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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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umgaben.
    Da, als sie die kaiserliche Fahne auf den Wällen flattern sahen, erhoben sich – unter Führung alter Römerfreunde, wie Stephanos
     und Antiochos, des Syrers,– ein eifriger Anhänger der Goten, Kastor, der Rechtsanwalt, ward, da er sie hemmen wollte, erschlagen
     – auch die Bürger von Neapolis: sie entwaffneten die einzelnen Goten in den Straßen und schickten, glückwünschend und dankend
     und ihre Stadt der Gnade empfehlend, eine Gesandtschaft an Belisar, der, von seinem glänzenden Stab umgeben, zur Porta Capuana
     hereinritt. Aber finster furchte er die majestätische Stirn, und ohne seinen Rotscheck anzuhalten, sprach er:
    »Fünfzehn Tage hat mich Neapolis aufgehalten. Sonst läg ich längst vor Rom, ja vor Ravenna. Was glaubt ihr, daß das dem Kaiser
     an Recht und mir an Ruhm entzieht? Fünfzehn Tage lang hat sich eure Feigheit, eure schlechte Gesinnung von einer Handvoll
     Barbaren beherrschen lassen. Die Strafe für diese fünfzehn Tage seien nur fünfzehn Stunden   – Plünderung. Ohne Mord:– die Einwohner sind Kriegsgefangene des Kaisers – ohne Brand: denn die Stadt ist jetzt eine Veste
     von Byzanz. Wo ist der Führer der Goten? Tot?«
    »Ja«, sprach Johannes, »hier ist sein Schwert, Graf Uliaris fiel.«
    »Den meine ich nicht!« sprach Belisar. »Ich meine den jungen, den Totila. Was ward aus ihm? Ich muß ihn haben.«
    »Herr«, sprach einer der Neapolitaner, der reiche Kaufherr Asklepiodot, vortretend, »wenn ihr mein Haus und Warenlager von
     der Plünderung ausnehmt, will ich’s euch wohl sagen.«
    Aber Belisar winkte: zwei maurische Lanzenreiter ergriffen den Zitternden. »Rebell, willst du mir Bedingungen machen? Sprich,
     oder die Folter macht dich sprechen.«
    »Erbarmen! Gnade!« schrie der Geängstigte. »Der Seegraf eilte mit wenigen Reitern während der Waffenruhe hinaus, Verstärkung
     zu holen vom Castellum Aurelians: er kann jeden Augenblick zurückkehren.«
    »Johannes«, rief Belisar, »der Mann wiegt so schwer wie ganz Neapolis. Wir müssen ihn fangen! Du hast, wie ich befahl, den
     Weg nach Rom abgesperrt? das Tor besetzt?«
    »Es hat niemand nach dieser Richtung die Stadt verlassen können«, sprach Johannes.
    »Auf! Blitzesschnell! wir müssen ihn hereinlocken! Zieh rasch das gotische Banner auf dem Castell des Tiberius wieder auf
     und auf der Porta Capuana. Die gefangenen Neapolitaner stelle wieder bewaffnet auf die Wälle: wer ihn warnt, mit einem Augenwinken,
     ist des Todes. Zieht meinen Leibwächtern gotische Waffen an. Ich selbst will dabei sein! dreihundert Mann in der Nähe des
     Tors. Man lasse ihn ruhig herein. Sowie er das Fallgitter hinter sich hat, läßt man’s nieder. Ich will ihn lebend fangen.
     Er soll nicht fehlen beim Triumphzug in Byzanz.«
    »Gib mir das Amt, mein Feldherr«, bat Johannes. »Ich schuld’ ihm noch Vergeltung für einen Kernhieb.«
    Und er flog zurück zur Porta Capuana, ließ die Leichen und alle Spuren des Kampfes wegschaffen und traf sonst seine Maßregeln.
     Da drängte sich eine verschleierte Gestalt heran:
    »Um der Güte Gottes willen«, flehte eine liebliche Stimme, »ihr Männer, laßt mich heran! Ich will ja nur seine Leiche,– o
     gebt acht! sein weißer Bart! o mein Vater.«
    Es war Miriam, welche der Lärm plündernder Hunnen aus der Kirche nach Hause gescheucht hatte. Und mit der Kraft der Verzweiflung
     schob sie die Speere zurück und nahm das bleiche Haupt Isaks in ihre Arme.
    »Weg, Mädel!« rief der nächste Krieger, ein sehr langer Bajuvare, ein Söldner von Byzanz   – Garizo hieß er. »Halt uns nicht auf! wir müssen den Weg säubern! In den Graben mit dem Juden!«
    »Nein, nein!« rief Miriam und stieß den Mann zurück.
    »Weib!« schrie dieser zornig und hob das Beil –
    Aber die Arme schützend über des Vaters Leiche breitend und mit leuchtenden Augen aufblickend, blieb Miriam furchtlos stehen
     – wie gelähmt hielt der Krieger inne:
    »Du hast Mut, Mädel!« sagte er, das Beil senkend. »Und schön bist du auch, wie die Waldfrau der Liusacha. Was kann ich dir
     Liebes tun? du bist ganz wundersam anzuschauen.«
    »Wenn der Gott meiner Väter dein Herz gerührt«, bat Miriams herzgewinnende Stimme, »hilf mir die Leiche dort im Garten bergen:–
     das Grab hat er sich lange selbst geschaufelt,– neben Sarah, meiner Mutter, das Haupt gegen Osten.«
    »Es sei!« sprach der Bajuvare und folgte ihr.
    Sie trug das Haupt, er faßte die Knie der Leiche: wenige Schritte führten sie in den

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