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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Haupt und preßte die Hand vor die Stirn. Da trat der Alte ganz nah zu ihm und flüsterte in sein
     Ohr:
    »Wie? muß ich dich stärker mahnen? Muß ich dich mahnen jenes nächtigen Eides und Bundes, da du gelobtest: ›Alles zu meines
     Volkes Heil.‹ Ich weiß,– ich kenne deine klare Seele, –: dir ist die Krone mehr eine Last als eine Zierde: ich ahne, daß dir
     diese Krone große, bittre Schmerzen bringen wird. Vielleicht mehr als Freuden: deshalb fordre ich, daß du sie auf dich nimmst.«
    Witichis schwieg und drückte noch die andre Hand vor die Augen. Schon viel zu lang währte dem begeisterten Volk dies Zwischenspiel.
     Schon rüsteten sie den breiten Schild, ihn darauf zu erheben, schon drängten sie den Hügel hinan, seine Hand zu fassen: und
     fast ungeduldig scholl aufs neue der Ruf: »Heil König Witichis.«
    »Ich fordre es bei deinem Bluteid! – willst du ihn halten oder brechen?« flüsterte Hildebrand.
    »Halten!« sprach Witichis und richtete sich entschlossen auf. Und nun trat er, ohne falsche Scham und ohne Eitelkeit, einen
     Schritt vor und sprach:
    »Du hast gewählt, mein Volk, wohlan, so nimm mich hin. Ich will dein König sein!«
    Da blitzten alle Schwerter in die Luft, und lauter scholl’s: »Heil König Witichis.«
    Jetzt stieg der alte Hildebrand ganz herab von seinem Thingstuhl und sprach: »Ich weiche nun von diesem hohen Stuhl. Denn
     unserm König ziemt jetzt diese Stätte. Nur einmal noch laß mich des Grafenamtes warten. Und kann ich dir nicht den Purpur
     umhängen, den die Amaler getragen, und ihr goldenes Scepter reichen,– nimm meinen Richtermantel und den Richterstab als Scepter,
     zum Zeichen, daß du unser König wardst um deiner Gerechtigkeit willen. Ich kann sie nicht auf deine Stirne drücken, die alte
     Gotenkrone, Theoderichs goldnen Reif. So laß dich krönen mit dem frischen Laub der Eiche, der du an Kraft und Treue gleichst.«
    Mit diesen Worten brach er ein zartes Gewinde von der Eiche und schlang es um Witichis’ Haupt:
    »Auf, gotische Heerschar, nun warte deines Schildamts.«
    Da ergriffen Haduswinth, Teja und Hildebad einen der altertümlichen breiten Thingschilde der Sajonen, hoben den König, der
     nun mit Kranz, Stab und Mantel geschmückt war, darauf, und zeigten ihn auf ihren hohen Schultern allem Volk.
    »Sehet, Goten, den König, den ihr selbst gewählt: so schwört ihm Treue.«
    Und sie schworen ihm, aufrecht stehend, nicht kniend, die Hände hoch gen Himmel hebend, nun die Waffentreue bis in den Tod.
     Da sprang Witichis von dem Schild, bestieg den Thingstuhl und rief:
    »Wie ihr mir Treue, so schwör’ ich euch Huld. Ich will ein milder und gerechter König sein: des Rechtes walten und dem Unrecht
     wehren, gedenken will ich, daß ihr frei seid, gleich mir, nicht meine Knechte: und mein Leben, mein Glück, mein alles, euch
     will ich’s weihen, dem Volk der guten Goten. Das schwöre ich euch bei dem Himmelsgott und bei meiner Treue.«
    Und den Thingschild vom Baume hebend, rief er: »Das Thing ist aus. Ich löse die Versammlung.«
    Die Sajonen schlugen sofort die Haselstäbe mit den Schnüren nieder, und bunt und ordnungslos wogte nun die Menge durcheinander.
     Auch die Römer, welche sich neugierig, aber scheu, aus der Ferne dieses Walten einer Volksfreiheit mit angesehen, wie sie
     Italien seit mehr als fünfhundert Jahren nicht gekannt,durften sich nun frei unter die gotischen Männer mischen, denen sie Wein und Speisen verkauften.
    Witichis schickte sich an, mit den Freunden und den Führern des Heeres nach einem der Zelte sich zu begeben, die am Ufer des
     Flusses aufgeschlagen waren. Da drängte sich ein römisch gekleideter Mann, wie es schien, ein wohlhabender Bürger, an sein
     Geleit und forschte eifrig nach Graf Teja, des Tagila Sohn.
    »Der bin ich: was willst du mir, Römer?« sprach dieser, sich wendend.
    »Nichts, Herr, als diese Vase überreichen: seht nach: das Siegel, der Skorpion, ist unversehrt.«
    »Was soll mir die Vase? ich kaufe nichts dergleichen.«
    »Die Vase ist euer, Herr. Sie ist voller Urkunden und Rollen, die euch zugehören. Und mir ist es vom Gastfreund aufgetragen,
     sie euch zu geben. Ich bitt’ euch, nehmt.«
    Und damit drängte er ihm die Vase in die Hand und war im Gedränge verschwunden. Gleichgültig löste Teja das Siegel und nahm
     die Urkunden heraus, gleichgültig sah er hinein. Aber plötzlich schoß ein brennend Rot über seine bleichen Wangen, sein Auge
     sprühte Blitze, und er biß krampfhaft

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