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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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vorhabe? Ein Ende zu machen der verfluchten Stellung, in der wir alle, in der du, o Feldherr, nicht zum mindesten
     stehst. Es ist alles ganz recht. Seit Monaten liegen die Barbaren vor diesen Mauern und haben nichts dabei gewonnen. Wir erschießen
     sie wie Knaben die Dohlen vom Hinterhalt und können ihrer lachen. Aber wer ist es eigentlich, der all dies vollbringt? Nicht,
     wie es sein sollte, du, des Kaisers Feldherr, noch des Kaisers Heer: sondern dieser eisige Römer, der nur lachen kann, wenn
     er höhnt. Der sitzt da oben im Capitol und verlacht den Kaiser und die Goten und uns und, mit Verlaub zu sagen, dich selber
     am meisten. Woher weiß dieser Odysseus und Ajax in
einer
Person alle Gotenpläne so scharf, als säße ermit im Rat des Königs Witichis? Durch sein Dämonium, sagen die einen. Durch seine Egeria, sagen die andern. Er hat einen Raben,
     der hören und sprechen kann wie Menschen, meinen wieder andere: den schickt er alle Nacht ins Gotenlager. Das mögen die alten
     Weiber glauben und die Römer, nicht meiner Mutter Sohn. Ich glaube den Raben zu kennen und das Dämonium. Gewiß ist, er kann
     die Kunde nur aus dem Gotenlager selbst holen; laß uns doch sehn, ob wir nicht selbst an seiner Statt aus dieser Quelle schöpfen
     können.«
    »Ich habe das längst bedacht, aber ich sah kein Mittel.«
    »Ich habe von meinen Hunnen alle seine Schritte belauern lassen. Es ist verdammt schwer: denn dieser braune Maurenteufel folgt
     ihm wie ein Schatten. Aber tagelang ist Syphax fern – und dann gelingt es eher. Nun, ich habe erspäht, daß Cethegus so manche
     Nacht die Stadt verließ, bald aus der Porta Portuensis, rechts vom Tiber, bald aus der Porta Sanct Pauls, links von Tiber,
     im Süden, die er beide besetzt hält. Weiter wagten ihm die Späher nicht zu folgen. Ich aber denke heute nacht – denn heute
     muß es wieder treffen,– ihm so nicht von den Fersen zu weichen. Doch muß ich ihn
vor
dem Tore erwarten: seine Isaurier ließen mich nicht durch; ich werde bei einer Runde vor den Mauern in einem der Gräben zurückbleiben.«
    »Gut. Es sind aber, wie du sagst, zwei Tore zu beobachten.«
    »Deshalb hab’ ich mir Perseus, meinen Bruder, zum Genossen erkoren; er hütet das paulinische, ich das portuensische Tor; verlaß
     dich drauf – bis morgen vor Sonnenaufgang kennt einer von uns das Dämonium des Präfecten.«
    Grade gegenüber dem Sanct-Pauls-Tor, etwa drei Pfeilschüsse von den äußersten Gräben der Stadt, lag ein mächtiges altertümliches
     Gebäude, die Basilika Sancti Pauli extra muros, die Paulskapelle vor den Mauern, deren letzte Reste erst zur Zeit der Belagerung
     Roms durch den Connetable von Bourbon völlig verschwanden. Ursprünglich ein Tempel des Jupiter Stator, war er seit zwei Jahrhunderten
     dem Apostel geweiht worden: aber noch stand die bronzene Kolossalstatue des bärtigen Gottes aufrecht: man hatte ihm nur den
     flammenden Donnerkeil aus der Rechten genommen und dafür ein Kreuz hineingeschoben:im übrigen paßte die breite und bärtige Gestalt gut zu ihrem neuen Namen.
    Es war um die sechste Stunde der Nacht. Der Mond stand glanzvoll über der ewigen Stadt und goß sein silbernes Licht über die
     Mauerzinnen und über die Ebene, zwischen den römischen Schanzen und der Basilika, deren schwarze Schatten nach dem Gotenlager
     hin fielen. Eben hatte die Wache am Sanct-Pauls-Tor gewechselt. Aber es waren sieben Mann hinausgeschritten, und nur sechs
     kamen herein. Der siebente wandte der Pforte den Rücken und schritt heraus ins freie Feld. Vorsichtig wählte er seinen Weg:
     vorsichtig vermied er die zahlreichen Fußangeln, Wolfsgruben, Selbstschüsse vergifteter Pfeile, welche hier überall umhergestreut
     waren und manchem Goten bei den Angriffen auf die Stadt Verderben gebracht hatten. Der Mann schien sie alle zu kennen und
     wich ihnen leicht aus. Aber er vermied auch das Mondlicht sorgfältig, den Schatten der Mauervorsprünge suchend und oft von
     Baum zu Baum springend. Als er aus dem äußersten Graben auftauchte, sah er sich um und blieb im Schatten einer Cypresse stehen,
     deren Zweige die Ballistengeschosse zerschmettert hatten. Er sah nichts Lebendes weit und breit: und er eilte nun mit raschen
     Schritten der Kirche zu. Hätte er noch mal umgeblickt, er hätte es wohl nicht getan. Denn sowie er den Baum verließ, tauchte
     aus dem Graben eine zweite Gestalt hervor, die in drei Sprüngen ihrerseits den Schatten der Cypresse erreicht hatte.
    »Gewonnen,

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