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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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und legte Mühlen über deren flaches Deck, so daß die Mühlenräder
     durch den Fluß, der aus dem Brückenbogen mit verstärkter Gewalt hervorströmte, von selbst getrieben wurden.
    Eifrig trachteten alsbald die Belagerer, diese Vorrichtungen, welche ihnen Überläufer schilderten, zu zerstören. Balken, Holzflöße,
     Bäume warfen sie oberhalb der Brücke von dem von ihnen beherrschten Teil aus in den Fluß und zertrümmerten so in
einer
Nacht wirklich alle Mühlen. Aber Belisar ließ sie wiederherstellen und nun oberhalb der Brücke starke Ketten grade über den
     Fluß ziehen und so auffangen, was, die Mühlen bedrohend, herabtrieb. Nicht nur seine Mühlen sollten diese eisernen Stromriegel
     decken: sie sollten auch verhindern, daß die Goten auf Kähnen und Flößen den Fluß herab und, ohne die Brücke, in die Stadt
     drängen.
    Denn Witichis traf nun auch alle Vorbereitungen zum Sturm. Er ließ hölzerne Türme bauen, höher als die Zinnen der Stadtmauer,
     die auf vier Rädern von Rindern gezogen werden sollten. Dann ließ er Sturmleitern in großer Zahl beschaffen und vier furchtbare
     Widder oder Mauerbrecher, welche je eine halbeHundertschaft schob und bediente. Mit unzähligen Bündeln von Reisig und Schilf sollten die tiefen Gräben ausgefüllt werden.
    Dagegen pflanzten Belisar und Cethegus, jener im Norden und Osten, dieser im Westen und Süden die Verteidigung der Stadt überwachend,
     Ballisten und Wurfbogen auf die Wälle, welche auf große Entfernung balkenähnliche Speergeschosse schleuderten, mit solcher
     Kraft, daß sie einen völlig gepanzerten Mann jedesmal völlig durchbohrten. Die Tore schützten sie durch »Wölfe«, d.   h. Querbalken, mit eisernen Stacheln besetzt, welche man auf die Angreifer niederschmettern ließ, wenn sie dicht bis an das
     Tor gelangt waren. Und endlich streuten sie zahlreiche Fußangeln und Stachelkugeln auf den Vorraum zwischen den Gräben der
     Stadt und dem Lager der Barbaren.

Neuntes Kapitel
    Trotz alledem, sagten die Römer, hätten längst die Goten die Mauern erstiegen, wäre nicht des Präfecten Egeria gewesen. Denn
     es war merkwürdig: sooft die Barbaren einen Sturm vorbereiteten –: Cethegus ging zu Belisar und warnte und bezeichnete im
     voraus den Tag. Sooft Teja oder Hildebad in kühnem Handstreich ein Tor zu überrumpeln, eine Schanze wegzunehmen gedachten:–
     Cethegus sagte es vorher, und die Angreifer stießen auf das Zweifache der gewöhnlichen Besatzung der Punkte. Sooft in nächtigem
     Überfall die Kette des Tibers gesprengt werden sollte:– Cethegus schien es geahnt zu haben und schickte den Schiffen der Feinde
     Brander und Feuerkähne entgegen.
    So ging es viele Monate hin. Die Goten konnten sich nicht verhehlen, daß sie, trotz unablässiger Angriffe, seit Anfang der
     Belagerung keinerlei Fortschritte gemacht. Lange trugen sie diese Unfälle, die Entdeckung und Vereitelung all ihrer Pläne,
     mit ungebeugtem Mut. Aber allmählich bemächtigte sich nicht bloß der großen Masse Verdrossenheit, insbesondere da Mangel an
     Lebensmitteln fühlbar zu werden begann,– auch desKönigs klarer Sinn wurde von trüber Melancholie verdüstert, als er all seine Kraft, all seine Ausdauer, all seine Kriegskunst
     wie von einem bösen Dämon vereitelt sah. Und kam er von einem fehlgeschlagenen Unternehmen, von einem verunglückten Sturm,
     matt und gebeugt, in sein Königszelt, so ruhten die stolzen Augen seiner schweigsamen Königin mit einem ihm unverständlichen,
     aber grauenvoll unheimlichen Ausdruck auf ihm, daß er sich schaudernd abwandte.
    »Es ist nicht anders«, sagte er finster zu Teja, »es ist gekommen, wie ich vorausgesagt. Mit Rauthgundis ist mein Glück von
     mir gewichen, wie die Freudigkeit meiner Seele. Es ist, als läge ein Fluch auf meiner Krone. Und diese Amalungentochter wandelt
     um mich her, schweigend und finster, wie mein lebendiges Unglück.«
    »Du könntest recht haben«, sprach Teja.
    »Vielleicht lös’ ich diesen Zauberbann. Gib mir Urlaub für heut nacht.«
    Am selben Tage, fast in derselben Stunde, forderte drinnen in Rom Johannes, der Blutige, von Belisar Urlaub für diese Nacht.
     Belisar schlug es ab.
    »Jetzt ist nicht Zeit zu nächtlichen Vergnügen«, sagte er.
    »Wird kein groß Vergnügen sein, in der Nacht zwischen alten feuchten Mauern und gotischen Lanzen einem Fuchs nachspüren, der
     zehnmal schlauer ist als wir beide.«
    »Was hast du vor?« fragte Belisar, aufmerksam werdend.
    »Was ich

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