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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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in die Lippe. Die Vase entfiel ihm, er aber drängte sich in Fieberhast vor Witichis
     und sprach mit fast tonloser Stimme: »Mein König!– König Witichis – eine Gnade!«
    »Was ist dir, Teja? um Gott? Was willst du?«
    »Urlaub! Urlaub auf sechs – auf drei Tage! Ich muß fort.«
    »Fort, wohin?«
    »Zur Rache! Hier lies – der Teufel, der meine Eltern verklagte, in Verzweiflung, Tod und Wahnsinn trieb,– er ist es – den
     ich längst geahnt: hier ist sein Anzeigebrief an den Bischof von Florentia, mit seiner eignen Hand – es ist Theodahad!   –«
    »Er ist’s, es ist Theodahad«, sagte Witichis, vom Briefe aufsehend. »Geh denn! Aber, zweifle nicht: du triffst ihn nicht mehr
     in Rom: er ist gewiß längst entflohn. Er hat starken Vorsprung. Du wirst ihn nicht einholen.«
    »Ich hole ihn ein, ob er auf den Flügeln des Sturmadlers säße.«
    »Du wirst ihn nicht finden.«
    »Ich finde ihn, und müßte ich ihn aus dem tiefsten Pfuhl der Hölle oder im Schoße des Himmelsgottes suchen.«
    »Er wird mit starker Bedeckung geflüchtet sein«, warnte der König.
    »Aus tausend Teufeln hol’ ich ihn heraus. Hildebad, dein Pferd! Leb wohl, König der Goten. Ich vollstrecke die Acht.«

Fünftes Buch
Witichis
    »Die Goten aber wählten zum König Witichis,
    einen Mann, zwar nicht von edlem Geschlecht,
    aber von hohem Ruhm der Tapferkeit.«
    Prokopius, Gotenkrieg, I, 11

Erste Abteilung
    Erstes Kapitel
    Langsam sank die Sonne hinter die grünen Hügel von Fäsulä und vergoldete die Säulen vor dem schlichten Landhaus, in welchem
     Rauthgundis als Herrin schaltete. Die gotischen Knechte und die römischen Sklaven waren beschäftigt, die Arbeit des Tages
     zu beschließen. Der Mariskalk brachte die jungen Rosse von der Weide ein. Zwei andere Knechte leiteten den Zug stattlicher
     Rinder von dem Anger auf dem Hügel nach den Ställen, indes der Ziegenbub mit römischen Scheltworten seine Schutzbefohlnen
     vorwärtstrieb, welche genäschig hie und da an dem salzigen Steinbrech nagten, der auf dem zerbröckelten Mauerwerk am Wege
     grünte. Andre germanische Knechte räumten das Ackergerät im Hofraum auf: und ein römischer Freigelassner, gar ein gelehrter
     und vornehmer Herr, der Obergärtner selbst, verließ mit einem zufriedenen Blick die Stätte seiner blühenden und duftenden
     Wissenschaft. Da kam aus dem Roßstall unser kleiner Freund Athalwin im Kranze seiner hellgelben Locken.
    »Vergiß mir ja nicht, Cacus, einen rostigen Nagel in den Trinkkübel zu werfen. Wachis hat’s noch besonders aufgetragen! Daß
     er dich nicht wieder schlagen muß, wenn er heimkommt.«
    Und er warf die Tür zu.
    »Ewiger Verdruß mit diesen welschen Knechten!« sprach der kleine Hausherr mit wichtigem Stolz.
    »Seit der Vater fort ist und Wachis ihm ins Lager gefolgt, liegt alles auf mir: denn die Mutter, lieber Gott, ist wohl gut
     für die Mägde, aber die Knechte brauchen den Mann.«
    Und mit großem Ernst schritt das Büblein über den Hof.
    »Und sie haben vor mir gar nicht den rechten Respekt«, sprach er und warf die kirschroten Lippen auf und krauste die weiße
     Stirn.
    »Woher soll er auch kommen? Mit nächster Sunnwend bin ich volle neun Jahr: und sie lassen mich noch immer herumgehn mit einem
     Ding wie ein Kochlöffel.«
    Und verächtlich riß er an dem kleinen Schwert von Holz in seinem Gurt.
    »Sie dürften mir keck ein Waidmesser geben, ein rechtes Gewaffen. So kann ich nichts ausrichten und sehe nichts gleich.«
    Und doch sah er so lieblich, einem zürnenden Eros gleich, in seinem kniekurzen, ärmellosen Röckchen von feinstem, weißem Leinen,
     das die liebe Hand der Mutter gesponnen und genäht und mit einem zierlichen roten Streifen durchwirkt hatte.
    »Gern lief ’ ich noch auf den Anger und brächte der Mutter zum Abend die Waldblumen, die sie so liebt, mehr als unsre stolzesten
     Gartenblumen. Aber ich muß noch Rundschau halten, ehe sie mir die Tore schließen: denn: ›Athalwin‹, hat der Vater gesagt,
     wie er ging, ›halt mir das Erbe recht in acht, und wahre mir die Mutter! Ich verlaß mich auf dich!‹ Und ich gab ihm die Hand
     drauf. So muß ich Wort halten.«
    Damit schritt er den Hof entlang, an der Vorderseite des Wohnhauses vorüber, durchmusterte die Nebengebäude zur Rechten und
     wollte sich eben nach der Rückseite des Gevierts wenden, als er durch lautes Bellen der jungen Hunde zur Linken auf ein Geräusch
     an dem Holzzaun, der das Ganze umfriedete, aufmerksam wurde. Er schritt

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