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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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und viele andere Städte nahmen Belisar mit Jubel auf, als er ihnen im Namen des
     rechtgläubigen Kaisers Justinian die Befreiung von dem Joche der Ketzer und Barbaren verkündete.
    Bis an den Aufidus im Osten, bis an den Sarnus im Südwesten war Italien den Goten entrissen, und erst an den Wällen von Neapel
     brach sich der Ungestüm dieser feindlichen Wogen. Und wohl ein herrliches Kriegsschauspiel waren diese Heerlager Belisars
     zu nennen. Im Norden, vor der Porta Nolana, dehnte sich das Lager Johannes’ des Blutigen. Diesem tapfern Führer war die Via
     Nolana anvertraut und die Aufgabe, die Straße nach Rom zu erzwingen. Hier in den breiten Wiesenflächen, auf den Saatfeldern
     fleißiger Goten, tummelten die Massageten und die gelben Hunnen ihre kleinen, häßlichen Gäule. Daneben lagerten leichte persische
     Söldner, in Linnenpanzern, mit Pfeil und Bogen; dann schwere armenische Schildträger, Makedonen mit zehn Fuß langen Sarissen
     (Lanzen) und große Massen thessalischer und thrakischer, aber auch saracenischer Reiter, zu verhaßter Untätigkeit in diesem
     Belagerungskampf verurteilt und ihre Muße nach Kräften ausfüllend mit Streifzügen ins Innere des Landes.
    Das mittlere Lager, gerade im Osten der Stadt, war von dem Hauptheer erfüllt: Belisars großes Feldherrnzelt von blauer sidonischer
     Seide, mit dem Purpurwimpel, ragte in seiner Mitte. Hier stolzierte die Leibwache, welche Belisar selbst bewaffnete und besoldete,
     und zu der nur die erlesensten Leute, die sich dreimal durch Todesverachtung im Kampf ausgezeichnet, zugelassen wurden – aus
     ihr gingen Belisars Schüler und beste Heerführer hervor,– in reichvergoldeten Helmen mit roten Roßhaarkämmen, den besten Brust-
     und Beinharnischen, ehernen Schilden, dem breiten Schwert und der partisanengleichen Lanze. Hier bildeten den Kern des Fußvolks
     achttausend Illyrier, die einzige gute Truppe, welche das Griechenreich noch selbst stellte: hier aber lagerten auch unter
     dem Befehl ihrer Stammesfürsten die avarischen, bulgarischen, sarmatischen und auch germanischen Scharen, wie Heruler und
     Gepiden, welche Byzanz um schweres Geld werben mußte, den Mangel der kriegsfähigen Mannschaft zu decken. Hier auch die ausgewanderten
     und die vielen Tausend übergegangenen Italier.
    Endlich das südwestliche Lager, das sich dem Strand entlang dehnte, befehligte Martinus, der den Belagerungswerkzeugenvorstand: hier standen die Katapulten und Ballisten, die Mauerbrecher und Wurfmaschinen in Vorrat: hier wogten die isaurischen
     Bundesgenossen und die Kontingente, welche das neu von den Vandalen zurückeroberte Afrika stellte: maurische, numidische Reiter,
     libysche Schleuderer durcheinander. Aber vereinzelt waren Abenteurer und Söldner fast aus allen Barbarenstämmen der drei Erdteile
     vertreten: Bajuvaren von der Donau, Alamannen vom Rhein, Franken von der Maas, Burgunden von der Rhone, dann wieder Anten
     vom Dnjester, Lazier vom Phasis, pfeilkundige Abasgen, Sabiren, Lebanthen und Lykaonen aus Asien und Afrika.
    So bunt zusammengesetzt aus barbarischen Haufen war die Kriegsmacht, mit welcher Justinian die gotischen Barbaren vertreiben
     und Italien befreien wollte. Den Befehl über die Vorposten hatten immer und überall die Leibwächter Belisars: und diese Kette
     zog sich um die Stadt her von der Porta Capuana fast bis an die Wogen des Meeres.
    Neapolis aber war schlecht befestigt und schwach besetzt. Nicht tausend Goten waren es, welche die ausgedehnten Werke gegen
     ein Heer von vierzigtausend Byzantinern und Italiern verteidigen sollten. Graf Uliaris, der Befehlshaber der Stadt, war ein
     tapfrer Mann und hatte bei seinem Bart geschworen, die Veste nicht zu übergeben. Aber auch er hätte der überlegnen Macht und
     Feldherrnkunst Belisars wohl nicht lange widerstehen können, wäre nicht ein glücklicher Umstand ihm zu Hilfe gekommen. Das
     war die unzeitige Rückkehr der griechischen Flotte nach Byzanz.
    Als nämlich Belisar, nachdem er sein gelandetes Heer in Regium eine Nacht geruht und gemustert hatte, den allgemeinen Aufbruch
     mit der Land- und Seemacht gegen Neapolis befahl, sandte ihm sein Nauarchos Konon einen bisher geheimgehaltnen Auftrag des
     Kaisers, wonach die Flotte sofort nach der Landung nach Nikopolis an der griechischen Küste zurücksegeln solle, angeblich,
     neue Verstärkungen herüberzuholen, in Wahrheit aber nur, den Prinzen Germanus, Justinians Neffen, mit den kaiserlichen Lanzenträgern
     nach Italien

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