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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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schwankte,– stark,– von der Linken zur Rechten.–
     Blitz und Donner und Sturm ruhten auf einmal.– Da scholl aus den Speichern ein schriller Schrei. Hell aufflammte das Licht
     und verschwand plötzlich.– Aber auch die Frau auf der Straße stieß einen leisen Angstruf aus. Denn jetzt konnte sie nicht
     mehr zweifeln: die Erde bebte unter ihr!–
    Ein leises Zucken: und plötzlich zwei, drei starke Stöße: als hebe sich wellenförmig der Boden von der Linken zur Rechten.
     Aus der Stadt her tönte Angstgeschrei. Aus den Türen der Basilika stürzte in Todesangst die laut kreischende Schar der Beter.–
     Noch ein Stoß! – Die Frau hielt sich mit Mühe aufrecht.– Und fernher,von derAußenseite der Stadt,scholl ein gewaltiges dumpfes
     Krachen, wie von massenhaft stürzenden, schweren Lasten.
    Ein furchtbares Erdbeben hatte Ravenna heimgesucht.

Einundzwanzigstes Kapitel
    Während die Frau sich in der Richtung jenes dumpfen Schlages wandte, drehte sie einen Augenblick den Speichern den Rücken.
     Aber rasch wandte sie sich diesen wieder zu. Denn es war ihr, als sei eine schwere Türe zugefallen. Scharf blickte sie hin.Doch in der tiefen Finsternis konnte ihr Auge nichts wahrnehmen. Nur ihr Ohr hörte etwas sacht an der Außenmauer des Gebäudes
     dahinrascheln. Und sie glaubte, ein leises Seufzen zu vernehmen.
    »Halt«, schrie die Frau, »wer jammert da?«
    »Still, still«, flüsterte eine seltsame Stimme, »die Erde hat darüber – vor Abscheu – sich geschüttelt, gebebt. Die Erde bebt
     – die Toten stehen auf.– Es kommt der jüngste Tag,– der deckt alles auf.– Bald wird er’s wissen.– Oh.   –«
    Und ein tiefgezogner Klagelaut – und ein Rauschen von Gewändern – und Stille.
    »Wo bist du? bist du wund?« rief die Frau tastend.
    Da zuckte ein heller Blitz,– der erste seit dem Erdstoß – und zeigte, vor ihren Füßen liegend, eine verhüllte Gestalt. Weiße
     und dunkelblaue Frauenkleider.–
    Das Weib langte nach dem Arm der Liegenden. Aber rasch sprang diese bei der Berührung auf und war mit einem Schrei im Dunkel
     verschwunden. Das Ganze war so rasch und ungeheuerlich wie ein Traumgesicht: nur eine breite goldne Armspange, mit einer grünen
     Schlange von Smaragden, die in ihrer Hand zurückgeblieben, war ein Pfand der Wirklichkeit dieser unheimlichen Erscheinung.
     
    Und wieder tönten die ehrnen Schritte der gotischen Wachen.
    »Hildebad, Hildebad, zu Hilfe!« rief Wisand.
    »Hier bin ich – was ist? wohin soll ich?« fragte dieser, mit seiner Schar entgegenkommend.
    »An das Tor des Honorius! Dort ist die Mauer eingestürzt, und der dicke Turm des Aëtius liegt in Trümmern.– Zu Hilfe, in die
     Lücke!«
    »Ich komme – – armer Fridugern.«
     
    In dem gleichen Augenblick stürmte draußen im Lager der Byzantiner Cethegus, der Präfect, in das Feldherrnzelt Belisars. Er
     war in voller Rüstung, der purpurdunkle Roßschweif flatterte um seinen Helm. Seine Gestalt war hochaufgerichtet. Feuer leuchtete
     in seinen Augen.
    »Auf! was säumst du, Feldherr Justinians? Die Mauern deiner Feinde stürzen von selber ein. Offen liegt vor dir des letzten
     Gotenkönigs letzte Burg.– Und du? was tust du in deinem Zelt? –   –«
    »Ich verehre die Größe des Allmächtigen!« sagte Belisar mit edler Ruhe.
    Antonina stand neben ihm, den Arm um seinen Nacken geschlungen.– Ein Betschemel und ein hohes Kreuz zeigte, in welchem Tun
     die wilde Glut des Präfecten das Paar gestört. »Das tu morgen.– Nach dem Sieg. Jetzt aber: stürme!«
    »Jetzt stürmen!« sprach Antonina, »welcher Frevel! Die Erde bebt in ihren Grundfesten, erschüttert und erschreckt. Denn Gott,
     der Herr, spricht in diesen Wettern!«
    »Laß ihn sprechen! Wir wollen handeln. Belisar, der Turm des Aëtius und ein gutes Stück Mauer ist eingestürzt. Ich frage dich,
     willst du stürmen?«
    »Er hat nicht unrecht«, meinte Belisar, in dem die Kampflust erwachte.–
    »Aber es ist finstre Nacht.–   –«
    »Im Finstern find’ ich den Weg zum Sieg und in das Herz von Ravenna. Auch leuchten die Blitze.«
    »Du bist ja plötzlich sehr kampfeseifrig«, zögerte Belisar.
    »Ja, denn jetzt hat’s Vernunft zu kämpfen. Die Barbaren sind verblüft. Sie fürchten Gott und vergessen ihrer Feinde.«
    Im gleichen Augenblick eilten Prokop und Marcus Licinius in das Zelt.
    »Belisar«, meldete der erste, »der Erdstoß hat deine Zelte am Nordgraben umgestürzt und eine halbe Kohorte Illyrier darunter
    

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