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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Wein auf den Tisch gestellt,
     hinunterzuschlüpfen in das enge Gärtlein, das dicht hinter der Turmmauer lag.
    Der Raum war ursprünglich ein kleiner Hof im Tempel der Minerva, der Mauerbeschützerin, gewesen, der man gern an den Haupttoren
     der Städte einen Altar errichtete. Seit Jahrhunderten war der Altar verschwunden: aber noch ragte hier der alte, mächtige
     Olivenstamm, welcher einst die der Göttin geweihte Statue beschattet hatte: und ringsum dufteten die Blumen, welche Miriams
     liebevolle Hand hier gepflegt und oft für die Braut des Geliebten gebrochen hatte. Grade gegenüber dem riesigen Ölbaum, dessen
     knorrige Wurzeln über die Erde hervorstarrten und eine dunkle Öffnung in den Erdgeschossen des alten Tempels zeigten, war
     von dem Christentum ein großes, schwarzes Holzkreuz angebracht über einem kleinen Betschemel, der aus einer Marmorstufe des
     Minervatempels gebildet war: man liebte, die Stätten des alten Gottesdienstes dem neuen zu unterwerfen und die alten Götter,
     die jetzt zu Dämonen geworden, durch die Symbole des siegreichen Glaubens zu verscheuchen.
    Unter diesem Kreuz saß das schöne Judenmädchen oft stundenlang mit der alten Arria, der halbblinden Witwe des Unterpförtners,
     welche, nach dem frühen Tod von Isaks Weib, wie eine Mutter das Heranblühen der kleinen Miriam mit ihren Blumen in dem öden
     Gestein der alten Mauern überwacht hatte. Da hatte sie viele Jahre lang still lauschend zugehört, wie die fromme Alte in fleißigem
     Gebet zu dem Gott der Christen flehte: und unwillkürlich war so mancher Strahl der mildern, hellern Liebeslehre des Nazareners
     in das Herz der Heranwachsenden gedrungen.
    Jetzt, da Alter und Erblindung die Witwe hilfsbedürftig gemacht, vergalt Miriam mit liebevoller Treue der Pflegerin ihrer
     Kindheit. Mit Rührung nahm Arria diese Treue hin; ihr altes Herz umschloß mit Dank und Liebe und Mitleid das herrliche Geschöpf,
     dessen mächtige Liebe zu dem schönen Goten sie längst erkannt und beklagt, aber nie gegenüber der scheuen Jungfrau berührt
     hatte.
    Am Abend des dritten Tages der Belagerung schritt Miriam nachdenklich die breiten Mauerstufen nieder, die von der Turmpforte
     in den Garten führten: ihr schönes, seelentiefes Auge glitt, in ernstes Sinnen verloren, über die duftigen Blumen der Beete
     hin: auf der letzten Stufe blieb sie träumend stehen, die linke Hand auf den Mauerrand lehnend. Arria kniete auf dem Betschemel,
     ihr den Rücken wendend, und betete laut. Sie würde die Nahende nicht bemerkt haben, wenn nicht geflügeltes Leben plötzlich
     den stillen Hof beseelt hätte: denn in den breiten Zweigen der Olive nisteten die schönsten weißen Tauben, der einsamen Miriam
     einzige Gespielinnen. Als diese die vertraute Gestalt auf den Stufen erscheinen sahen, erhoben sie sich alle, in schwirrendem
     Flug ihr schönes Haupt umschwärmend; eine ließ sich auf des Mädchens linke Schulter nieder, die andere auf dem feinen Gelenk
     der Rechten, welche Miriam, aus ihrem Traume geweckt, lächelnd ausstreckte.
    »Du bist’s, Miriam! deine Tauben verkünden dich!« sprach Arria, sich wendend.
    Und das schöne Mädchen stieg die letzte Stufe nieder, langsam, die Vögel nicht zu verscheuchen: die Abendsonne fiel durch
     die Blätter der Olive auf ihre pfirsichroten Wangen: es war ein lieblich Bild.
    »Ich bin’s, Mutter!« sagte Miriam, sich zu ihr setzend. »Und ich hab’ eine Bitte. Wie lautet«, fragte sie leiser, »dein Spruch
     vom Leben nach dem Tode, dein Glaubensspruch? – ›ich glaube an die Gemeinschaft‹ –   –«
    »›An die Gemeinschaft der Heiligen, Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben.‹ Wie kommst du auf diese Gedanken.«
    »Ei nun«, sagte Miriam, »mitten im Leben stehen wir im Tode, sagt der Sänger von Zion. Und jetzt wir besonders! Fliegen nicht
     täglich Pfeile und Steine in die Straßen? Aber   – Ich will noch Blumen pflücken!« sprach sie, wieder aufstehend.
    Arria schwieg einen Augenblick.
    »Aber der Seegraf war heute schon da: mir ist, ich hätte seine helle Stimme gehört.«
    Miriam errötete leicht.
    »Sie sind nicht für ihn«,– sprach sie dann ruhig – »für sie.«
    »Für sie?«
    »Ja, für seine Braut. Ich habe sie heute zum ersten Male gesehen. Sie ist sehr schön. Ich will ihr Rosen schenken.«
    »Du hast sie gesprochen. Wie ist sie geartet?«
    »Nur gesehen, sie bemerkte mich nicht. Ich schlich schon lange um den Palast der Valerier, seit sie hier ist. Heute

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