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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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den weiteren Räumen von Waffensälen, Trinkhallen, Wachtzimmern auszudehnen. Und man hatte andrerseits durch
     neue Mauerführungen benachbarte Häuser mit dem Palast verbunden, daraus eine Festung mitten in der Stadt zu schaffen. Es trieben
     jetzt in der »piscina maxima«, dem ausgetrockneten Teich, blonde Buben ihre wilden Spiele, und in den Marmorsälen der Palästra
     wieherten die Rosse der gotischen Wachen. So hatte der weitläufige Bau das unheimliche Ansehen halb einer kaum noch erhaltnen
     Ruine, halb eines unvollendeten Neubaus: und die Burg dieses Königs erschien so wie ein Symbol seines römisch-gotischen Reiches,
     seiner ganzen politischen halbunfertigen, halbverfallenden Schöpfung.–
    An dem Tage aber, der Cethegus nach Jahren hier zuerst wieder eintreten sah, lastete ein Gewölk von Spannung, Trauer und Düstre
     ganz besonders schwer auf diesem Haus: denn seine königliche Seele sollte daraus scheiden.– Der große Mann, der von hieraus
     ein Menschenalter lang die Geschicke Europas gelenkt, den Abendland und Morgenland in Liebe und Haßbewunderten, der Heros seines Jahrhunderts, der gewaltige Dietrich von Bern, dessen Namen schon bei seinen Lebzeiten die Sage
     sich ausschmückend bemächtigt hatte, der große Amalungen-König Theoderich sollte sterben. So hatten es die Ärzte, wenn nicht
     ihm selbst, doch seinen Räten verkündet, und alsbald war es hinausgedrungen in die große, volkreiche Stadt.
    Obwohl man seit lange einen solchen Ausgang der geheimnisvollen Leiden des greisen Fürsten für möglich gehalten, erfüllte
     doch jetzt die Kunde von dem drohenden Eintritt des verhängnisvollen Schlages alle Herzen mit der höchsten Aufregung. Die
     treuen Goten trauerten und bangten: aber auch bei der römischen Bevölkerung war eine dumpfe Spannung die vorherrschende Empfindung.
     Denn hier in Ravenna, in der unmittelbaren Nähe des Königs, hatten die Italier die Milde und Hoheit dieses Mannes im allgemeinen
     zu bewundern und durch besondere Wohltaten zu erfahren am häufigsten Gelegenheit gehabt.
    Ferner fürchtete man nach dem Tode dieses Königs, der während seiner ganzen Regierung, mit einziger Ausnahme der jüngsten
     Kämpfe mit dem Kaiser und dem Senat, in welchen Boëthius und Symmachus geblutet, die Italier vor der Gewalttätigkeit und Rauheit
     seines Volkes beschützt hatte, unter einem neuen Regiment Härte und Druck von seiten der Goten zu erfahren.
    Endlich aber wirkte noch ein anderes, Höheres: die Persönlichkeit dieses Heldenkönigs war so großartig, so majestätisch gewesen,
     daß auch diejenigen, welche seinen und seines Reiches Untergang oft herbeigewünscht hatten, doch in dem Augenblick, da nun
     diese Sonne erlöschen sollte, sich niedriger Schadenfreude nicht hingeben und ernsterer Erschütterung nicht erwehren konnten.
    So war die Stadt schon seit grauendem Morgen – da man zuerst vom Palast Boten nach allen Winden hatte jagen und einzelne Diener
     in die Häuser der vornehmsten Goten und Römer hatte eilen sehen – in höchster Erregung. In den Straßen, auf den Plätzen, in
     den Bädern standen die Männer paarweise oder in Gruppen beisammen, fragten und teilten sich mit, wassie wußten, suchten eines Vornehmen habhaft zu werden, der vom Palaste herkam, und sprachen über die ernsten Folgen des bevorstehenden
     Ereignisses. Weiber und Kinder kauerten neugierig auf den Schwellen der Häuser. Mit den wachsenden Stunden des Tages strömte
     sogar schon die Bevölkerung der nächsten Dörfer und Städte, besonders trauernde Goten, forschend in die Tore Ravennas.
    Die Räte des Königs, voraus der Präfectus Prätorio Cassiodorius, der sich in diesen Tagen um Aufrechthaltung der Ordnung hohes
     Verdienst erwarb, hatten solche Aufregung vorausgesehen, vielleicht Schlimmeres erwartet. Seit Mitternacht waren alle Zugänge
     zum Palast geschlossen und mit gotischen Wachen besetzt. Auf dem Forum des Honorius, vor der Front des Gebäudes, war ein Zug
     Reiter aufgestellt. Auf den breiten Marmorstufen, welche zu der stolzen Säulenreihe des Hauptportals hinaufführten, waren
     starke Massen gotischen Fußvolks, mit Schild und Speer, in malerischen Gruppen gelagert. Nur hier konnte man, nach Cassiodors
     Befehl, Eintritt in den Palast erlangen, und nur die beiden Anführer des Fußvolks, der Römer Cyprian und der Gote Witichis,
     durften die Erlaubnis dazu erteilen.
    Ersterer war es, der Cethegus einließ. Wie dieser den altbekannten Weg zum Gemach des Königs

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