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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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leicht fallen.
     Und vielleicht durch Schuld meiner Großmut gegen diese Römer. Sei es darum! Kein Menschenbau ist ewig, und die Schuld zu edler
     Güte – ich will sie tragen.«
    »Mein großer König!«
    »Aber, Hildebrand, in einer Nacht, da ich so wachte, sorgte und seufzte über den Gefahren meines Reiches,– da stieg mir vor
     der Seele auf das Bild einer andern Schuld! Nicht der Güte, nein, der Ruhmsucht, der blutigen Gewalt. Und wehe, wehe mir,
     wenn das Volk der Goten sollte untergehn zur Strafe für Theoderichs Frevel! –
Sein, sein
Bild tauchte mir empor!«
    Der Kranke sprach nun mit Anstrengung und zuckte einen Augenblick.
    »Wessen Bild? Wen meinst du?« fragte der Alte leise, sich vorbeugend.
    »Odovakar!« flüsterte der König.
    Hildebrand senkte das Haupt.
    Ein banges Schweigen unterbrach endlich Theoderich: »Ja, Alter, diese Rechte,– du weißt es,– hat den gewaltigen Heldendurchstoßen, beim Mahl, meinen Gast. Heiß spritzte sein Blut mir ins Gesicht, und ein Haß ohne Ende sprühte auf mich aus seinem
     brechenden Auge. Vor wenigen Monden, in jener Nacht, stieg sein blutiges, bleiches, zürnendes Bild wie eines Rachegottes vor
     mir auf. Fiebernd zuckte mein Herz zusammen. Und furchtbar sprach’s in mir: um dieser Bluttat willen wird dein Reich zerfallen
     und dein Volk vergehn.«
    Nach einer neuen Pause begann diesmal Hildebrand, trotzig aufblickend:
    »König, was quälst du dich wie ein Weib? Hast du nicht Hunderte erschlagen mit eigner Hand und dein Volk Tausende auf dein
     Gebot? Sind wir nicht von den Bergen in dies Land herabgestiegen in mehr als dreißig Schlachten, im Blute watend knöcheltief?
     Was ist dagegen das Blut des Einen Mannes! Und denk: wie es stand. Vier Jahre hatte er dir widerstanden wie der Auerstier
     dem Bären. Zweimal hatte er dich und dein Volk hart an den Rand des Verderbens gedrängt. Hunger, Schwert und Seuche rafften
     deine Goten dahin. Endlich, endlich fiel das trotzige Ravenna; ausgehungert, durch Vertrag. Bezwungen lag der Todfeind dir
     zu Füßen. Da kommt dir Warnung, er sinnt Verrat, er will noch einmal den gräßlichen Kampf aufnehmen, er will zur Nacht desselben
     Tages dich und die Deinen überfallen. Was solltest du tun? Ihn offen zu Rede stellen? War er schuldig, so konnte das nicht
     retten. Kühn kamst du ihm zuvor und tatst ihm abends, was er dir nachts getan hätte. Und wie hast du deinen Sieg benützt!
     Die Eine Tat hat all dein Volk gerettet, hat einen neuen Kampf der Verzweiflung erspart. Du hast all die Seinen begnadigt,
     hast Goten und Welsche dreißig Jahre leben lassen wie im Himmelreich. Und nun willst du um jene Tat dich quälen? Zwei Völker
     danken sie dir in Ewigkeit. Ich – ich hätt’ ihn siebenmal erschlagen.«
    Der Alte hielt inne, sein Auge blitzte, er sah wie ein zorniger Riese. Aber der König schüttelte das Haupt.
    »Das ist nichts, alter Recke, alles nichts! Hundertmal hab’ ich mir dasselbe gesagt, und verlockender, feiner, als deine Wildheit
     es vermag. Das hilft all nichts. Er war ein Held,– der einzige meines Gleichen! – Und ich hab’ ihn ermordet, ohneBeweis seiner Schuld. Aus Argwohn, aus Eifersucht, ja – es muß gesagt sein, aus Furcht,– aus Furcht, noch einmal mit ihm ringen
     zu sollen. Das war und ist und bleibt ein Frevel.– Und ich fand keine Ruhe hinter Ausreden. Düstre Schwermut fiel auf mich.
     Seine Gestalt verfolgte mich seit jener Nacht unaufhörlich. Beim Schmaus und im Rat, auf der Jagd, in der Kirche, im Wachen
     und im Schlafen. Da schickte mir Cassiodor die Bischöfe, die Priester. Sie konnten mir nicht helfen. Sie hörten meine Beichte,
     sahen meine Reue, meinen Glauben, und vergaben mir alle Sünden. Aber Friede kam nicht über mich, und ob sie mir verziehen,–
     ich konnte mir nicht verzeihen. Ich weiß nicht, ist es der alte Sinn meiner heidnischen Ahnen – aber ich kann mich nicht hinter
     dem Kreuz verstecken vor dem Schatten des Ermordeten. Ich kann mich nicht gelöst glauben von meiner blutigen Tat durch das
     Blut eines unschuldigen Gottes, der am Kreuze gestorben.« ––
    Freude leuchtete über das Antlitz Hildebrands: »Du weißt«, raunte er ihm zu, »ich habe niemals diesen Kreuzpriestern glauben
     können. Sprich, o sprich, glaubst auch du noch an Thor und Odhin? Haben sie dir geholfen?«
    Der König schüttelte lächelnd das Haupt: »Nein, du alter, unverbesserlicher Heide. Dein Walhall ist nichts für mich. Höre,
     wie mir geholfen ward. Ich schickte

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