielt sie
     sich aufrecht an dem breiten Marmorgeländer der Terrasse: ein Fieberschauer rüttelte an ihrem Leibe wie das Grauen der Verlassenheit
     an ihrer Seele.
    »Aber mein Volk!« sprach sie zu sich selbst, »und meine Buße – ich will’s vollenden.«
    Gekräftigt von diesem Gedanken eilte sie die Stufen der Treppe hinab und bog in den von Efeu überwölbten Laubgang ein, der
     quer durch den Garten führte und an dem Venustempel mündete. Rasch schritt sie voran, erbebend, wenn zu einem der Seiteneingänge
     das Herbstlaub, wie seufzend, hereinwirbelte.
    Atemlos langte sie vor dem kleinen Tempel an und ließ ringsum die suchenden Blicke schweifen. Aber keine Sänfte, keine Sklaven
     waren zu sehen, rings war alles still: nur die Äste der Platanen seufzten im Winde. Da schlug das nahe Wiehern eines Pferdes
     an ihr Ohr. Sie

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