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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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nur der Geburt nach Gotin, der Seele nach eine Griechin, der
     Tugend nach eine Römerin ist. Ihr zuliebe will ich meine Mußeden verhaßten Geschäften opfern. Aber nur unter der Bedingung, daß dies mein letztes Staatsamt sei. Ich übernehme deinen Auftrag
     und stehe dir für Rom mit meinem Kopf.«
    »Gut, hier findest du die Vollmachten, die Dokumente, deren du bedarfst.«
    Cethegus durchflog die Urkunden. »Dies ist das Manifest des jungen Königs an die Römer, mit deiner Unterschrift. Seine Unterschrift
     fehlt noch.«
    Amalaswintha tauchte die gnidische Rohrfeder in das Gefäß mit Purpurtinte, deren sich die Amaler, wie die römischen Imperatoren,
     bedienten: »Komm, schreibe deinen Namen, mein Sohn.«
    Athalarich hatte während der ganzen Verhandlung, stehend und mit beiden Armen vorgebeugt auf den Tisch gestützt, Cethegus
     scharf beobachtet. Jetzt richtete er sich auf: er war gewohnt, in seinen Formen die Rechte eines Kronprinzen und eines Kranken
     zu gebrauchen:
    »Nein«, sagte er heftig, »ich schreibe nicht. Nicht bloß, weil ich diesem kalten Römer nicht traue – nein, ich traue dir gar
     nicht, du stolzer Mann   –, es ist empörend, daß ihr, während mein hoher Großvater noch atmet, schon an seiner Krone herumtappt, ihr Zwerge nach der
     Krone des Riesen. Schämt euch eurer Fühllosigkeit. Hinter jenen Vorhängen stirbt der größte Held des Jahrhunderts – und ihr
     denkt nur an die Teilung seiner Königsgewänder.«
    Er wandte ihnen den Rücken und schritt langsam nach dem Fenster zu, wo er den Arm um seine schöne Schwester schlang und ihr
     schimmervolles, glänzendes Haar streichelte. Lange stand er so, sie achtete seiner nicht. Plötzlich fuhr sie auf aus ihrem
     Sinnen: »Athalarich«, flüsterte sie, hastig seinen Arm fassend und hinausdeutend auf die Marmorstufen, »wer ist der Mann dort?
     im blauen Stahlhelm, der eben um die Säule biegt? Sprich, wer ist es?«
    »Laß sehn«, sagte der Jüngling, sich vorbeugend, »der dort? ei, das ist Graf Witichis, der Besieger der Gepiden, ein wackrer
     Held.«
    Und er erzählte ihr von den Taten und Triumphen des Grafenim letzten Kriege. Indessen hatte Cethegus die Fürstin und den Minister fragend angesehen.
    »Laß ihn!« seufzte Amalaswintha. »Wenn er nicht will, zwingt ihn keine Macht der Erde.«
    Weiteres Fragen des Cethegus ward abgeschnitten, indem sich der dreifache Vorhang auftat, welcher das Schlafgemach des Königs
     von allem Geräusch des Vorzimmers schied. Es war Elpidios, der griechische Arzt, welcher, die schweren Falten aufhebend, berichtete,
     der Kranke, eben aus langem Schlummer erwacht, habe ihn fortgeschickt, um mit dem alten Hildebrand allein zu sein, welcher
     nie von seiner Seite wich.

Sechstes Kapitel
    Das Schlafgemach Theoderichs, schon von den Kaisern zu gleichem Zweck benützt, zeigte die düstre Pracht des späten römischen
     Stils. Die überladenen Reliefs an den Wänden, die Goldornamentik der Decke schilderte noch Siege und Triumphzüge der römischen
     Konsuln und Imperatoren: heidnische Götter und Göttinnen schwebten stolz darüber hin: überall in der Architektur und Dekoration
     waltete drückender Prunk.
    Dazu bildete einen merkwürdigen Gegensatz das Lager des Gotenkönigs in seiner schlichten Einfachheit. Kaum einen Fuß vom Marmorboden
     erhob sich das ovale Gestell von rohem Eichenholz, welches wenige Decken füllten. Nur der köstliche Purpurteppich, welcher
     die Füße verhüllte, und das Löwenfell mit goldnen Tatzen, ein Geschenk des Vandalenkönigs aus Afrika, das vor dem Bette lag,
     bekundete die Königshoheit des Kranken. Alles Gerät, das sonst das Gemach erfüllte, war prunklos, schlicht, fast barbarisch
     schwer. An einer Säule im Hintergrund hing der eherne Schild und das breite Schwert des Königs, seit vielen Jahren nicht mehr
     gebraucht.
    Am Kopfende des Lagers stand, gebeugten Hauptes, sorglich der alte Waffenmeister, die Züge des Kranken prüfend: dieser, auf
     den linken Arm gestützt, kehrte ihm das gewaltige, das majestätische Antlitz zu. Sein Haar war spärlich und an denSchläfen abgerieben durch den langjährigen Druck des schweren Helmes, aber noch glänzend hellbraun, ohne irgend graue oder
     weiße Spuren. Die mächtige Stirn, die blitzenden Augen, die stark gebogene Nase, die tiefen Furchen der Wangen sprachen von
     großen Aufgaben und von großer Kraft, sie zu lösen, und machten den Eindruck des Gesichts königlich und hehr, aber die wohlwollende
     Weichheit

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