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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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die Brust. Aufschreiend sprangen Germanus von vorne, Aspa von rückwärts hinzu. Schweigend fing Cethegus die Sinkende auf.
     Sie starb, sowie er das Schwert aus der Wunde zog. Er kannte das Schwert. Er hatte selbst ihr es einst gesendet. Es war das
     Schwert des Königs Witichis.

Sechstes Buch
Totila
    »Heil, daß uns dieser Sonnen-Jüngling lebt.«
    Markgraf Rüdeger von Bechelaren,
    I.   Aufzug, 1.   Szene

Erste Abteilung
    Erstes Kapitel
    Wenige Tage nach dem Tode Mataswinthens und der Abreise des tieferschütterten Prinzen kam eine Botschaft aus Castra Nova,
     welche den Aufbruch byzantinischer Truppen von Ravenna notwendig machte. Hildebad war durch flüchtige Goten, welche sich durch
     die Linien der Belagerer geschlichen, von der verräterischen Gefangennehmung des Königs unterrichtet worden. Da ließ er durch
     Gefangne, die er freigab, Belisar und Cethegus, jeden einzeln oder beide zusammen, wie sie wollten, zum Zweikampf laden, »wenn
     sie eine Ader von Mut, einen Tropfen von Ehre im Leibe trügen«.
    »Er glaubt Belisar noch im Lande und scheint ihn nicht eben zu fürchten«, sagte Bessas.
    »Hier läge ein Mittel«, erwiderte Cethegus lauernd, »den ungestümen Raufbold zu verderben. Aber freilich, Mut gehört dazu.
     Mut, wie ihn Belisar gehabt.«
    »Du weißt, ich weiche ihm auch darin nicht.«
    »Gut«, sprach Cethegus, »folge mir in mein Gemach. Ich will dir Rat und Mittel zeigen, den Riesen zu vernichten. Du sollst
     vollbringen, was Belisar mißlang.«
    Zu sich selber aber sprach er: »Bessas ist zwar ein löblich schlechter Feldherr: aber Demetrius kein bessrer, und leichterzu leiten. Und Bessas schuld’ ich noch Vergeltung für das tiburtinische Tor zu Rom.«
     
    Nicht ohne Grund hatte der Präfect gefürchtet, der schon fast erloschne Widerstand der Goten werde sich neu beleben bei der
     Kunde von der hinterlistigen Vernichtung des Königs. Mit jedem Mittel hatte er daher jene Erklärung von Witichis erzwingen
     wollen, welche jede Begeisterung der Rache erstickt haben würde.
    Noch war an den alten Hildebrand zu Verona, an Totila nach Tarvisium und an Teja zu Ticinum keine genauere Nachricht gelangt.
     Nur die Kunde, daß Ravenna gefallen, der König gefangen sei, hatte sie erreicht. Dunkel verlautete dabei von Verrat. Und der
     Schmerz und Zorn der Freunde ließen es sich nicht nehmen: mit rechten Dingen könne nicht die feste Stadt, der wackre König,
     erlegen sein.
    Statt sie zu entmutigen, verstärkte das Unheil die Kraft ihres Widerstands. In wiederholten glücklichen Ausfällen schwächten
     sie die Belagerer. Und diese sahen sich schon fast genötigt, die Einschließung aufzugeben. Denn die Anzeichen einer höchstbedeutsamen
     Veränderung der Verhältnisse in ganz Italien strömten von allen Seiten auf sie ein. Diese Veränderung war ein sich rasch vollziehender
     Umschwung in Stimmung und Gesinnung der römischen Bevölkerung, wenigstens des gesamten Mittelstandes: der Kaufleute und Handwerker
     in den Städten, der Bauern und Colonen auf dem flachen Lande.
    Die Italier hatten überall die Byzantiner jubelnd als Befreier begrüßt. Aber nach kürzester Zeit legte sich dieser Jubel.
     Im Gefolge Belisars zogen ganze Scharen von Finanzbeamten aus Byzanz, von Justinian gesendet, sofort die Früchte des Kampfes
     zu ernten, und die immer leeren Kassen des Ostreichs mit den Reichtümern Italiens zu füllen. Mitten in den Leiden des Krieges
     begannen und betrieben diese Eifrigen ihr Werk. Sowie Belisar eine Stadt besetzt hatte, so berief der mit eingerückte Logothetes
     (Kassenrechnungsführer) alle freien Bürger in die Kurie oder auf das Forum, ließ die Bürger sich selbst nach dem Vermögen
     in sechs Klassen teilen und forderte nun jedie ärmere Klasse auf, die nächsthöhere nach ihren Vermögen zu schätzen. Auf Grund dieser Schätzung legten dann die kaiserlichen
     Beamten jeder Klasse eine möglichst hochgegriffne Steuer auf. Und da sie, schon durch die Vorenthaltung, Verkürzung, Verzögerung
     bei dem niemals pünktlich bezahlten Gehalte fast darauf angewiesen, stets neben den Kassen des Kaisers die eigne Tasche zu
     füllen bedacht waren, wurde der Druck unerträglich.
    Die Logotheten waren nicht zufrieden mit den hohen Steuersätzen, welche der Kaiser für drei Jahre vorausbezahlt verlangte,
     mit der besondren, jeder befreiten Stadt Italiens auferlegten »Freiheits-, Dank- und Freudenschatzung«: – neben den starken
     Kontributionen und Requisitionen, welche

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