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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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darfst du nicht als gefangene Gotenkönigin nach Byzanz. Diese Schönheit, dieser Geist, diese Kraft muß herrschen,–
     nicht dienen, in Byzanz. Darum bedenke, wenn er nun gestürzt ist – dein Tyrann,– willst du nicht dann den Weg gehn, den ich
     dir gezeigt?«
    »Ich habe noch nie über seinen Fall hinausgedacht«, sagte sie düster.
    »Aber ich – für dich! Wahrlich, Mataswintha«,– und sein Auge ruhte mit Bewunderung auf ihr,– »du bist so wunderschön. Ich
     rechn’ es mir zum größten Stolz, daß selbst du mich nicht in Liebe entzündet und von meinen Plänen abgebracht hast. Aber du
     bist zu schön, zu köstlich, nur der Rache und dem Haß zu leben. Wenn unser Ziel erreicht,– dann nach Byzanz! Als mehr denn
     Kaiserin – als Überwinderin der Kaiserin!«
    »Wenn mein Ziel erreicht, ist mein Leben vollendet. Glaubst du, ich ertrüge den Gedanken, aus eitel Herrschsucht mein Volk
     zu verderben, um kluger Zwecke willen? Nein: ich konnt’ es nur, weil ich mußte. Die Rache ist jetzt meine Liebe und mein Leben
     und –   –«
    Da scholl von der Front des Gebäudes her, aber noch innerhalb der Mauer, laut und schrillend der Ruf des Käuzchens, einmal
     – zweimal rasch nacheinander. Wie staunte Perseus, als er den Präfecten eilig an die Kehle der Bildsäule drücken sah, an der
     er lehnte, und wie sich dieselbe geräuschlos in zwei Hälften auseinanderschlug. Cethegus schlüpfte in die Öffnung: die Statue
     klappte wieder zusammen. Mataswintha aber und Aspa sanken wie betend auf die Stufen des Altars.
    »Also war’s ein Zeichen! Es droht Gefahr«, dachte der Späher; »aber wo ist die Gefahr? und wo der Warner?«
    Und er wandte sich, trat vor und sah nach links, nach der Seite der Goten. Allein damit trat er in den Bereich des Mondlichts:
     und in den Blick des Mauren Syphax, der vor der Eingangstür des Hauptgebäudes in einer leeren Nische Schildwache stand, und
     bisher scharf nach der linken, der gotischen, Seite hin, gespäht hatte. Von dort, von links her, schritt langsam ein Mann
     heran. Seine Streitaxt blitzte im Mondlicht. Aber auch Perseus sah jetzt eine Waffe aufblitzen; es war der Maure, der leise
     sein Schwert aus der Scheide zog.
    »Ha«, lachte Perseus, »bis die beiden miteinander fertig sind, bin ich in Rom mit meinem Geheimnis.«
    Und in raschen Sprüngen eilte er nach der Mauerlücke des Vorhofs, durch die er eingedrungen. Zweifelnd blickte Syphaxeinen Augenblick nach rechts und nach links. Zur Rechten sah er entweichen einen Lauscher, den er jetzt erst ganz entdeckte.
     Zur Linken schritt ein gotischer Krieger herein in den Tempelhof. Er konnte nicht hoffen, beide zu erreichen und zu töten.
    Da plötzlich schrie er laut: »Teja, Graf Teja! Hilfe! zu Hilfe! Ein Römer! rettet die Königin! dort rechts an der Mauer, ein
     Römer!«
    Im Fluge war Teja heran, bei Syphax.
    »Dort!« rief dieser: »ich schütze die Frauen in der Kirche!«
    Und er eilte in den Tempel.
    »Steh, Römer!« rief Teja, und sprang dem fliehenden Perseus nach.
    Aber Perseus stand nicht: er lief an die Mauer: er erreichte die Lücke, durch welche er hereingekommen war: aber er konnte
     sich in der Eile nicht wieder hindurchzwängen: da schwang er sich mit der Kraft der Verzweiflung auf die Mauerkrone: und schon
     hob er den Fuß, sich jenseits hinabzulassen: da traf ihn Tejas Axt im Wurf ans Haupt, und rücklings stürzte er nieder, samt
     seinem erlauschten Geheimnis. Teja beugte sich über ihn: deutlich erkannte er die Züge des Toten.
    »Der Archon Perseus«, sagte er, »der Bruder des Johannes.«
    Und sofort schritt er die Stufen hinan, die zur Kirche führten. An der Schwelle trat ihm Mataswintha entgegen, hinter ihr
     Syphax und Aspa mit der Blendlaterne. Einen Moment maßen sich beide schweigend mit mißtrauischen Blicken.
    »Ich habe dir zu danken, Graf Teja von Tarentum«, sagte endlich die Fürstin. »Ich war bedroht in meiner einsamen Andacht.«
    »Seltsam wählst
du
Ort und Stunde für deine Gebete. Laß sehen, ob dieser Römer der einzige Feind war.«
    Er nahm aus Aspas Hand die Leuchte und ging in das Innere der Kapelle. Nach einer Weile kam er wieder, einen mit Gold eingelegten
     Lederschuh in der Hand. »Ich fand nichts als – diese Sandale am Altar, dicht vor dem Apostel. Es ist ein Mannesfuß.«
    »Eine Votivgabe von mir«, sagte Syphax rasch. »Der Apostel heilte meinen Fuß, ich hatte mir einen Dorn eingetreten.«
    »Ich dachte, du verehrst nur den Schlangengott?«
    »Ich

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