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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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zu führen, der die Siegesschritte Belisars beobachten, überwachen, nötigenfallshemmen und, als Oberfeldherr, die Interessen des kaiserlichen Mißtrauens gegen den Unterfeldherrn Belisar wahren sollte. Zähneknirschend
     mußte Belisar seine Flotte im Augenblick, da er ihrer am meisten bedurfte, absegeln sehen: und nur mit vielen Bitten erlangte
     er, daß ihm der Nauarch vier Kriegstriremen, welche noch bei Sicilien kreuzten, zu senden versprach. So hatte denn Belisar,
     als er sich anschickte, Neapolis zu belagern, die Stadt zwar von Nordost, Ost und Südost mit seiner Landmacht eng einschließen
     können – den Westen, die Straße nach Rom, durch Castellum Tiberii gedeckt, hielt Graf Uliaris mit höchster Kraft frei   –, aber den Hafen von Neapolis und seine Verbindung mit der See hatte er nicht zu sperren vermocht. Anfangs zwar tröstete
     er sich damit, daß ja auch die Belagerten keine Flotte hätten und also von ihrer Verbindung mit dem Meer nicht eben viel Vorteil
     würden ziehen können. Aber hier trat ihm zuerst das Talent und die Kühnheit eines Gegners in den Weg, den er später noch mehr
     fürchten lernen sollte.
    Das war Totila. Kaum hatte dieser Neapolis erreicht, der Leiche des alten Valerius mit Julius die letzte Ehre erwiesen und
     die ersten Tränen Valerias getrocknet, als er mit rastloser Tätigkeit an der Aufgabe arbeitete, eine Flotte aus dem Nichts
     zu schaffen. Er war Befehlshaber des Geschwaders von Neapolis: aber dieses ganze Geschwader hatte König Theodahad schon vor
     Wochen, trotz Totilas Vorstellungen, Belisar aus dem Wege, nach Pisa beordert, wo es die Arnusmündung bewachen sollte. So
     besaß Totila von Anfang nichts als drei leichte Wachtschiffe, von denen er zwei bei Sicilien verloren hatte: und er war nach
     Neapolis gekommen, an jedem Widerstand zur See verzweifelnd.
    Aber da er das Unglaubliche vernahm, daß die byzantinische Flotte nach Hause gegangen sei, belebte sich sofort seine Hoffnung.
     Und nun ruhte er nicht, bis er aus großen Fischerbooten, Kaufmannsschiffen, Hafenkähnen und in der Eile notdürftig seetüchtig
     gemachten Wracks der Werften sich eine kleine Flotille von etwa zwölf Segeln gebildet, welche freilich weder einem Sturm auf
     hoher See noch einem einzigen Kriegsschiff Trotz bieten konnte, aber doch vortreffliche Dienste leistete, die sonst völlig
     abgeschnittene Stadt von Bajä, Cumä und anderenStädten im Nordwesten her mit Lebensmitteln zu versehen, die Bewegungen der Feinde an den Küsten zu beobachten und mit unaufhörlichen
     Angriffen zu quälen, indem Totila mit einer kleinen Schar oft im Süden, im Rücken der griechischen Lager, landete, sich ins
     Land schlich, bald hier, bald da einen Trupp der Feinde überfiel und zersprengte und solche Unsicherheit verbreitete, daß
     sich die Byzantiner nur in starken Abteilungen und nie zu weit von ihren Lagern zu entfernen wagten, während diese Erfolge
     die hart bedrängte, von steten Wachdiensten und Kämpfen angegriffene Mannschaft des Uliaris immer wieder ermutigten.
    Bei alledem konnte sich Totila nicht verhehlen, daß ihre Lage schon jetzt eine höchst bedenkliche und, sowie einige griechische
     Schiffe vor der Stadt erschienen, eine unhaltbare werde. Er verwandte daher einen Teil seiner Boote dazu, täglich eine Anzahl
     von wehrunfähigen Einwohnern aus Neapolis aufwärts nach Bajä und Cumä zu schaffen, wobei er die Anforderung der Reichen, daß
     diese Rettungsfahrten nur gegen Bezahlung stattfinden sollten, streng zurückwies und ohne Unterschied Arme wie Reiche in seine
     rettenden Schiffe aufnahm. Vergebens hatte Totila wiederholt und immer dringender Valeria gebeten, unter dem Schutz von Julius
     auf diesen Schiffen zu flüchten: noch wollte sie sich nicht von dem Sarge ihres Vaters, noch von dem Geliebten nicht trennen,
     dessen Lob als des Schirmers der Stadt sie nur zu gern aus aller Munde einsog. Und ruhig fuhr sie fort, in ihrem väterlichen
     Hause ihrer Trauer und ihrer Liebe zu leben.

Drittes Kapitel
    In diesen ersten Tagen der Belagerung empfand auch Miriam die höchsten Freuden und die höchsten Schmerzen ihrer Liebe. Häufiger
     als je konnte sie sich in des Geliebten Anblick sonnen, denn die Porta Capuana war ein wichtiger Punkt der Befestigung, den
     der Seegraf oft besuchen mußte. In der Turmstube des alten Isak hielt er täglich mit Graf Uliaris den traurigenKriegsrat. Dann pflegte Miriam, wenn sie die Männer begrüßt und das schlichte Mahl von Früchten und

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