Ein Kampf um Rom
krachend grad auf den stolz geschweiften Helm, undwie blitzgetroffen fiel der Tapfre nieder. Zwei Männer sprangen rasch hinzu und lösten ihm den Helm.
»Meister Hildebrand«, rief Aligern erstaunt, »das war kein Byzantiner.«
»Und kein Italier«, sagte Gunthamund.
»Sieh die Goldlocken – das war ein Gote!« meinte Hunibad.
Hildebrand trat hinzu – – und schrak zusammen.
»Fackeln her«, rief er – »Licht! – – Ja«, sprach er finster, seinen Steinhammer wieder aufhebend, »das war ein Gote. Und ich!
– ich hab’ ihn erschlagen«, fügte er mit eisiger Ruhe hinzu.
Aber seine Faust zitterte am Hammerschaft.
»Nein, Herr«, rief Aligern, »er lebt. Er war nur betäubt! Er schlägt die Augen auf.«
»Er lebt?« fragte der Alte mit Grauen, »das woll’n die Götter nicht!«
»Ja, er lebt!« wiederholten die Goten, ihren Gefangnen aufrichtend.
»Dann weh über ihn! und mich! Aber nein! ihn senden die Götter der Goten in meine Gewalt! Bind ihn auf dein Roß, Gunthamund,
aber fest! Und wenn er entwischt, gilt es deinen Kopf statt des seinen. Auf, zu Pferd und nach Hause!«
Im Lager angelangt, fragte die Bedeckung den Waffenmeister, was sie für diesen Gefangnen rüsten sollten.
»Einen Bund Stroh für heute nacht«, sagte der, »und für morgen früh – einen Galgen.«
Mit diesen Worten ging er in das Zelt des Königs und berichtete den Erfolg seines Zuges.
»Wir haben unter den Gefangnen«, schloß er finster, »einen gotischen Überläufer. Er muß hängen, ehe die Sonne morgen niedergeht.«
»Das ist sehr traurig«, sagte Witichis seufzend.
»Ja, aber notwendig. Ich berufe das Kriegsgericht der Heerführer auf morgen. Willst du den Vorsitz führen?«
»Nein«, sagte Witichis, »erlaß mir’s: ich bestelle Hildebad an meiner Statt.« –
»Nein«, sagte der Alte, »das geht nicht an. Ich bin Oberfeldherr,solang du im Zelte liegst: ich fordre den Vorsitz als mein Recht.«
Witichis sah ihn an: »Du siehst grimmig und so kalt! Ist’s ein alter Feind deiner Sippe?«
»Nein«, sprach Hildebrand. »Wie heißt der Gefangne?«
»Wie ich, Hildebrand.«
»Höre, du scheinst ihn zu hassen, diesen Hildebrand! Du magst ihn richten, aber hüte dich vor übertriebner Strenge. Vergiß
nicht, daß ich gern begnadige.«
»Das Wohl der Goten fordert seinen Tod«, sagte Hildebrand ruhig, »und er wird ster ben.« –
Siebzehntes Kapitel
Früh am andern Morgen wurde der Gefangne verhüllten Hauptes hinausgeführt auf eine Wiese, im Norden, »an der kalten Ecke«
des Lagers, wo sich die Heerführer und ein großer Teil der Heermänner versammelt hatten.
»Höre«, sagte der Gefangne zu einem seiner Begleiter, »ist der alte Hildebrand auf dem Thingplatz?«
»Er ist das Haupt des Things.«
»Barbaren sind und bleiben sie! Tu mir den Gefallen, Freund – ich schenke dir dafür diese purpurne Binde – und geh zu dem
Alten. Sag ihm: ich wüßte, daß ich sterben muß. Aber er möge doch mir – und mehr noch meinem Geschlecht – hörst du? – meinem
Geschlecht – die Schande des Galgens ersparen. Er möge mir heimlich eine Waffe senden.«
Der Gote, Gunthamund, ging, Hildebrand zu suchen, der das Gericht bereits eröffnet hatte. Das Verfahren war sehr einfach.
Der Alte ließ zuerst das Gesetz von Regeta vorlesen, dann von Zeugen feststellen, wie man sich des Gefangnen bemächtigt, darauf
diesen selbst vorführen. Noch immer bedeckte ein Wollsack sein Haupt und seine Schultern. Eben sollte dieser abgenommen werden,
als Gunthamund sich zu Hildebrand drängte und in sein Ohr flüsterte.
»Nein«, sagte dieser, die Stirn runzelnd. »Ich laß ihm sagen: die Schmach für sein Geschlecht sei seine Tat, nicht seine Strafe.«
Und laut fuhr er fort:
»Zeigt das Antlitz des Verräters! Er ist Hildebrand, der Sohn des Hildegis!«
Ein Ruf des Staunens und Schreckens lief durch die Menge.
»Sein eigner Enkel!«
»Alter, du sollst nicht weiter richten! Du bist grausam gegen dein Fleisch und Blut!« rief Hildebad, aufspringend.
»Nur gerecht, aber gegen alle«, sagte Hildebrand, den Stab auf die Erde stoßend.
»Armer Witichis!« flüsterte Graf Teja.
Aber Hildebad sprang auf und eilte hinweg nach dem Lager. »Was kannst du für dich vorbringen, Sohn des Hildegis?« fragte Hildebrand.
Der junge Mann trat hastig vor: sein Antlitz war von Zorn gerötet, nicht von Scham: keine Spur von Furcht lag auf seinen Zügen:
sein langes, gelbes Haar flog im Wind. Die Menge war von Mitgefühl
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