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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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wurden.
    Besorgt eilten Totila und Uliaris auf die Wälle und suchten, Gegenmaßregeln zu treffen. Säcke mit Erde wurden an den von den
     Mauerbrechern bedrohten Stellen herabgelassen: Feuerbrände bereitgehalten, die Maschinen, wenn sie nahten, in Brand zu stecken;
     siedendes Wasser, Pfeile und Steine gegen die Bespannung und die Bedienung gerichtet: und schon lachten die Goten der feigen
     Feinde, als sie bemerkten, wie die Maschinen, weit außer der gewohnten Schußweite und den Belagerten völlig unerreichbar,
     haltmachten. Aber Totila lachte nicht. Er erschrak, wie die Byzantiner ruhig die Bespannung abschirrten und ihre Maschinen
     spannten. Noch war kein Geschoß entsandt.
    »Nun?« spottete der junge Agila neben Totila, »wollen sie uns von da aus beschießen? Doch lieber gleich von Byzanz her übers
     Meer! Es wäre noch sicherer!«
    Er hatte noch nicht ausgeredet, als ein vierzigpfündiger Stein ihn und die ganze Zinne, auf der er stand, herunterschmetterte:
     Martinus hatte die Tragweite der Ballisten verdreifacht. Totila sah ein, daß sie völlig widerstandslos sich von den Feinden
     mit Geschossen überhageln lassen mußten. Entsetzt sprangen die Goten von den Wällen herab und suchten Schutz in den Straßen,
     den Häusern, den Kirchen. Vergebens! Tausende und Tausende von Pfeilen, Speeren, schweren Balken, Steinen, Steinkugeln sausten
     und pfiffen im sichern Bogenschuß auf ihre Köpfe: ganze Felstrümmer kamen geflogen und schlugen krachend durch Holzwerk und
     Getäfel der festesten Dächer, während im Norden gegen das Castell unaufhörlich der Sturmbock mit seinen zermürbenden Stößen
     donnerte. Indes der dichte Hagel der Geschosse buchstäblich die Luft verfinsterte, betäubte das prasselnde Niederfallen der
     Steine, das brechende Gebälk, die zerschmetterten Zinnen und der Weheschrei der Getroffenen das Ohr mit furchtbarem Lärm.
    Erschrocken flüchtete die zitternde Bevölkerung in die Keller und Gewölbe ihrer Häuser, Belisar und die Goten um die Wette
     verfluchend. Aber noch hatte die bebende Stadt das Ärgste nichterfahren. Auf dem Marktplatz, dem Forum des Trajan, nahe dem Hafen, stand ein ungedecktes Haus, eine Art Schiffsarsenal, mit
     altem wohlgetrocknetem Holz, Werg, Flachs, Teer etc. voll aufgehäuft. Da kam zischend und dampfend ein seltsames Geschoß gefahren,
     traf in das Holzwerk, und im Augenblick, da es niederfiel, schlug hellauflodernd die Flamme hervor und verbreitete sich, von
     dem Schiffsmaterial genährt, mit Windeseile. Jubelnd begrüßten draußen die Belagrer den hochaufwirbelnden Qualm und richteten
     eifrig die Geschosse nach der Stelle, das Löschen zu hindern. Belisar ritt zu Martinus heran.
    »Gut«, rief er, »Mann der Zirkel, gut. Wer hat das Geschoß gerichtet?«
    »Ich«, sprach Jochem, »o ihr sollt zufrieden sein mit mir. Gebt acht! Seht ihr da, rechts von der Brandstätte, das hohe Haus
     mit den Statuen auf flachem Dach? Das ist das Haus der Valerier, der größten Freunde des Volkes von Edom. Gebt acht! Es soll
     brennen.«
    Und sausend fuhr der Brandpfeil durch die Luft, und bald darauf schlug eine zweite Flamme aus der Stadt gen Himmel.
    Da sprengte Prokop heran und rief: »Belisarius, dein Feldherr Johannes läßt dich grüßen: das Castell des Tiberius brennt,
     der erste Wall liegt nieder.«
    Und so war es, und bald standen vier, sechs, zehn Häuser in allen Teilen der Stadt in vollen Flammen.
    »Wasser!« rief Totila, durch eine brennende Straße nach dem Hafen sprengend, »heraus, ihr Bürger von Neapolis! Löscht eure
     Häuser. Ich kann keinen Goten von dem Wall lassen. Schaft Fässer aus dem Hafen in alle Straßen! Die Weiber in die Häuser!
     – was willst du, Mädchen? laß mich – Du bist’s, Miriam? Du hier? Unter Pfeilen und Flammen? Fort, was suchst du?«
    »Dich«, sprach das Mädchen. »Erschrick nicht. Ihr Haus brennt. Aber sie ist gerettet.«
    »Valeria! um Gott, wo ist sie?«
    »Bei mir. In unserm dichtgewölbten Turm: dort ist sie sicher. Ich sah die Flamme aufsteigen. Ich eilte hin. Dein Freund mit
     der sanften Stimme trug sie aus dem Schutt: er wollte mit ihr in die Kirche. Ich rief ihn an und führte sie unter unser Dach.Sie blutet. Ein Stein hat sie verletzt, an der Schulter. Aber es ist ohne Gefahr. Sie will dich sehen. Ich kam, dich zu suchen!«
     »Kind, Dank! Aber komm! komm fort von hier!«
    Und rasch faßte er sie und schwang sie vor sich auf den Sattel. Zitternd schlang sie beide Arme um seinen Nacken. Er

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