Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
Vom Netzwerk:
gewaltiges Eisentor,
     das fest geschlossen war, wie in Kriegszeit. Marcus Licinius rief die Wachen an.
    »Gib die Losung!« sprach eine Stimme von innen.
    »Cäsar und Cethegus!« antwortete der Kriegstribun.
    Da sprangen die Torflügel auf: ein langes Spalier der römischen Legionäre und der isaurischen Söldner ward sichtbar, letztere
     in Eisen gehüllt bis an die Augen und mit Doppeläxten bewaffnet. Lucius Licinius stand an der Spitze der Römer, mit gezücktem
     Schwert in der Hand: Sandil, der isaurische Häuptling, an der Spitze seiner Landsleute. Einen Augenblick blieben die Byzantiner
     unentschlossen stehen, von dem Eindruck dieser Machtentfaltung von Granit und Eisen überwältigt. Da wurde es hell in dem matt
     erleuchteten Raum: man vernahm Musik aus dem Hintergrund des Ganges: und, von Fackelträgern und Flötenspielern begleitet,
     nahte Cethegus, ohne Rüstung, einen Kranz auf dem Haupt, wie ihn der Wirt eines Festgelages zu tragen pflegte, im reichen
     Hausgewand von Purpurseide. So trat er lächelnd vor und sprach:
    »Willkommen! und Flötenspiel und Tubaschall verkünde laut: daß die schönste Stunde meines Lebens kam: Belisar,
mein
Gast im Capitol.«
    Und unter schmetterndem Klang der Trompeten führte er den Schweigenden in die Burg.

Vierzehntes Kapitel
    Während dieser Vorgänge bei den Römern und Byzantinern bereiteten sich auch auf Seite der Goten entscheidende Ereignisse vor.
     In Eilmärschen waren Herzog Guntharis und Graf Arahad von Florentia, wo sie eine kleine Besatzung zurückließen, mit ihrer
     gefangenen Königin nach Ravenna aufgebrochen. Wenn sie diese für uneinnehmbar geltende Veste vor Witichis, der heftig nachdrängte,
     erreichten und gewannen, so mochten sie dem König jede Bedingung vorschreiben. Zwar hatten sie noch einen starken Vorsprung
     und hofften, die Verfolger durch die Belagerung von Florentia noch eine gute Weile aufzuhalten.
    Aber sie büßten jenen Vorsprung beinahe völlig dadurch ein, daß die auf der nächsten Straße nach Ravenna gelegnen Städte und
     Castelle sich für Witichis erklärten und so die Rebellen nötigten, auf großem Umweg im rechten Winkel zuerst nördlich nach
     Bononia (Bologna), das zu ihnen abgefallen war, und dann erst östlich nach Ravenna zu marschieren. Gleichwohl war, als sie
     in der Sumpflandschaft der Seefestung anlangten und nur noch einen halben Tagemarsch von ihren Toren entfernt waren, von dem
     Heer des Königs nichts zu sehen. Guntharis gönnte seinen stark ermüdeten Truppen den Rest des ohnehin schon gegen Abend neigenden
     Tages und schickte nur eine kleine Schar Reiter unter seines Bruders Befehl voraus, den Goten in der Festung ihre Ankunft
     zu verkünden. Aber schon in den ersten Morgenstunden des nächsten Tages kam Graf Arahad mit seiner stark gelichteten Reiterschar
     flüchtend ins Lager zurück.
    »Bei Gottes Schwert«, rief Guntharis, »wo kommst du her?«
    »Von Ravenna kommen wir. Wir hatten die äußersten Werke der Stadt erreicht und Einlaß begehrt, wurden aber entschieden abgewiesen,
     obwohl ich selbst mich zeigte und den alten Grippa, den Grafen von Ravenna, rufen ließ. Der erklärte trotzig, morgen würden
     wir seine und der Goten in Ravenna Entscheidung erfahren: wir sowohl wie das Heer des Königs, dessen Spitzen sich bereits
     von Südosten her der Stadt näherten.«
    »Unmöglich!« rief Guntharis ärgerlich.
    »Mir blieb nichts übrig, als abzuziehen, sowenig ich dies Benehmen unsers Freundes begriff. Die Nachricht von der Nähe des
     Königs hielt auch ich für eine leere Drohung des Alten, bis meine im Süden der Stadt schwärmenden Reiter, die nach einer trocknen
     Beiwachtstelle suchten, plötzlich von feindlichen Reitern unter dem schwarzen Grafen Teja von Tarentum mit dem Ruf: ›Heil
     König Witichis!‹ angegriffen und nach scharfem Gefecht zurückgeworfen wurden.«
    »Du rasest«, rief Guntharis. »Haben sie Flügel? ist Florentia aus ihrem Wege fortgeblasen?«
    »Nein! aber ich erfuhr von picentinischen Bauern, daß Witichis auf dem Küstenweg über Auximum und Ariminum nach Ravenna eilt.«
    »Und Florentia ließ er im Rücken, unbezwungen? Das soll ihm schlecht bekommen.«
    »Florentia ist gefallen! Er schickte Hildebad gegen die Stadt, der sie im Sturme nahm. Er rannte mit eigner Hand das Marstor
     ein – der wütige Stier!«
    Mit finstrer Miene vernahm Herzog Guntharis diese Unglücksbotschaften; aber rasch faßte er seinen Entschluß. Er brach sofort
     mit all seinen

Weitere Kostenlose Bücher