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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Johannes! du stolzer Bruder, diesmal war das Glück dem jüngeren Bruder hold. Jetzt ist Cethegus mein und sein Geheimnis.«
    Und vorsichtig folgte er dem rasch Voranschreitenden. Aber plötzlich war dieser vor seinen Augen verschwunden, als habe ihn
     die Erde verschlungen. Es war hart an der äußern Mauer der Kirche, die aber dem Armenier, als er sie erreicht, keine Tür oder
     Öffnung zeigte.
    »Kein Zweifel«, sagte der Lauscher, »das Stelldichein ist drinnen im Tempel: ich muß nach.«
    Aber an dieser Stelle war die Mauer unübersteiglich. Tastendund suchend bog der Späher um die Ecke derselben. Umsonst, die Mauer war überall gleich hoch.–
    Im Suchen verstrich ihm fast eine Viertelstunde. Endlich fand er eine Lücke in dem Gestein: mühsam zwängte er sich hindurch.
     Und er stand nun im Vorhofe des alten Tempels, in dem die breiten dorischen Säulen breite Schatten warfen, in deren Schutz
     er von der rechten Seite her bis an das Hauptgebäude gelangte. Er spähte durch einen Riß des Gemäuers, den ihm die Zugluft
     verraten hatte. Drinnen war alles finster. Aber plötzlich wurde sein Auge von einem grellen Lichtstrahl geblendet.
    Als er es wieder aufschlug, sah er einen hellen Streifen in der Dunkelheit – er rührte von einer Blendlaterne her, deren Licht
     sich plötzlich gezeigt hatte. Deutlich erkannte er, was in dem Bereich der Laterne stand, den Träger derselben aber nicht:
     wohl dagegen Cethegus, den Präfecten, der hart vor der Statue des Apostels stand und sich an diese zu lehnen schien: vor ihm
     stand eine zweite Gestalt: ein schlankes Weib, auf dessen dunkelrotes Haar schimmernd das Licht der Laterne fiel.
    »Die schöne Gotenkönigin, bei Eros und Anteros!« dachte der Lauscher: »kein schlechtes Stelldichein, sei’s nun Liebe, sei’s
     Politik! Horch, sie spricht. Leider kam ich zu spät, auch den Anfang der Unterredung zu hören.«
    »Also, merk es dir wohl! übermorgen auf der Straße vor dem Tor von Tibur wird etwas Gefährliches geplant.«
    »Gut, aber was?« frug des Präfecten Stimme.
    »Genaueres konnte ich nicht erkunden: und ich kann es dir auch nicht mehr mitteilen, wenn ich es noch erfahre. Ich wage nicht
     mehr, dich hier wiederzusehen: denn   –«
    Sie sprach nun leiser. Perseus drückte das Ohr hart an die Spalte: da klirrte seine Schwertscheide an das Gestein, und nun
     traf ihn ein Strahl des Lichts.
    »Horch!« rief eine dritte Stimme – es war eine Frauenstimme, die der Trägerin der Laterne, welche sich jetzt in dem Strahl
     ihres eigenen Blendlichts gezeigt hatte, da sie sich rasch gegen die Richtung des Schalles gekehrt hatte. Perseus erkannte
     eine Sklavin in maurischer Tracht. Einen Augenblick schwiegalles in dem Tempel. Perseus hielt den Atem an. Er fühlte, es galt das Leben. Denn Cethegus griff ans Schwert.
    »Alles still«, sagte die Sklavin. »Es fiel wohl nur ein Stein auf den Erzbeschlag draußen.«
    »Auch in das Grab vor dem portuensischen Tor geh’ ich nicht mehr. Ich fürchte, man ist uns gefolgt.«
    »Wer?«
    »Einer, der niemals schläft, wie es scheint: Graf Teja.«
    Des Präfecten Lippe zuckte.
    »Und er ist auch bei einem rätselhaften Eidbund gegen Belisars Leben: der bloße Scheinangriff gilt dem Sanct-Pauls-Tor.«
    »Gut!« sagte Cethegus nachdenklich.
    »Belisar würde nicht entrinnen, wenn nicht gewarnt. Sie liegen irgendwo,– aber ich weiß nicht wo – fürcht’ ich, im Hinterhalt,
     mit Übermacht, Graf Totila führt sie.«
    »Ich will ihn schon warnen!« sagte Cethegus langsam.
    »Wenn es gelänge!« –
    »Sorge nicht, Königin! Mir liegt an Rom nicht weniger denn dir. Und wenn der nächste Sturm fehlschlägt,– so müssen sie die
     Belagerung aufgeben, so zähe sie sind. Und das, Königin, ist dein Verdienst. Laß mich in dieser Nacht – vielleicht der letzten,
     da wir uns treffen,– dir mein ganzes staunendes Herz enthüllen. Cethegus staunt nicht leicht, und nicht leicht gesteht er’s,
     wenn er staunen muß. Aber dich – bewundere ich, Königin. Mit welch todverachtender Kühnheit, mit welch dämonischer List hast
     du alle Pläne der Barbaren vereitelt! Wahrlich: viel tat Belisar,– mehr tat Cethegus,– das meiste: Mataswintha.«
    »Sprächst du wahr!« sagte Mataswintha mit funkelnden Augen. »Und wenn die Krone diesem Frevler vom Haupte fällt –   –«
    »War es
deine
Hand, deren sich das Schicksal Roms bedient hat. Aber, Königin, nicht damit kannst du enden! Wie ich dich erkannte, in diesen
     Monaten –

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