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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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segnete mit rascher Handbewegung die trauliche Stätte, welche ihr ein Asyl geboten, und folgte dann
     rasch entschlossen Julius in einer gedeckten Sänfte nach dem Hafen, wo sie noch von Totila kurzen Abschied nahm, ehe sie mit
     Julius das Schiff bestieg. Alsbald drehte sich dieses mit mächtiger Wendung und rauschte zum Hafen hinaus. Totila sah ihnen
     wie träumend nach. Er sah Valeriens weiße Hand noch Abschied winken: er sah und sah den fliehenden Segeln nach, nicht achtend
     der Geschosse, die jetzt immer dichter in den Hafen zu rasseln begannen. Er lehnte an einer Säule und vergaß einen Augenblick
     die brennende Stadt und sich und alles. Da weckte ihn der treue Thorismuth aus seinen Träumen.
    »Komm, Feldherr«, rief ihm dieser zu, »überall such’ ich dich: Uliaris will dich sprechen.– Komm, was starrst du hier in die
     See unter klirrenden Pfeilen?«
    Totila raffte sich langsam auf:
    »Siehst du«, sagte er, »siehst du das Schiff? – Da fahren sie hin!   –«
    »Wer?« fragte Thorismuth.
    »Mein Glück und meine Jugend«, sprach Totila und wandte sich, Uliaris zu suchen.
    Dieser teilte ihm mit, daß er, um Zeit zu gewinnen, soeben einen Waffenstillstand auf drei Stunden, den Belisar, um Unterhandlungen
     zu führen, angetragen, angenommen habe.
    »Ich werde nie übergeben! Aber wir müssen Zeit haben, unsere Wälle zu flicken und zu stützen. Kommt denn nirgends Entsatz?
     hast du noch keine Nachricht auf dem Seeweg vom König?«
    »Keine.«
    »Verflucht! Über sechshundert von meinen Goten sind vor den höllischen Geschossen gefallen. Ich kann gar die wichtigsten Posten
     nicht mehr besetzen! Wenn ich nur wenigstens noch vierhundert Mann hätte!«
    »Nun«, sprach Totila nachsinnend, »die kann ich dir schaffen, denk’ ich. In dem Castellum Aurelians, auf der Straße nach Rom,
     liegen vierhundertfünfzig Mann Goten. Sie haben bisher erklärt, vom König Theodahad den unsinnigen, aber strengen Befehl zu
     haben, nicht Neapolis zu verstärken. Aber jetzt in dieser höchsten Not! – ich selbst will hin, während des Waffenstillstandes,
     und alles aufbieten, sie zu holen.«
    »Geh nicht! du kommst erst nach Ablauf des Stillstandes zurück, und die Straße ist dann nicht mehr frei. Du kommst nicht durch.«
    »Ich komme durch, mit Gewalt oder mit List: halte dich nur, bis ich zurück bin! Auf, Thorismuth, zu Pferd.«
    Während Totila mit Thorismuth und wenigen Reitern zur Porta Capuana hinausjagte, war der alte Isak, der unermüdlich auf den
     Wällen ausgeharrt hatte, die Pause des Waffenstillstands benutzend, in seine Turmklause zurückgekehrt, die Tochter wiederzusehen
     und sich an Trank und Speise zu laben. Als Miriam Wein und Brot gebracht, und ängstlich dem Bericht Isaks von den Fortschritten
     der Feinde lauschte, erscholl ein hastiger, unsteter Schritt auf der Treppe, und Jochem stand vor dem erstaunten Paar.
    »Sohn Rachels, wo kommst du her zu übler Stunde, wie der Rabe vor dem Unglück? Wie kommst du herein? zu welchem Tor?«
    »Das laß du meine Sorge sein. Ich komme, Vater Isak, noch einmal zu fordern deiner Tochter Hand – zum letzten Mal in diesem
     Leben.«
    »Ist jetzt Zeit zu freien und Hochzeit zu machen?« fragte Isak unwillig, »die Stadt brennt, und die Straßen liegen voll Leichen.«
    »Warum brennt die Stadt? warum liegen voll Leichen die Straßen? Weil die Männer von Neapolis halten zu dem Volkvon Edom. Ja, jetzt
ist
Zeit zu freien. Gib mir dein Kind, Vater Isak, und ich rette dich und sie. Ich allein kann’s.«
    Und er griff nach Miriams Arm.
    »Du mich retten?« rief diese, mit Ekel zurücktretend. »Lieber sterben!«
    »Ha, Stolze!« knirschte der grimmige Freier, »du ließest dich wohl lieber retten von dem blondgelockten Christen? Laß sehen,
     ob er dich retten wird, der Verfluchte, vor Belisar und mir. Ha, bei den langen, gelben Haaren will ich ihn durch die Straßen
     schleifen und spucken in sein bleich Gesicht.«
    »Hebe dich hinweg, Sohn Rachels«, rief Isak, aufstehend und den Spieß fassend. »Ich merke, du hältst zu denen, die da draußen
     liegen! Aber das Horn ruft, ich muß hinab; das jedoch sag’ ich dir: noch mancher unter euch wird rücklings fallen, eh’ ihr
     steigt über diese morschen Mauern.«
    »Vielleicht«, grinste Jochem, »fliegen wir drüber wie die Vögel der Luft. Zum letzten Mal, Miriam, ich frage dich: laß diesen
     Alten, laß den verfluchten Christen – ich sage dir, der Schutt dieser Wälle wird sie bedecken. Ich weiß, du

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