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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Laien ist solches Tun   –«
    »Der schändlichste Verrat!« fiel Belisar donnernd ein, sprang auf und nahm die Urkunde aus des Präfecten Hand. »Hier sieh,
     Priester, deinen Namen: kannst du noch leugnen?«
    Der Eindruck dieser Anklage, dieses Beweises auf alle Anwesenden war ein gewaltiger. Staunen und Unwillen, gemischt mit Spannung
     auf des Papstes Verteidigung, lag auf den Zügen aller Gesichter; am meisten aber war Scaevola, der kurzsichtige Republikaner,
     überrascht von diesen Herrscherplänen seines gefährlichen Verbündeten. Er hoffte, Silverius werde die Verleumdung siegreich
     niederschlagen.
    Die Lage des Papstes war in der Tat höchst gefährlich, die Anklage schien unwiderleglich, und das zornlohende Antlitz Belisars
     hätte manch tapfres Herz erschreckt. Aber Silverius zeigte in diesem Augenblick, daß er kein unebenbürtiger Gegner des Präfecten
     und des Helden von Byzanz war. Nicht eine Sekunde hatte er die Fassung verloren: nur als Cethegus die Urkunde aus dem Gewand
     hervorzog, hatte er einen Moment die Augen niedergeschlagen, wie aus Schmerz. Aber dem donnernden Ruf wie den blitzenden Augen
     Belisars hielt er ein unerschütterlich ruhiges Angesicht entgegen. Er fühlte, daß er in dieser Stunde den Gedanken seines
     Lebens verfechten mußte: dies gab ihm kühne Kraft, keine Wimper zuckte ihm.
    »Wie lange wirst du noch schweigen?« fuhr ihn Belisar an.
    »Bis du fähig und würdig bist, mich zu hören. Du bist besessen von Urchitophel, dem Dämon des Zornes.«
    »Sprich! Verteidige dich!« sagte Belisar, sich setzend.
    »Die Klage dieses gottlosen Mannes«, hob Silverius an, »bringt nur ein Recht der heiligen Kirche noch früher ans Licht, als
     sie es in dieser unruhigen Zeit geltend machen wollte. Es ist wahr, ich habe diesen Vertrag mit dem Barbarenkönig geschlossen.«
    Eine Bewegung der Entrüstung ging durch die Reihen der Byzantiner.
    »Nicht aus weltlicher Herrschsucht, nicht, um neues Recht zu erwerben, habe ich mit dem König der Goten, als dem damaligen
     Besitzer der Stadt, verhandelt. Nein! die Heiligen sind mir Zeugen! Nur weil es meine Pflicht, ein uraltes Recht des heiligen
     Petrus nicht fallenzulassen.«
    »Ein uraltes Recht?« fragte Belisar unwillig.
    »Ein uraltes Recht!« wiederholte Silverius, »welches geltend zu machen die Kirche nur bisher unterlassen hat. Ihre Feinde
     nötigen sie, in diesem Augenblick damit hervorzutreten. Wisse denn, du Vertreter des Kaisers, höret es, ihr Kriegsobersten
     und Schwertgewaltigen, was sich die Kirche von Theodahad hat einräumen lassen, ist schon seit zwei Jahrhunderten ihr Eigentum:
     der Gote hat es nur bestätigt. An demselben Ort, wo des Präfecten tempelschänderische Hand diese Bestätigung entwendet, hätte
     er auch die Urkunde finden können, welche ursprünglich unser Recht begründen. Der fromme Kaiser Constantinus, der sich zuerst
     von den Vorgängern Justinians der Lehre des Heils zugewandt, hat auf Bitten seiner gottseligen Mutter Helena, nachdem er alle
     seine Feinde mit sichtbarer Hilfe der Heiligen, besonders des heiligen Petrus, unter seine Füße getreten, zur dankbaren Anerkenntnis
     solchen Beistandes und um vor aller Welt zu bezeugen, daß Krone und Schwert sich vor dem Kreuz der Kirche zu beugen haben,
     die Stadt Rom mit ihrem Weichbild und die benachbarten Städte und Marken durch eine feierliche Schenkungsurkunde für ewige
     Zeiten dem heiligen Petrus zu Eigen übertragen, mit Gericht und Polizei, Steuer und Zoll und allen Kronrechten irdischer Herrschaft,
     auf daß die Kirche auch einen weltlichen Boden habe zur leichteren Vollführung ihrer weltlichen Aufgaben. Diese Schenkung
     ist durch eine rechtsgültige Urkunde in aller Form verbrieft: der Fluch von Gehenna ist jedem gedroht, der sie anstreitet.
     Und ich frage, im Namen des dreieinigen Gottes, den Kaiser Justinian, ob er diese Rechtshandlung seines Vorgängers, des in
     Gott seligen Kaisers Constantinus, anerkennen oder ob er sie, aus weltlicher Habgier, umstoßen und damit den Fluch der Gehenna
     und die ewige Verdammnis auf sein Haupt laden will?«
    Diese Rede des Bischofs von Rom, mit aller Kraft geistlicher Würde und aller Kunst weltlicher Rhetorik vorgetragen, war von
     unwiderstehlicher Wirkung. Belisar, Prokop und die Feldherrn, welche eben noch über den verräterischen Priester ein zorniges
     Gericht hatten halten wollen, fühlten sich jetzt durch den plötzlich ihnen entgegengehaltnen Rechtstitel selbst wieverurteilt. Der

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