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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Truppen gegen die Stadt auf, sie durch einen raschen Streich zu nehmen. Der Überfall mißlang. Aber die Rebellen
     hatten die Befriedigung, zu sehen, daß die Festung, deren Besitz den Bürgerkrieg entschied, wenigstens auch dem Feind sich
     nicht geöffnet hatte.
    Im Südosten, vor der Hafenstadt Classis, hatte sich der König gelagert. Des Herzogs Guntharis geübter Blick erkannte alsbald,
     daß auch die Sümpfe im Nordwesten eine sichre Stellung gewährten, und rasch schlug er hier ein wohlverschanztes Lager auf.
     So hatten sich die beiden Parteien, wie zwei ungestüme Freier um eine spröde Braut, hart an beide Seiten der gotischen Königsstadt
     gedrängt, welche keinem ein günstiges Gehör schenken zu wollen schien.
    Tags darauf gingen zwei Gesandtschaften, aus Ravennaten und Goten bestehend, aus dem nordwestlichen und aus dem südöstlichen
     Tor der Festung, dem Tor des Honorius und dem des Theoderich, und brachten, jene in das Lager der Rebellen,diese zu den Königlichen, den verhängnisvollen Entscheid von Ravenna. Dieser mußte sehr seltsam lauten. Denn die beiden Heerführer,
     Guntharis und Witichis, hielten ihn, in merkwürdiger Übereinstimmung, streng geheim und sorgten eifrig dafür, daß kein Wort
     davon unter ihre Truppen gelangte.
    Die Gesandten wurden sofort aus den Feldherrnzelten beider Lager unter Bedeckung von Heerführern, welche jede Unterredung
     mit den Heermännern verwehrten, nach den Toren der Stadt zurückgebracht. Aber auch sonst war die Wirkung der Botschaft in
     den Heerlagern auffallend genug. Bei den Rebellen kam es zu einem heftigen Streit zwischen den beiden Führern: dann zu einer
     sehr lebhaften Unterredung von Herzog Guntharis mit seiner schönen Gefangenen, welche, wie es hieß, nur durch Graf Arahad
     vor dem Zorne seines Bruders geschützt worden war. Darauf versank das Lager der Rebellen in die Ruhe der Ratlosigkeit.
    Folgenreicher war das Erscheinen der ravennatischen Gesandten in dem Lager gegenüber. Die erste Antwort, welche König Witichis
     auf die Botschaft erließ, war der Befehl zu einem allgemeinen Sturm auf die Stadt. Überrascht vernahmen Hildebad und Teja,
     vernahm das ganze Heer diesen Auftrag. Man hatte gehoft, in Bälde die Tore der starken Festung sich freiwillig auftun zu sehn.
     Gegen das gotische Herkommen und ganz gegen seine sonst so leutselige Art gab der König niemand, auch seinen Freunden nicht,
     Rechenschaft von der Mitteilung der Gesandten und von den Gründen dieses zornigen Angriffs.
    Schweigend, aber kopfschüttelnd und mit wenig Hoffnung auf Erfolg, rüstete sich das Heer zu dem unvorbereiteten Sturm: er
     ward blutig zurückgeschlagen. Vergebens trieb der König seine Goten immer wieder aufs neue die steilen Felswälle hinan. Vergebens
     bestieg er, dreimal der erste, die Sturmleitern: vom frühen Morgen bis zum Abendrot hatten die Angreifer gestürmt, ohne Fortschritte
     zu machen: die Festung bewährte ihren alten Ruhm der Unbezwingbarkeit. Und als endlich der König, von einem Schleuderstein
     schwerbetäubt, aus dem Getümmel getragen wurde, führten Teja und Hildebad die ermüdeten Scharen ins Lager zurück.
    Die Stimmung des Heeres in der darauffolgenden Nacht war sehr trübe und gedrückt. Man hatte empfindliche Verluste zu beklagen
     und nichts gewonnen, als die Überzeugung, daß die Stadt mit Gewalt nicht zu nehmen sei. Die gotische Besatzung von Ravenna
     hatte neben den Bürgern auf den Wällen gefochten; der König der Goten lag belagernd vor seiner Residenz, vor der besten Festung
     seines Reiches, in welcher man Schutz und die Zeit zur Rüstung gegen Belisar zu finden gehofft!
    Das Schlimmste aber war, daß das Heer die Schuld des ganzen Unglückskampfes, die Notwendigkeit des Bruderstreits auf den König
     schob. Warum hatte man die Verhandlung mit der Stadt plötzlich abgebrochen? Warum nicht wenigstens die Ursache dieses Abbrechens,
     war sie eine gerechte, dem Heere mitgeteilt? Warum scheute der König das Licht? Mißmutig saßen die Leute bei ihren Wachtfeuern
     oder lagen in den Zelten, ihre Wunden pflegend, ihre Waffen flickend: nicht, wie sonst, scholl Gesang der alten Heldenlieder
     von den Lagertischen, und wenn die Führer durch die Zeltgassen schritten, hörten sie manches Wort des Ärgers und des Zornes
     wider den König.
    Gegen Morgen traf Hildebad mit seinen Tausendschaften von Florentia her im Lager ein. Er vernahm mit zornigem Schmerz die
     Kunde von der blutigen Schlappe und wollte sofort zum

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