Ein Kampf um Rom
begraben!«
»Hilfe, Hilfe! meine armen Leute!« rief Belisar und eilte aus dem Zelte.
»Cethegus«, berichtete Marcus, »auch eine Kohorte deiner Isaurier liegt unter ihren Zelten verschüttet.«
Aber ungeduldig, den Helm schüttelnd, frug der Präfect: »Was ist mit dem Wasser in dem gotischen Graben vor dem Aëtiusturm?
hat der Erdspalt es nicht verringert?«
»Ja, das Wasser ist verschwunden – der Graben ist ganz trocken.Horch, das Wehegeschrei! Deine Isaurier sind’s: sie stöhnen und wimmern unter der Verschüttung und schreien um Hilfe.«
»Laß sie schreien!« sprach Cethegus. »Der Graben ist wirklich trocken? So laß zum Sturm blasen. Folge mir mit allen Söldnern,
die noch leben.«
Und unter Blitz und Donner, die jetzt wieder unaufhörlich rasten, eilte der Präfect zu seinen Schanzen, wo seine römischen
Legionäre und der Rest der Isaurier unter Waffen standen. Rasch übersah er sie: es waren viel zu wenige, um mit ihnen allein
die Stadt zu nehmen. Aber er wußte, daß ein günstiger Erfolg alsbald Belisar mit fortreißen würde.
»Lichter, Fackeln her!« rief er und trat mit einer Pechfackel in der Linken vor die Front seiner römischen Legionäre.
»Vorwärts«, befahl er, »die Schwerter heraus!«
Aber kein Arm rührte sich. Sprachlos vor Staunen und mit Grauen blickten alle, auch die Führer, auch die Licinier, auf den
dämonischen Mann, der im Aufruhr der ganzen Natur nur an sein Ziel dachte und die Elemente, die Schrecken Gottes, nur als
Mittel ansah zu seinem Zweck.
»Nun, habt ihr auf mich zu hören, oder auf den Donner?« rief er.
»Feldherr«, mahnte ein Centurio vortretend, »sie beten. Denn die Erde bebt.«
»Glaubt ihr, Italia wird ihre Kinder verschlingen? Nein, ihr Römer, seht: der Boden selbst von Italien erhebt sich gegen die
Barbaren. Er bäumt sich, sprengt ihr Joch, und ihre Mauern fallen. Roma! Roma aeterna!«
Das zündete. Es war eines jener cäsarischen Worte, welche die Männer und die Waffen fortreißen.
»Roma! Roma aeterna!« riefen zuerst die Licinier, dann die Tausende der römischen Jünglinge: und durch Nacht und durch Grauen,
durch Blitz und Donner und Sturm, folgten sie dem Präfecten, dessen dämonischer Schwung sie mit fortriß.
Die Begeisterung lieh ihnen Flügel. Rasch waren sie über den breiten Graben hinweg, dem sie sonst kaum zu nahen gewagt.– Cethegus
der erste am jenseitigen Rand.– Die Fackeln hatte der Sturm gelöscht.– Im Finstern fand er den Weg.
»Hieher, Licinius«, rief er,»mir nach, hier muß die Lücke sein.«
Und er sprang vorwärts, rannte aber gegen einen harten Körper und taumelte zurück.
»Was ist das?« fragte Lucius Licinius hinter ihm, »eine zweite Mauer?«
»Nein«, sprach eine ruhige Stimme von drüben, »aber gotische Schilde.«
»Das ist der König Witichis«, sagte der Präfect grimmig und maß mit bittrem Haß die dunkeln Gestalten. Er hatte auf Überraschung
gezählt. Seine Hoffnung war getäuscht. »Hätt’ ich ihn«, sprach er grimmig in sich hinein, »er sollte nicht mehr schaden.«
Da wurden von rückwärts viele Fackeln sichtbar, und die Trompeten schmetterten. Belisar führte sein Heer zum Sturm gegen den
Mauersturz. Prokop erreichte den Präfecten: »Nun, was stockt ihr? Halten euch neue Wälle auf?«
»Ja, lebendige Wälle. Da stehen sie«, und der Präfect deutete mit dem Schwert.
»Unter den noch fallenden Trümmern, diese Goten! – Nun wahrlich!« rief Prokop:
»›si fractus illabatur orbis,
impavidos ferient ruinae!‹
Das sind mutige Männer.«
Aber jetzt war Belisar mit seinen dichten, zum Angriff bereiten Scharen heran. Einen Augenblick noch,– nur die Führer eilten
noch, Befehle erteilend hin und wider,– einen Augenblick noch, und ein furchtbares Morden mußte beginnen. Da erglühte plötzlich
der ganze Horizont über der Stadt. Eine Flammensäule schoß hoch empor, und zahllose Funken stoben nieder. Es schien Feuer
vom Himmel zu regnen. Im roten Licht glänzte ganz Ravenna. Es war ein furchtbar herrlicher Anblick. Die beiden Heere, im Begriff
handgemein zu werden, hielten inne.
»Feuer! Feuer! Witichis! König Witichis«, schrie jetzt ein Reiter, der von der Stadt herjagte, »es brennt.«
»Das sehen wir. Laß brennen, Markja! Erst fechten, dann löschen.«
»Nein, nein, Herr! alle deine Speicher brennen! Dein Getreide fliegt in Myriaden Funken durch die Luft.«
»Die Speicher brennen!« schrien Goten und Byzantiner.
Witichis versagte die
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