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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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sah, daß sie uns stark überlegen waren und riet, die Flucht mitten durch sie hindurch auf der Straße nach
     Rom zu versuchen. Aber Belisar meinte: ›Viele sind es, doch nicht allzu viele‹, und sprengte gegen die Angreifer zur Linken,
     ihre Reihen zu durchbrechen. Doch da kamen wir übel an: die Goten ritten besser und fochten besser als unsre mauretanischen
     Reiter: und ihre Führer, Totila und Hildebad – jenen erkannte ich an den langflatternden gelben Haaren und diesen an der ungeschlachten
     Größe   –, hielten sichtlich scharf auf den Feldherrn selbst. ›Wo ist Belisar und sein Mut?‹ schrie der lange Hildebad vernehmlich
     durch das Klirren der Waffen. ›Hier!‹ antwortete dieser unverzüglich: und ehe wir ihn abhalten konnten, hielter schon dem Riesen gegenüber. Der war nicht faul und hieb ihm mit seinem wuchtigen Beil auf den Helm, daß der goldne Kamm
     mit dem weißen Roßhaarbüschel zerschmettert zur Erde rollte und Belisars Haupt bis auf den Kopf des Pferdes niederfuhr. Und
     schon holte jener zum zweiten, dem tödlichen Streiche aus: da war der junge Severinus, des Boëthius Sohn, heran und fing den
     Hieb mit dem runden Schilde auf. Aber das Beil des Barbaren drang durch den Schild und flog noch tief in den Hals des edeln
     Jünglings. Er stürzte   –«
    Prokop stockte in schmerzlichen Gedanken.
    »Tot?« fragte Cethegus ruhig.
    »Ein alter Freigelassner seines Vaters, der ihn begleitete, trug ihn aus dem Gefecht. Doch starb er schon, so hört’ ich, eh’
     er das Dorf erreichte.«
    »Ein schöner Tod!« sagte Cethegus.
    »Syphax, einen Becher Wein!«
    »Belisar hatte sich aber inzwischen aufgeraft und stieß nun in großem Zorn mit seinem Speer dem Goten so gewaltig auf die
     Brustplatte seines Harnisches, daß er der Länge nach vom Pferde flog. Laut jubelten wir auf, aber der junge Totila   –«
    »Nun?«
    »Sah kaum seinen Bruder fallen, als er sich grimmig durch die Lanzen der Leibwächter Bahn brach zu Belisar. Aigan, sein Bannerträger,
     wollte ihn decken, aber des Goten Schwert traf seinen linken Arm: er riß ihm die Fahne aus der erschlafften Hand und warf
     sie dem nächsten Goten zu. Laut auf schrie Belisar vor Zorn und wandte sich gegen ihn: aber der junge Totila ist rasch wie
     der Blitz, und zwei scharfe Hiebe trafen, eh’ er sich’s versah, des Feldherrn beide Schultern: der wankte im Sattel und sank
     langsam vom Pferd, das im selben Augenblick ein Wurfspeer traf und niederwarf. ›Gib dich gefangen, Belisar!‹ rief Totila.
     Der Feldherr hatte gerade noch die Kraft, das Haupt verneinend zu schütteln, da sank er vollends zur Erde. Rasch war ich abgesprungen,
     hatte ihn auf mein eigen Pferd gehoben und der Sorge des Johannes empfohlen, der fünfzig Leibwächter um ihn scharte und ihn
     schnell aus dem Getümmel flüchtend nach der Stadt hin brachte.«
    »Und du?«
    »Ich focht zu Fuß weiter. Und es gelang mir, da jetzt unsre Nachhut eintraf,– die Vorräte in der Mitte hatten wir preisgegeben
     – das Gefecht gegen Totila zu stellen. Aber nicht auf lange. Denn nun war auch die zweite Schar der gotischen Reiter heran;
     wie der Sturmwind sauste der schwarze Teja herzu, durchbrach unsern rechten Flügel, der ihm zunächst stand, von vorn, durchbrach
     dann meine eigne gegen Totila gerichtete Front von der Flanke und zersprengte unsern ganzen Schlachthaufen. Ich gab das Gefecht
     verloren, ergriff ein ledig Roß und eilte dem Feldherrn nach. Aber auch Teja hatte die Richtung von dessen Flucht erkannt
     und jagte uns wütend nach. An der fulvischen Brücke holte er die Bedeckung ein; Johannes und ich hatten mehr als die Hälfte
     der noch übrigen Leibwächter an der Brücke aufgestellt, den Übergang zu wehren, unter Principius, dem tapfern Pisidier, und
     Tarmuth, dem riesigen Isaurier. Dort fielen sie alle dreißig, zuletzt auch die beiden treuen Führer, von dem Schwerte des
     Teja allein, wie ich vernahm. Dort fiel die Blüte von Belisars Leibwächtern: darunter viele meiner nächsten Waffenfreunde,
     Alamundarus, der Saracene, Artasines, der Perser, Zanter, der Armenier, Longinus, der Isaurier, Bucha und Chorsamantes, die
     Massageten, Kutila, der Thrakier, Hildeger, der Vandale, Juphrut, der Maure, Theodoritos und Georgios, die Kappadokier. Aber
     ihr Tod erkaufte unsre Rettung. Wir holten hinter der Brücke unser hier zurückgelassnes Fußvolk ein, welches dann noch die
     feindlichen Reiter so lang beschäftigte, bis das tiburtinische Tor sich, spät

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