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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Volksversammlung der Römer berufen, diese unter Beiziehung der starken gotischen Besatzung abgehalten und die leichtbeweglichen
     »Quiriten« durch eine meisterhafte Rede für den jungen König begeistert hatte. Er zählte die Wohltaten Theoderichs auf, verhieß
     gleiche Milde von dessen Enkel, der übrigens bereits von ganz Italien, den Provinzen und den Vätern dieser Stadt anerkannt
     sei, meldete eine allgemeine Speisung des römischen Volkes mit Brot und Wein als den ersten Regierungsakt Amalaswinthens an
     und schloß mit der Verkündung siebentägiger Circusspiele, – Wettfahrten mit einundzwanzig spanischen Viergespannen – mit welchen
     er selbst die Thronbesteigung Athalarichs und den Antritt seiner Präfectur feiern werde. Da erhob tausendstimmiges Jubelgeschrei
     die Namen der Regentin und ihres Sohnes, aber noch lauter den Namen Cethegus, das Volk verlief sich in heller Freude, die
     eingesperrten Senatoren wurden nunmehr entlassen und die ewige Stadt war für die Goten erhalten. Der Präfect aber eilte nach
     seinem Hause am Fuß des Capitols, schloß sich ein und schrieb eifrig seinen Bericht an die Regentin.–
    Jedoch ungestüm pochte es alsbald an der ehernen Vortür des Hauses. Es war Lucius Licinius, der junge Römer, den wir in den
     Katakomben kennengelernt: er schlug mit dem Schwertknauf gegen die Pforte, daß das Haus dröhnte. Ihm folgten Scaevola, der
     Jurist,– er war unter den Eingesperrten gewesen – mit schwer gefurchter Stirn, und Silverius, der Priester, mit zweifelnder
     Miene. Vorsichtig lugte der Ostiarius an der Türe durch eine verborgne Luke in der Mauer und ließ, als er Licinius erkannte,
     die Männer ein. Heftig stürmte der Jüngling den andernvoraus den ihm wohlbekannten Weg durch das Vestibulum, das Atrium und dessen Säulengang in das Studierzimmer des Cethegus.
     Dieser, als er die hastig nahenden Schritte vernahm, erhob sich von dem Lectus, auf den hingestreckt er schrieb, und verschloß
     seine Briefe in einer Capsula mit silberner Kuppel.
    »Ah, die Vaterlandsbefreier!« sagte er lächelnd und trat ihnen entgegen.
    »Schändlicher Verräter!« schrie ihn Licinius an, die Hand am Schwert – der Zorn ließ ihn nicht weitersprechen, er zückte halb
     das breite Eisen aus der Scheide.
    »Halt, erst laß ihn sich verteidigen, wenn er kann«, keuchte, dem Stürmischen in den Arm fallend, Scaevola, der jetzt nachgekommen
     war.
    »Es ist unmöglich, daß er abgefallen von der Sache der heiligen Kirche«, sprach Silverius im Eintreten.
    »Unmöglich?« lachte Licinius, »wie? seid ihr toll oder bin ich’s? Hat er nicht uns, die Ritter, in ihren Häusern festhalten
     lassen? Hat er nicht die Tore gesperrt und den Pöbel für den Barbaren vereidigt?«
    »Hat er nicht«, sprach Cethegus fortfahrend, »die edeln Väter der Stadt, dreihundert an der Zahl, in der Kurie wie soviel
     Mäuse in der Mausfalle gefangen, dreihundert hochadlige Mäuse?«
    »Er höhnt uns noch! Wollt ihr das dulden?« rief Licinius. Und Scaevola erbleichte vor Zorn.
    »Nun, und was hättet ihr getan, wenn man euch hätte handeln lassen?« fragte der Präfect ruhig, die Arme auf der breiten Brust
     kreuzend.
    »Was wir getan hätten?« antwortete Licinius, »was wir – was du mit uns hundertmal verabredet! Sobald die Nachricht von dem
     Tod des Tyrannen eintraf, hätten wir die Goten in der Stadt erschlagen, die Republik ausgerufen und zwei Konsuln ernannt   –«
    »Namens Licinius und Scaevola, das ist die Hauptsache. Nun, und dann? was dann?«
    »Was dann? die Freiheit hätte gesiegt!«
    »Die Torheit hätte gesiegt!« herrschte Cethegus, losbrechend,den Erschrocknen an. »Wie gut, daß man euch die Hände band: ihr hättet alle Hoffnung erwürgt, auf immer. Seht her und dankt
     mir auf den Knien!«
    Er nahm Urkunden aus einer andern Papyroskapsel und gab sie den Erstaunten.
    »Da, lest. Der Feind war gewarnt und hatte seine Schlinge meisterhaft um den Nacken Roms geschürzt. Wenn ich nicht handelte,
     so stand in diesem Augenblick Graf Witichis mit zehntausend Goten vor dem salarischen Tor im Norden, morgen sperrte der junge
     Totila mit der Flotte von Neapel im Süden die Tibermündung, und gegen das Grabmal Hadrians und das aurelische Tor war Herzog
     Thulun mit zwanzigtausend Mann von Westen her im Anzug. Hättet ihr heute früh einem Goten ein Haar gekrümmt, was wäre geschehen?«
    Silverius atmete auf. Die beiden andern schwiegen beschämt. Doch faßte sich Licinius:
    »Wir hätten den

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