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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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bedeutend.
    Prokop sagte achselzuckend: »Unbegreiflich.«
    Aber Antoninen gefiel dieser Freimut.
    »Zwar sah ich ein, daß wir nur mit dem Schwerte Belisars die Barbaren niederschlagen können. Leider auch, daß unsere Zeit
     nicht ganz reif ist, mein Traumbild republikanischer Freiheit zu verwirklichen. Die Römer müssen erst wieder zu Catonen werden,
     dies Geschlecht muß aussterben, und ich erkenne, daß Rom einstweilen nur unter dem Schilde Justinians Schutz findet gegen
     die Barbaren. Drum wollen wir uns diesem Schilde beugen – einstweilen.«
    »Nicht übel!« dachte Prokop, »der Kaiser soll sie so lang schützen, bis sie stark genug sind, ihn zum Dank davonzujagen.«
    »Das sind Träume, mein Präfect«, sagte Belisar mitleidig, »was haben sie für praktische Folgen?«
    »Die, daß Rom nicht mit gebundenen Händen, ohne Bedingung, der Willkür des Kaisers überliefert werden soll. Justinian hat
     nicht nur Belisar zum Diener. Denke, wenn der herzlose Narses dein Nachfolger würde!« – die Stirn des Helden faltete sich
     – »deshalb will ich dir die Bedingungen nennen, unter denen die Stadt Cäsars dich und dein Heer in ihre Mauern aufnehmen wird.«
    Aber das war Belisar zuviel. Zürnend sprang er auf, sein Antlitz glühte, sein Auge blitzte.
    »Präfect von Rom«, rief er mit seiner rollenden Löwenstimme, »du vergißt dich und deine Stellung. Morgen brech’ ich auf mit
     meinem Heer von siebzigtausend Mann nach Rom. Wer wird mich hindern, einzuziehen in die Stadt, ohne Bedingung?«
    »Ich«, sagte Cethegus ruhig. »Nein, Belisar, ich rase nicht. Sieh hier, diesen Plan der Stadt und ihrer Werke. Dein Feldherrnauge
     wird rascher, besser als das meine, ihre Stärke erkennen.«
    Er zog ein Pergament hervor und breitete es auf dem Zelttische aus. Belisar warf einen gleichgültigen Blick darauf, aber sofort
     rief er:
    »Der Plan ist irrig! Prokop, reiche mir unsern Plan aus jener Capsula.– Sieh her, diese Gräben sind ja jetzt ausgefüllt, diese
     Türme eingefallen, hier die Mauer niedergerissen, diese Tore wehrlos – Dein Plan stellt sie alle noch in furchtbarer Stärke
     dar. Er ist veraltet, Präfect von Rom.«
    »Nein, Belisar, der deine ist veraltet: diese Mauern, Gräben, Tore sind hergestellt.«
    »Seit wann?«
    »Seit Jahresfrist.«
    »Von wem?«
    »Von mir.«
    Betroffen sah Belisar auf den Plan. Antoninas Blick hing ängstlich an den Zügen ihres Gatten.
    »Präfect«, sagte dieser endlich, »wenn dem so ist, so verstehstdu den Krieg, den Festungskrieg. Aber zum Krieg gehört ein Heer, und deine leeren Wälle werden mich nicht aufhalten.«
    »Du wirst sie nicht leer finden. Du wirst einräumen, daß mehr als zwanzigtausend Mann Rom, nämlich dies mein Rom hier auf
     dem Plan, über Jahr und Tag selbst gegen Belisar zu halten vermögen. Gut: so wisse denn, daß jene Werke in diesem Augenblick
     von fünfunddreißigtausend Bewaffneten gedeckt sind.«
    »Sind die Goten zurück?« rief Belisar.
    Prokop trat erstaunt näher.
    »Nein, jene fünfunddreißigtausend stehen unter meinem Befehl. Ich habe seit Jahren die lang verweichlichten Römer zu den Waffen
     zurückgerufen und unablässig in den Waffen geübt. So habe ich zur Zeit dreißig Kohorten, jede fast zu tausend Mann, schlagfertig.«
    Belisar bekämpfte seinen Unmut und zuckte verächtlich die Achseln.
    »Ich geb’ es zu«,– fuhr Cethegus fort – »diese Scharen würden in offner Feldschlacht einem Heere Belisars nicht stehen. Aber
     ich versichre dich: von diesen Mauern herab werden sie ganz tüchtig fechten. Außerdem hab’ ich aus meinen Privatmitteln siebentausend
     auserlesne isaurische und abasgische Söldner geworben und allmählich in kleinen Abteilungen ohne Aufsehen nach Ostia, nach
     Rom und in die Umgegend gebracht. Du zweifelst? hier sind die Listen der dreißig Kohorten, hier der Vertrag mit den Isauriern.
     Du siehst deutlich, wie die Sachen stehen. Entweder du nimmst meine Bedingung an:– dann sind jene fünfunddreißigtausend dein,
     dein ist Rom, mein Rom, dieses Rom auf dem Plan, von dem du sagtest, es sei von furchtbarer Stärke, und dein ist Cethegus.
     Oder du verwirfst meine Bedingung: dann ist dein ganzer Siegeslauf, dessen Gelingen auf der Raschheit deiner Bewegung ruht,
     gehemmt. Du mußt Rom belagern, viele Monde lang. Die Goten haben alle Zeit, sich zu sammeln. Wir selber rufen sie zurück:
     sie ziehen in dreifacher Übermacht zum Entsatz der Stadt heran, und nichts errettet dich vom Verderben als

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