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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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durchrieselt mich heiß.–
     Es ist schwül.– Nehmt mir den schweren Prunk ab.«
    Und sie nahm die goldne Krone aus dem Haar. Aspa strich ihr die vollen, dunkelroten Flechten hinter das feine Ohr und zog
     die goldne Nadel heraus, welche sie am Hinterkopf zusammenhielt: frei wallte das Haar in den Nacken. Die andern Sklavinnen
     lösten die Spange, welche in Gestalt einer geringelten Schlange den schweren Purpurmantel mit seinen reichen Goldstreifen
     auf der linken Schulter zusammenhielt. Der Mantel fiel und zeigte die edle, hochschlanke Gestalt der Jungfrau in dem ärmellosen,
     wallenden Unterkleid von weißer, persischer Seide. Ihre schimmernden Arme umzirkten zwei breite, goldne Armreife   – Erbstücke aus dem alten Schatz der Amelungen: grüne Schlangen von Smaragden waren darin eingelegt. Mit Entzücken schaute
     Aspa auf die Gebieterin, wie diese vor den in den Marmor eingelassnen Metallspiegel trat, das lose Haar mit goldnem Kamm zu
     schlichten.
    »Wie schön du bist! wie zauberschön! – wie Astarot, die Liebesgöttin:– nie warst du so schön, wie in dieser Stunde.«
    Mataswintha warf einen raschen Blick in den Spiegel. Sie sah, noch mehr, sie fühlte, daß Aspa recht hatte: und sie errötete.
    »Geht«, sagte sie, »laßt mich allein mit meinem Glück.«
    Die Sklavinnen gehorchten. Mataswintha eilte ans Fenster, das sie rasch öffnete, wie um ihren Gedanken zu entfliehen. Ihr
     erster Blick fiel auf Witichis, der unten vom Schein der Hängelampen im Garten voll beleuchtet war.
    »Er! Wieder er. – Wohin entflieh’ ich vor ihm, dem süßen Tod?«
    Sie wandte sich rasch: da an der Wand, grade dem Fenster gegenüber, glänzte im Ampellicht eine weiße Marmorbüste. Sie kannte
     sie wohl: Aspa hatte den Areskopf nicht vergessen, den treuen Begleiter langharrender Sehnsucht. Heute aber schlang sich ein
     Kranz von weißen und roten Rosen um sein Haar.
    »Und wieder du!« flüsterte die Braut, süß erschrocken, und legte die weiße Hand vor die Augen.
    »Und schließ’ ich die Augen und wend’ ich sie nach innen, so seh’ ich wieder sein Bild, sein Bild allein im tiefsten Herzen.
     Ich werde noch untergehn in diesem Bilde! Ach, und ich will’s!« rief sie, die Hand fallen lassend und dicht vor die Büste
     tretend:»ich will’s! Wie oft, mein Ares, wenn der Abend kam, hab’ ich zu dir aufgeblickt, wie zu meinem Stern, bis Frieden und Ruhe
     aus deinen klaren, großen Zügen drang in die schwanke Seele. Wie wunderbar hat dieses Ahnen, dieses Sehnen, dieses Hoffen
     sich erfüllt. Wie er einst dem weinenden Kinde die Tränen getrocknet und die Ratlose nach Hause geführt, so wird er auch jetzt
     all mein Klagen stillen und mir die wahre Heimat bauen in seinem Herzen. Und durch all diese öden Jahre, durch all die letzten
     Monate voll Gefahr und Angst trug ich in mir das sichre Gefühl: ›Es wird! Dir wird geschehen, wie du glaubst! Dein Retter
     kommt und birgt dich sicher an der starken Brust.‹ Und, o Gnade, unaussprechliche reiche Gnade des Himmels – es ward. Ich
     bin sein! Dank, glühenden, seligen Dank, wer immer du bist, beglückende Macht, die über den Sternen die Bahn der Menschen
     lenkt mit weiser, mit liebender, mit wunderbar segnender Hand. O ich will’s verdienen, dieses Glück. Er soll im Himmel wandeln.
     Sie sagen, ich bin schön: ich weiß es, daß ich’s bin: ich weiß es ja durch ihn – ich will’s für ihn sein. Laß mir, Himmel,
     diese Schöne. Sie sagen: ich habe einen mächtigen, schwungvollen Geist. O gib ihm Flügel, Gott, daß ich seiner Heldenseele
     folgen kann in alle Sonnenhöhen. Aber, o Gott, laß mich auch abtun meine Fehler, den spröden, stolzen, leicht gereizten Sinn,
     den Trotz des zornigen Eigenwillens, den unbändigen Drang nach Freiheit –
    O fort damit: beuge dich, beuge dich, hochmütiger Geist: ihm sich zu beugen ist edelster Ruhm. Gib dich gebunden, Herz, und
     verloren auf ewig an ihn, deinen starken und herrlichen Herrn. O Witichis«, rief sie und sank, fortgerissen vom Gefühl, halb
     aufs Knie, sich an das Lager lehnend und zu der Büste aufblickend mit schwimmenden Augen – »ich bin dein. Tu, wie du willst
     mit meiner Seele! Vernichte sie! nur gesteh, daß du glücklich bist, glücklich durch mich.«
    Und sie beugte das schöne Haupt vor, nach den gefaltnen Händen. Doch plötzlich fuhr sie empor. Licht, helles Licht floß ins
     Gemach. An der offnen Türe stand der König: draußen auf dem Gang zeigten sich zahlreiche Goten und

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