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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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aber
     hielt schützend mit der Linken den breiten Schild über ihr Haupt, und im Sturm sprengte er mit ihr durch die dampfende Straße
     nach der Porta Capuana.
    »O jetzt – jetzt sterben – sterben an seiner Brust, wenn nicht mit ihm!« betete Miriam.
    Im Turme traf er Valeria, auf Miriams Lager gestreckt, unter Julius’ und ihrer Sklavinnen Hut. Sie war bleich und geschwächt
     vom Blutverlust, aber gefaßt und ruhig. Totila flog an ihre Seite: hochklopfenden Herzens stand Miriam am Fenster und sah
     schweigend hinaus in die brennende Stadt.––
    Kaum hatte sich Totila überzeugt, daß die Verwundung ganz leicht, als er aufsprang und rief:
    »Du mußt fort! sogleich! in dieser Stunde! In der nächsten vielleicht erstürmt Belisar die Wälle. Ich habe alle meine Schiffe
     nochmals mit Flüchtenden gefüllt: sie bringen dich nach Cajeta, von da weiter nach Rom. Eile dann nach Taginä, wo ihr Güter
     habt. Du mußt fort! Julius wird dich begleiten.«
    »Ja«, sprach dieser, »denn wir haben Einen Weg.«
    »Einen Weg? wohin willst du?«
    »Nach Gallien, in meine Heimat. Ich kann den furchtbaren Kampf nicht länger mitansehn. Du weißt es selbst: ganz Italien erhebt
     sich gegen euch, für eure Feinde. Meine Mitbürger fechten unter Belisar: soll ich gegen sie, soll ich gegen dich meinen Arm
     erheben? Ich gehe.«
    Schweigend wandte sich Totila zu Valeria.
    »Mein Freund«, sagte diese, »mir ist: der Glückstern unsrer Liebe ist erloschen für immer! Kaum hat mein Vater jenen Eid mit
     vor Gottes Thron genommen, so fällt Neapolis, die dritte Stadt des Reichs.«
    »So traust du unserm Schwerte nicht?«
    »Ich traue eurem Schwert,– nicht eurem Glück! Mit den stürzenden Balken meines Vaterhauses sah ich die Pfeiler meinerHoffnung fallen. Leb wohl, zu einem Abschied für lange. Ich gehorche dir. Ich gehe nach Taginä.«
    Totila und Julius eilten mit den Sklaven hinaus, Plätze in einer der Triremen zu sichern. Valeria erhob sich vom Lager: da
     eilte Miriam herzu, ihr die glänzenden Sandalen unter die Füße zu binden.
    »Laß, Mädchen! du sollst mir nicht dienen«, sprach Valeria.
    »Ich tue es gern«, sagte diese flüsternd. »Aber gönne mir eine Frage.« Und mit Macht traf ihr blitzendes Auge die ruhigen
     Züge Valerias. »Du bist schön und klug und stolz – aber sage mir, liebst du ihn? – du kannst ihn jetzt verlassen – liebst
     du ihn mit heißer, alles verzehrender, allgewaltiger Glut, liebst du ihn mit einer Liebe wie   –«
    Da drückte Valeria das schöne, glühende Haupt des Mädchens wie verbergend an ihre Brust:
    »Mit einer Liebe wie du? Nein, meine süße Schwester! Erschrick nicht! Ich ahnt’ es längst nach seinen Berichten über dich.
     Und ich sah es klar bei deinem ersten Blick auf ihn. Sorge nicht; dein Geheimnis ist wohlgewahrt bei mir; kein Mann soll darum
     erfahren. Weine nicht, bebe nicht, du süßes Kind. Ich liebe dich sehr um dieser Liebe willen. Ich fasse sie ganz. Glücklich,
     wer, wie du, in seinem Schmerz ganz aufgehen kann im Augenblick. Mir hat ein feindlicher Gott den vorschauenden Sinn gegeben,
     der stets von der Stunde nach der Ferne blickt. Und so seh’ ich vor uns dunkeln Schmerz und einen langen, finstern Pfad, der
     nicht in Licht endet. Ich kann dir aber den Stolz nicht lassen, daß deine Liebe edler sei als meine, weil sie hoffnungslos.
     Auch meine Hoffnung liegt in Schutt. Vielleicht wäre es sein Glück geworden, die duftige Rose deiner schönen Liebe zu entdecken
     – denn Valeria, fürcht’ ich – wird die Seine nie. Doch leb wohl, Miriam! Sie kommen. Gedenke dieser Stunde. Gedenke mein als
     einer Schwester, und habe Dank, Dank für deine schöne Liebe.«
    Wie ein entdecktes Kind hatte Miriam gezittert und vor der Allesdurchschauenden fliehen wollen. Aber diese edle Sprache überwältigte
     die Scheu ihres Herzens: und reich flossen die Tränen über die glühendroten Wangen: und heftig preßtesie, vor Scheu und Scham und Weinen bebend, das Haupt an der Freundin Brust. Da hörte man Julius kommen, Valeria abzurufen.
     Sie mußten sich trennen: nur einen einzigen raschen Blick aus ihren innigen Augen wagte Miriam auf der Römerin Antlitz. Dann
     sank sie rasch vor ihr nieder, umfaßte ihre Knie, drückte einen brennenden Kuß auf Valerias kalte Hand und war im Nebengemach
     verschwunden.
    Valeria erhob sich wie aus einem Traum und sah um sich. Am Fenster in einer Vase duftete eine dunkelrote Rose. Sie küßte sie,
     barg sie an ihrer Brust,

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