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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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sehr schwer wahrzunehmen, wenn man das Pergament nicht gegen das Licht hält – so etwa, siehst du, Belisar? – und
     er hatte blindlings drei Kreuze darauf gemalt; ich aber habe diese Kreuze mit meiner – wie hieß es doch? – ›tempelschänderischen‹,
     aber geschickten Hand weggewischt und siehe, da steht eingestempelt: ›VI.   Indiktion: Justinianus Augustus, allein Konsul im ersten Jahre seiner Herrschaft.‹«
    Silverius wankte und hielt sich an dem Stuhl, den man für ihn bereitgestellt.
    »Das Pergament der Urkunde, auf welches der Protonotar des Kaisers Constantin vor zweihundert Jahren die Schenkung niederschrieb,
     ist also erst vor einem Jahre zu Byzanz einem Esel von den Rippen gezogen worden. Gesteh, o Feldherr, daß hier das Gebiet
     des Begreiflichen endet, und des Übernatürlichen beginnt; daß hier ein Wunder der Heiligen geschah, und verehre das Walten
     des Himmels.«
    Er reichte Belisar die Urkunde.
    »Das ist auch ein tüchtig Stück Weltgeschichte, heilige und profane, was wir da erleben!« sagte Prokop zu sich selbst.
    »Es ist so, beim Schlummer Justinians!« frohlockte Belisar.
    »Bischof von Rom, was hast du zu erwidern?«
    Mühsam hatte sich Silverius gefaßt; er sah den Bau seines Lebens vor seinen Augen in die Erde versinken. Mit halb versagender
     Stimme antwortete er:
    »Ich fand die Urkunde im Archiv der Kirche vor wenigen Monden. Ist dem so, wie ihr sagt, so bin ich getäuscht, wie ihr.«
    »Wir sind aber nicht getäuscht«, lächelte Cethegus.
    »Ich wußte nichts von jenem Stempel, ich schwöre es bei den Wunden Christi.«
    »Das glaub’ ich dir ohne Schwur, heiliger Vater«, fiel Cethegus ein.
    »Du wirst einsehn, Priester«, sprach Belisar, sich erhebend, »daß über diese Sache die strengste Untersuchung   –«
    »Ich verlange sie«, sprach Silverius, »als mein Recht.«
    »Es soll dir werden, zweifle nicht! Aber nicht ich darf es wagen, hier zu richten: nur die Weisheit des Kaisers selbst kann
     hier das Recht finden. Vulkaris, mein getreuer Heruler, dir übergeb’ ich die Person des Bischofs. Du wirst ihn sogleich auf
     ein Schiff bringen und nach Byzanz führen.«
    »Ich lege Verwahrung ein«, sprach Silverius. »Über mich kann niemand richten auf Erden als ein Konzil der ganzen rechtgläubigen
     Kirche. Ich verlange, nach Rom zurückzukehren.«
    »Rom siehst du niemals wieder! Und über deine Rechtsverwahrung wird der Kaiser Justinian, der Kaiser des Rechts, mit Tribonian
     entscheiden. Aber auch deine Genossen, Scaevola und Albinus, die falschen Mitankläger des Präfecten, der sich als des Kaisers
     treusten, klügsten Freund erwiesen, sind hochverdächtig. Justinian entscheide, wieweit sie unschuldig. Auch sie führt in Ketten
     nach Byzanz. Zu Schiff. Dort hinaus, zur Hintertür des Zelts, nicht durchs Lager. Vulkaris, dieser Priester aber ist des Kaisers
     gefährlichster Feind. Du bürgst für ihn mit deinem Kopf.«
    »Ich bürge«, sprach der riesige Heruler, vortretend und die gepanzerte Hand auf des Bischofs Schulter legend.
    »Fort mit dir, Priester! zu Schiff. Er stirbt, eh’ er mir entrissen wird.«
    Silverius sah ein, daß weiteres Widerstreben nur seine Würde gefährdende Gewalt hervorrufen werde. Er fügte sich und schritt
     neben dem Germanen, der die Hand nicht von seiner Schulter löste, nach der Tür im Hintergrund des Zeltes, welche eine der
     Wachen auftat. Er mußte hart an Cethegus vorbei. Er beugte das Haupt und sah ihn nicht an: aber er hörte, wie dieser ihm zuflüsterte:
    »Silverius, diese Stunde vergilt deinen Sieg in den Katakomben. Nun sind wir wett!«

Dreizehntes Kapitel
    Sowie der Bischof das Zelt verlassen, erhob sich Belisar lebhaft von seinem Sitze, eilte auf den Präfecten zu, umarmte und
     küßte ihn: »Nimm meinen Dank, Cethegus Cäsarius! Ich werde dem Kaiser berichten, daß du ihm heute Rom gerettet hast. Dein
     Lohn wird nicht ausbleiben.«
    Aber Cethegus lächelte: »Meine Taten belohnen sich selbst.«
    Den Helden Belisarius hatte der geistige Kampf dieser Stunde, der rasche Wechsel von Zorn, Furcht, Spannung und Triumph mehr
     als ein halber Tag des Kampfes unter Helm und Schild angestrengt und erschöpft. Er verlangte nach Erholung und Labung und
     entließ seine Heerführer, von denen keiner ohne ein Wort der Anerkennung an den Präfecten das Zelt verließ.
    Dieser sah seine Überlegenheit von allen, auch von Belisar, anerkannt; es tat ihm wohl, in Einer Stunde den schlauen Bischof
     vernichtet und die stolzen

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