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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Leute drängten sich, geängstigt
     von dem drohenden Aussehen des Himmels, hinaus ins Freie, zogen in dichten Haufen durch die Straßen oder lagerten sich in
     Gruppen in den Vorhallen und Säulengängen der Basiliken. Auf den Stufen von Sanct Apollinaris drängte sich viel Volk zusammen.
     Und es ward, obwohl erst Sonnenuntergangszeit, doch völlig dunkle Nacht.–
    Auf dem Ruhebett in ihrem Schlafgemach lag Mataswintha, die Königin, mit todesbleichen Wangen, in schwerer Betäubung. Aber
     ohne Schlaf. Die weitgeöffneten Augen starrten in die Dunkelheit. Nicht eine Silbe hatte sie auf Aspas ängstliche Fragen gesprochen
     und zuletzt die Weinende mit einer Handbewegung entlassen. Unwillkürlich kehrten in ihrem monotonen Denken die Worte wieder:
     Witichis   – Rauthgundis – Mataswintha! Mataswintha   – Rauthgundis – Witichis!
    Lange, lange lag sie so, und nichts schien den unaufhörlichen Kreislauf dieser Worte unterbrechen zu können. Da plötzlich
     fuhr ein roter Strahl grell und blendend durch das Gemach, und im selben Augenblick schmetterte ein furchtbarer Donnerschlag,
     ein Donner, wie sie ihn nie vernommen, grollend, knatternd, prasselnd, krachend über die bebende Stadt. Der Angstschrei ihrer
     Frauen schlug an ihr Ohr: sie fuhr empor. Sie setzte sich aufrecht auf dem Ruhebett. Aspa hatte ihr das Obergewand abgenommen.
     Sie trug nur noch das weißseidne Unterkleid: sie warf die wallenden Wogen ihres prachtvollen Haares über die Schultern und
     lauschte. Es war eine bange Stille. Und noch ein Blitz und noch ein Donnerschlag. Ein Windstoß riß heulend das Fenster von
     Milchglas auf, das nach dem Hofe führte.
    Mataswintha starrte in die Finsternis hinaus, die jetzt jeden Augenblick von grellen Blitzen unterbrochen wurde. Unaufhörlich
     rollte der Donner, selbst das furchtbare Geheul des Sturmes überdröhnend. Der Kampf der Elemente tat ihr wohl. Sie lauschte
     begierig, auf die Linke gestützt und mit der Rechten langsam über die Stirne streichend. Da eilte Aspa herein mit Licht. Es
     war eine Fackel, deren Flamme in einer geschlossnen Glaskugel brannte.
    »Königin, du – Aber, bei allen Göttern, wie siehst du aus. Wie eine Lemure. Wie die Rachegöttin!«
    »Ich wollte, ich wäre es«, sagte Mataswintha – es war das erste Wort seit langen Stunden,– ohne den Blick vom Fenster zu wenden.
    Und Blitz auf Blitz und Schlag auf Schlag. Aspa schloß das Fenster.
    »O Königin, die Christinnen unter deinen Mägden sagen:das sei das Ende der Welt, das da komme, und der Sohn Gottes steige nieder auf feurigen Wolken, zu richten die Lebendigen
     und die Toten. Huh, welch ein Blitz! Und noch kein Tropfen Regen. Nie hab’ ich solch ein Unwetter gesehn. Die Götter zürnen
     schwer.«
    »Wehe, wem sie zürnen. Oh, ich beneide sie, die Götter. Sie können hassen und lieben, wie’s ihnen gefällt. Und zermalmen den,
     der sie nicht wiederliebt.«
    »Ach Herrin, ich war auf der Straße: ich komme grade zurück. Alles Volk strömt in die Kirchen mit Beten und Singen, den Himmel
     zu versöhnen. Ich bete zu Kairu und Astarte   – Herrin, betest du nicht auch?«
    »Ich fluche! Das ist auch gebetet.«
    »Oh, welch ein Donnerschlag!« schrie die Sklavin und stürzte zitternd in die Knie.
    Der dunkelblaue Mantel, den sie trug, glitt von ihren Schultern. Der Blitz und Donner war so stark gewesen, daß Mataswintha
     aus den Kissen gesprungen und ans Fenster geeilt war.
    »Gnade, Gnade, ihr großen Götter! erbarmt euch der Menschen!« flehte die Afrikanerin.
    »Nein, keine Gnade! Fluch und Verderben über die elende Menschheit! Ha, das war schön! Hörst du, wie sie unten heulen vor
     Angst auf der Straße? Noch einer, und noch ein Strahl! Ha, ihr Götter, wenn ein Himmelsgott oder Himmelsgötter sind – nur
     um eins beneid’ ich euch –: um die Macht eures Hasses, um euren raschen, geflügelten, tödlichen Blitz! Ihr schwingt ihn mit
     der ganzen Wut und Lust eures Herzens, und eure Feinde vergehn: und ihr lacht dazu – der Donner ist euer Gelächter! Ha, was
     war das?«
    Ein Blitz und ein Donner, der alle frühern übertraf, zuckte und krachte. Aspa fuhr vom Boden auf.
    »Was ist das für ein großes Haus, Aspa? die dunkle Masse uns gegenüber? Der Blitz hat wohl gezündet – brennt es?«
    »Nein, Dank den Göttern! es brennt nicht! Der Blitz hat sie nur beleuchtet. Es sind die Kornspeicher des Königs.«
    »Ha, habt ihr fehlgeblitzt, ihr Götter?« So schrie die Königin.»Auch die Sterblichen

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