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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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auch wenn ihr ganzes Herz danach verlangt. Sie soll niemals – Hinweg
     mit diesen niedrigen Plänen armer Klugheit! Laß mich töricht sein! Nicht töricht! Offen und groß, wie deine Seele! Nur Größe
     kann dich verdienen, nur das Ungewöhnliche. Du sprichst von Zwang und Furcht? Witichis, du irrst! – Es brauchte keines Zwangs!
     – gern   –«
    Staunend hatte sie Witichis eine Zeitlang angesehen. Jetzt endlich glaubte er, sie zu verstehn.
    »Das ist schön und groß, Mataswintha, daß du feurig fühlest für dein Volk, die eigene Freiheit ohne Zwang ihm opfernd. Glaub’
     mir, ich ehre das hoch und schlage das Opfer darum nicht niedriger an. Tat ich doch desgleichen! Nur um des Gotenreiches willen
     griff ich nach deiner Hand, und nun und nie kann ich dich lieben.«
    Da erstarrte Mataswintha. Sie ward bleich wie eine Marmorstatue: die Arme fielen ihr schlaff herab: sie starrte ihn mit großen,
     offnen Augen an.
    »Du liebst mich nicht? du kannst mich nicht lieben! Und die Sterne logen doch! Und es ist doch kein Gott! Sag, bin ich denn
     nicht Mataswintha, die du das schönste Weib der Erde genannt?«
    Aber der König beschloß, dieser Aufregung, die er nicht verstand und nicht erraten wollte, rasch ein Ende zu machen.
    »Ja, du bist Mataswintha, und teilst meine Krone, nicht mein Herz. Du bist nur die Gemahlin des Königs, aber nicht das Weib
     des armen Witichis. Denn wisse, mein Herz, mein Leben ist auf ewig einer andern gegeben. Es lebt ein Herz, ein Weib, das sie
     von mir gerissen: und dem doch ewig mein Herz zu eigen bleibt. Rauthgundis, mein Weib, mein treues Weib im Leben und im Tod.«
    »Ha!« rief Mataswintha, wie von Fieber geschüttelt, und beide Arme erhebend, »und du hast es gewagt   –«
    Die Stimme versagte ihr. Aber aus ihren Augen loderte Feuer auf den König.
    »Du wagst es!« rief sie nochmals –
    »Hinweg, hinweg von mir!«
    »Still«, sprach Witichis, »willst du die Lauscher draußen herbeirufen? Fasse dich, ich verstehe dich nicht.«
    Und rasch zog er das mächtige Schwert aus der Scheide, trat damit an das Doppelpfühl und legte es auf den Rand der beiden
     Lager, wo sie eng aneinanderstießen.
    »Sieh hier dies Schwert! Es sei die ewige, scharfe, eherne, kalte Grenze zwischen uns! Zwischen deinem Wesen und dem meinen.
     Beruhige dich doch nur. Es soll uns ewig scheiden. Ruhe du hier zur Rechten seiner Schneide   – Ich bleibe links. So teile, wie ein Schwertschnitt, diese Nacht für immer unser Leben!«
    Aber in Mataswinthens Busen wogten die mächtigsten Gefühle, furchtbar ringend, drohend: Scham und Zorn, Liebe und glühender
     Haß. Die Stimme versagte ihr.
    »Nur fort, fort aus seiner Nähe«, konnte sie noch denken.
    Sie eilte gegen die Tür. Aber mit fester Hand ergriff Witichis ihren Arm.
    »Du mußt bleiben.«
    Da zuckte sie zusammen: das Blut schoß in ihr auf: bewußtlos sank sie nieder. Ruhig sah Witichis auf sie herab. »Armes Kind«,
     sprach er, »der schwüle Duft in diesem Gelaß hat sie ganz verwirrt! Sie wußte nicht, was sie sinnlos sprach! Was ist deine
     kleine, mädchenhafte Verwirrung gegen Rauthgundens Herzzerreißung und die meine.«
    Und leise legte er die Besinnungslose auf das Pfühl zur Rechten des Schwertes. Er selbst setzte sich nun, in seinen Waffen
     klirrend, auf den Bodenteppich zur Linken und lehnte den Rücken an das Lager. Lang saß er so, das Haupt vorgebeugt, und die
     Lippen auf ein blondes Haargeflecht gedrückt, das er in kleiner Kapsel auf dem Herzen trug. Es kam kein Schlaf in seine kummervollen
     Augen.–
    Mit dem ersten Hahnenschrei verließ die Brautwache ihren Posten, von Flötenbläsern abgeholt. Gleich darauf schritt der König
     aus dem Gemach, in voller Rüstung. Die Flöten hatten auch Mataswintha geweckt. Aspa, die sich leise heranschlich,hörte plötzlich einen dumpfen Schlag. Sie eilte in das Gemach. Da stand die Königin, auf des Königs langes Schwert gestützt,
     und starrte vor sich zur Erde. Der Areskopf lag zertrümmert zu ihren Füßen.

Drittes Kapitel
    Im friedlichen Licht des späten Nachmittags schimmerten die Kirche und das Kloster, welches am Fuß des Apenninus nordöstlich
     von Perusia und Asisium, südlich von Petra und Eugubium, hoch auf dem Felsenhang oberhalb des kleinen Fleckens Taginä, Valerius
     gebaut, seine Tochter vom Dienst des Jenseits einzulösen.
    Das Kloster, aus dem dunkelroten Gestein der Gegend aufgeführt, umfriedete mit seinen Geviertmauern einen stillen Garten von
     dichtem,

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