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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Stimme, zu fragen.
    »Der Blitz muß schon lange im Innern gezündet haben. Es hat von innen heraus alles zusammengebrannt. Da sieh, sieh hin.   –«
    Ein stärkerer Stoß des Sturmwinds fuhr in die Lohe und entfachte sie riesengroß. Die Flammen flogen auf die nächsten Dächer.
     Zugleich schien der hölzerne Dachfirst des hohen Gebäudes jetzt hinabzustürzen. Denn nach einem schweren Schlag schossen abermals
     viele, viele Tausende von Funken empor. Es war ein Flammenmeer.
    Witichis wollte das Schwert erheben zum Befehl – matt sank sein Arm herunter. Cethegus sah’s: »Jetzt«, rief er, »jetzt zum
     Sturm!«
    »Nein, haltet ein!« rief mit einer Löwenstimme Belisarius.
    »Der ist ein Feind des Kaisers, der ist des Todes, der das Schwert erhebt. Zurück ins Lager – alle: jetzt ist Ravenna mein
     – und morgen fällt’s von selbst.«
    Und seine Tausenden folgten ihm und zogen zurück. Cethegus knirschte. Er allein war zu schwach. Er mußte nachgeben. Sein Plan
     war gescheitert. Er hatte die Stadt mit Sturm nehmen wollen, um, wie in Rom, sich in ihren Hauptwerken festzusetzen. Und er
     sah voraus, daß sie nun ganz in Belisars Hand werde geliefert werden. Grollend führte er die Seinen zurück. Aber es sollte
     anders kommen, als Belisar und Cethegus dachten.

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    Der König hatte den Schutz der Mauerlücke am Turm des Aëtius Hildebad übertragen und war sofort auf die Brandstätte geeilt.
     Als er dort eintraf, fand er das Feuer im Erlöschen – aber nur aus Mangel an Nahrung. Der ganze Inhalt der Speicher, samt
     deren Brettergerüsten, und dem Dach, alles, was durch Feuer zerstörbar, war bis auf den letzten Splitter und das letzteKorn verbrannt. Nur die nackten, ruß- und rauchgeschwärzten Steinmauern des ursprünglichen Marmorbaus, des Circus des Theodosius,
     starrten noch gen Himmel.
    Ein Mal des Blitzstrahls war an ihnen nicht wahrzunehmen. Das Feuer mußte sehr lange Zeit von innen heraus, wo der Blitz den
     Holzbau entzündet haben mochte, unvermerkt fortgeglimmt sein und sich über alle Innenräume des Holzbaus schleichend verbreitet
     haben. Als Flammen und Rauch aber zu den Dachlücken herausschlugen, war alle Hilfe zu spät. Krachend war bald darauf der Rest
     des Holzbaues zusammengestürzt: die Einwohner hatten vollauf zu tun, die nächsten, teilweise schon vom Feuer ergriffenen Häuser
     zu retten. Dies gelang mit Hilfe des Regens, welcher kurz vor Tagesanbruch endlich einfiel und dem Sturm, sowie dem Blitz
     und Donner ein Ende machte. Aber statt der Speicher beleuchtete die aufgehende Sonne, als sie das Gewölk zerstreute, nur einen
     trostlosen Haufen Schutt und Asche in der Mitte des Marmorrundbaus.
    Schweigend, mit tiefgesenktem Haupt, lehnte der König lange Zeit diesen Ruinen gegenüber an einer Säule der Basilika. Ohne
     Regung, nur manchmal den Mantel auf der mächtig arbeitenden Brust zusammendrückend. Im Anblick dieser Trümmer war ein schwerer
     Entschluß in ihm gereift. Jetzt ward es grabesstill in seinem Innern. Aber um ihn her, auf dem Platze, wogte das Elend der
     verzweifelnden Armen von Ravenna betend, fluchend, weinend, scheltend.
    »Oh, was wird jetzt aus uns!«
    »Oh, wie war das Brot so weiß, so gut, so duftend, das ich noch gestern hier erhielt.«
    »Oh, was werden wir jetzt essen.«
    »Bah, der König muß aushelfen.«
    »Ja, der König muß Rat schaffen.«
    »Der König?«
    »Ach, der arme Mann, woher soll er’s nehmen?«
    »Hat er doch selbst nichts mehr.«
    »Das ist seine Sache.«
    »Er allein hat uns in all die Not gebracht.«
    »Er ist an allem schuld.«
    »Was hat er die Stadt nicht lang dem Kaiser übergeben.«
    »Jawohl, ihrem rechtmäßigen Herrn!«
    »Fluch den Barbaren!«
    »Sie sind an allem schuld.«
    »Nicht alle, nein, der König allein. Seht ihr’s denn nicht? Es ist die Strafe Gottes!«
    »Strafe? wofür? Was hat er verbrochen? Er gab dem Volke von Ravenna Brot!«
    »So wißt ihr’s nicht? Wie kann der Eheschänder die Gnade Gottes haben? Der sündige Mann hat ja zwei Weiber zugleich! Der schönen
     Mataswintha hat ihn gelüstet. Und er ruhte nicht, bis sie sein eigen war.– Sein ehlich Weib hat er verstoßen.«
    Da schritt Witichis unwillig die Stufen herab. Ihn ekelte des Volkes. Aber sie erkannten seinen Schritt.
    »Da ist der König! Wie finster er blickt«, riefen sie durcheinander und wichen zur Seite.
    »Oh, ich fürchte ihn nicht. Ich fürchte den Hunger mehr als seinen Zorn. Schaff uns Brot, König

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