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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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glücklich angeschmiegt. Der Lorbeer und der Oleander Italiens, die sicilische
     Myrte, das schöne Rhododendron der Alpen und die glühenden Iriaceen Afrikas mit ihren reichen Kelchen – alle lauschten je
     am gelegensten Ort und doch, wie es schien, vom Zufall hingeworfen.–
    Schon standen die Sterne am Himmel. Es dämmerte draußen: im Gemach hatte Aspa die Flamme in der veilchendunkeln Schale entzündet
     und war nur noch beschäftigt, hier und da eine Falte zu glätten, indes sie eine römische Sklavin anwies, in den Silberkrügen
     auf dem Bronzekredenztisch den Palmweinmit Schnee zu kühlen, eine andre, das Gemach mit Balsam zu durchsprengen.
    »Reichlicher die Narden, reichlicher die Myrrhen gesprengt! So!« rief Aspa, eine volle Libation über das Lager spritzend.
    »Laß ab«, mahnte die Römerin, »es ist zuviel! Schon der Duft der Blumen betäubt: die Rose und das Geißblatt berauschen fast
     die Sinne: mir würde schwindeln hier.«
    »Ah«, lachte Aspa, »wie singt der Dichter: ›Nüchternen nimmer nahet das Glück: nur in seligem Rausche.‹«
    »Laß uns jetzt das Fenster schließen.« –
    »Nur ein wenig noch laß mich lauschen«, bat eine dritte junge Sklavin, die dort lehnte.
    »Es ist zu schön! Komm, Frithilo«, sprach sie zu einer gotischen Magd, die neben ihr stand, »du kennst ja all die stolzen
     Männer und Frauen: sage, wer ist der zur Linken der Königin mit dem goldnen Schuppenpanzer? er trinkt dem König zu.«
    »Herzog Guntharis von Tuscien, der Wölsung. Sein Bruder, Graf Arahad von Asta – wo mag der sein zu dieser Stunde?«
    »Und der Alte neben dem König, mit dem grauen Bart?«
    »Das ist Graf Grippa, der die Goten in Ravenna befehligt. Er spricht die Fürstin an. Wie sie lacht und errötet! Nie war sie
     so schön.«
    »Ja, aber auch der Bräutigam – welch herrlicher Mann! Der Kopf des Mars, der Nacken des Neptun. Aber er sieht nicht fröhlich
     – vorhin starrte er lange sprachlos in seinen Becher und furchte die Stirn – die Königin sah es – bis der alte Hildebrand,
     gegenüber, ihm zurief. Da sah er seufzend auf. Was hat der Mann zu seufzen? neben diesem Götterweib.«
    »Nun«, sprach die Gotin, »er hat dann doch nicht ein ganz steinern Herz. Er denkt dann vielleicht an die, die sein rechtes
     Weib vor Gott und Menschen, die er verstoßen.«
    »Was? wie? was sagst du?« riefen die drei Sklavinnen zugleich.
    Aber urplötzlich fuhr Aspa zwischen die Mädchen:
    »Willst du wohl schweigen mit dem dummen Gerede, Barbarin! Mach, daß du fortkommst! Ein solches Wort – eine Silbe, daß es
     die Königin hört, und du sollst der Afrikanerin gedenken.«
    Frithilo wollte erwidern.
    »Still«, rief eine der Römerinnen.
    »Die Königin bricht auf.«
    »Sie wird hierherauf kommen.«
    »Der König bleibt noch.«
    »Nur die Frauen folgen ihr.«
    »Sie geben ihr das Geleit bis hierher«, sprach Aspa. »Gleich kann sie hier sein: bereitet euch, sie zu empfangen.«
    Bald nahte der Zug, von Fackelträgern und Flötenbläsern eröffnet. Darauf eine Auswahl der gotischen Edelfrauen: neben Mataswintha,
     der Braut oder jungen Frau, schritt Theudigotho, die Gattin Herzogs Guntharis, und Hildiko, die Tochter Grippas. Die vornehmen
     Frauen von Ravenna schlossen den Zug.
    An der Schwelle der Brautkammer verabschiedete Mataswintha ihr Gefolge, an die jungen Mädchen ihren Schleier, an die Frauen
     ihren Gürtel verschenkend. Die meisten zogen sich wieder zu dem Fest in den Garten, andre nach Hause zurück. Sechs Gotinnen
     aber, drei Frauen und drei Jungfrauen, ließen sich als Ehrenwache vor der Türe des Brautgemaches nieder, wo Teppiche für sie
     bereitet lagen. Dort hatten sie mit einer gleichen Zahl gotischer Männer, welche den Bräutigam geleiteten, die Nacht zu verbringen:
     so wollt’ es die gotische Sitte. Mataswintha überschritt die Schwelle mit einem Ausruf des Staunens.
    »Aspa«, rief sie, »das hast du schön gemacht! – zauberisch!« – Die Afrikanerin kreuzte selig die Arme über die Brust und beugte
     den Nacken. Sie an sich ziehend, flüsterte die Braut:
    »Du kanntest mein Herz und seine Träume! Aber«, fuhr sie aufatmend fort, »wie schwül! Deine glühenden Blumen berauschen.«
    »In Glut und Rausch nahen die Götter!« sprach Aspa.
    »Wie schön jene Violen: und dort die Purpurlilie; mir ist, die Göttin Flora flog durchs Zimmer und dachte einen Liebestraum
     und verlor darüber ihre schönsten Blumen. Es ist ein ahnungsvolles Wunder, das ich hier erlebe. Es

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