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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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und fest an:
    »Ich weiß alles, mein Witichis. Wie ich gestern abend durchs Lager wandelte, unerkannt, im Schutz der Dämmerung, hörte ich
     die Heermänner an den Feuern auf dich schelten und diesen Alten hoch erheben. Ich lauschte und hörte alles, was dieser fordert
     und was du weigerst.«
    »Und du hast mir nichts gesagt?«
    »Hat es doch keine Gefahr. Weiß ich doch, daß du dein Weib nicht verstoßen wirst. Nicht um eine Krone und nicht um jenes zauberschöne
     Mädchen. Wer will uns scheiden? Laß diesen Alten drohn: ich weiß ja doch, es hängt kein Stern am Himmel fester als ich an
     deinem Herzen.«
    Diese Sicherheit wirkte auf den Alten. Er furchte die Stirn: »Nicht mit dir hab’ ich zu rechten. Witichis, ich frage dich
     vorTeja:– du weißt, wie es steht. Ohne Ravenna sind wir verloren – Ravenna öffnet dir nur Mataswinthens Hand. – Willst du diese
     Hand fassen oder nicht?«
    Da sprang Witichis auf.
    »Ja, unsre Feinde haben recht! Wir sind Barbaren! Da steht vor diesem fühllosen Alten ein herrlich Weib, an Schmerzen wie
     an Treue unerreicht, vor ihm steht die Asche unseres gemordeten Kindes, und er will von diesem Weib, von dieser Asche weg
     den Gatten zu neuer Ehe rufen. Nie, niemals!«
    »Vor einer Stunde waren Vertreter aller Tausendschaften des Heeres auf dem Weg in dein Zelt«, sprach der Greis. »Sie wollten
     erzwingen, was ich fordere. Ich hielt sie mit Mühe ab.«
    »Laß sie kommen!« rief Witichis, »sie können mir nur die Krone nehmen, nicht mein Weib.«
    »Wer die Krone trägt, ist seines Volkes, nicht mehr sein eigen.«
    »Hier«,– da ergriff Witichis den Kronhelm und legte ihn auf den Tisch vor Hildebrand, »–   noch einmal geb’ ich euch und zum letzten Mal die Krone zurück.– Ich habe sie nicht verlangt, weiß Gott.– Sie hat mir nichts
     gebracht als diese Aschenurne.– Nehmt sie zurück – laßt König sein, wer will und Mataswintha frein.«
    Aber Hildebrand schüttelte das Haupt.
    »Du weißt, das führt zum sichersten Verderben. Schon jetzt sind wir in drei Parteien gespalten. Viele Tausende würden Arahad
     nie anerkennen. Du bist’s allein, der noch alles zusammenhält. Fällst du weg, so lösen wir uns auf, ein Bündel losgebundener
     Ruten, die Belisar im Spiele bricht. Willst du das?«
    »Frau Rauthgundis, kannst du kein Opfer bringen für dein Volk!« sprach Teja, näher tretend.
    »Auch du, hochsinniger Teja, gegen mich? ist das deine Freundschaft?«
    »Rauthgundis«, sprach dieser ruhig, »ich ehre dich vor allen Frauen, hoch, und Hohes fordre ich darum von dir.« –
    Hildebrand aber begann: »Du bist die Königin dieses Volkes. Ich weiß von einer Gotenkönigin aus unsrer Ahnen Heidenzeit. Hunger
     und Seuchen lasteten auf ihrem Volk. Ihre Schwerterwaren sieglos. Die Götter zürnten den Goten. Da fragte Swanhild die Eichen des Waldes und die Wellen des Meers und sie rauschten
     zur Antwort:
    ›Wenn Swanhild stirbt, leben die Goten.
    Lebt Swanhild, so stirbt ihr Volk.‹
    Und Swanhild wandte den Fuß nicht mehr nach Hause. Sie dankte den Göttern und sprang in die Flut. Aber freilich, das war die
     Heidenzeit.«
    Rauthgundis blieb nicht unbewegt.
    »Ich liebe mein Volk«, sprach sie, »und seit von Athalwin nur diese Locke übrig«, sie wies auf die Kapsel, »glaub’ ich, gäb’
     ich mein Leben für mein Volk. Sterben will ich – ja«, rief sie, »aber leben und diesen Mann meines Herzens in andrer Liebe
     wissen – nein.«
    »In andrer Liebe!« rief Witichis, »wie redest du mir so? Weißt du’s denn nicht, wie ewig dies gequälte Herz nur nach dem Wohlklang
     deines Namens schlägt? Hast du’s denn nicht empfunden, noch nicht, an dieser Urne nicht, wie ewig unsre Herzen eins? Was bin
     ich ohne deine Liebe? Reißt mir das Herz aus der Brust, setzt mir ein andres ein: dann etwa laß’ ich von dieser Seele. Ja,
     wahrlich«, rief er den beiden Männern zu, »ihr wißt nicht, was ihr tut, und kennt euren Vorteil schlecht. Ihr wißt nicht,
     daß meine Liebe zu diesem Weib und dieses Weibes Liebe das Beste ist am armen Witichis. Sie ist mein guter Stern. Ihr wißt
     nicht, daß ihr zu danken, ihr allein, wenn etwas euch an mir gefällt. An sie denk’ ich im Getümmel der Schlacht, und ihr Bild
     stärkt meinen Arm. An sie denk’ ich, an ihre Seele, klar und ruhig, an ihre makellose Treu’, wenn’s gilt, im Rat das Edelste
     zu finden.– Oh, dieses Weib ist meines Lebens Seele, nehmt sie hinweg, und ein Schatten ohne Glück und Kraft

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