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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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seinen Heerleuten.«
    »Du bist noch zu jung und zart. Geh und komm nach zwei Sommern wieder: und hüte derweilen die Ziegen.«
    »Ich bin noch jung: aber nicht mehr schwach. Und Ziegen hab’ ich mir genug gehütet. Ha, ich seh’s: das ist der König.«
    Und er trat vor Totila und neigte sich zierlich und sprach:
    »Mit Gunst, Herr König.«
    Und er langte nach des Pferdes Zügel, es zu führen: als müßte das alles so sein. Und der König sah mit Wohlgefallen auf ihn
     herab und lächelte ihm zu. Und der Knabe führte sein Pferd am Zaum.
    Guntharis aber sprach vor sich hin: »Dieses Knaben Antlitz habe ich schon gesehen. Nein, er gleicht ihm nur,– –: doch solche
     Ähnlichkeit sah ich noch nie: und wie adelig des jungen Hirten Haltung!«
    »Heil König Totila! Frieden und Heil«, jauchzte dem Gotenkönig das Volk entgegen.
    Der junge Zügelführer aber sah empor in des Königs schimmervolles Antlitz und sang leise, aber mit silbertöniger Stimme, zu
     ihm hinauf:
    »Zittre und zage,
    Zäher Cethegus:
    Nicht taugt dir die Tücke!
    Es trümmert den Trotz dir
    Teja, der Tapfre:
    Und taghell emportaucht,
    Wie Maiglanz und Morgen
    Aus Nacht und aus Nebel,
    Der leuchtende Liebling
    Des Himmelsherrn:
    Der schimmernd schöne,
    Der kühne König.
    Ihm öffnen sich alle
    Die Türme, die Tore,
    Die Hallen und Herzen:
    Ihm weicht, überwunden,
    Wut, Winter und Weh.«
    Auf den Wink von des Königs Hand trat Stille ein. Aber diesen erwarteten Augenblick nutzte Cethegus. Er trieb seinen Rappen
     vorwärts in die Volksmenge und rief:
    »Was willst du, Gote, in dieser meiner Stadt?«
    Nach einem lodernden Blick wandte sich Totila von ihm ab:
    »Mit ihm red’ ich nur mehr mit dem Schwert, dem sechsfachen Lügner, dem Mörder! Zu dir sprech’ ich, unseliges, betörtes Volk
     von Rom. Der Schmerz um euch zerreißt mein Herz. Ich kam, euer Elend zu enden. Ohne Waffen bin ich gekommen. Denn besser als
     Schwert und Schild schützt mich des Römervolkes Ehre.«
    Er hielt inne. Cethegus unterbrach ihn nicht mehr.
    »Quiriten, wohl habt ihr selbst erkannt: längst konnt’ ich mit meinen Tausenden euere Mauern stürmen. Denn ihr habt nur noch
     Steine, keine Männer mehr darauf. Aber fiel Rom durch Sturm, ging Rom in Flammen auf. Und ich gesteh’s: lieber will ich niemals
     Rom betreten, als Rom zerstören. Ich will euch nicht vorhalten, wie ihr Theoderichs und der Goten Güte vergolten. Habt ihr
     die Tage vergessen, da ihr dankbar Münzen schlugt mit der Umschrift: ›Roma felix‹? Wahrlich, ihr seid genug gestraft. Schwerer
     gestraft durch Hunger und Pest und Byzanz und jenen Dämon, als euch jemals unsere strengste Strafe getroffen hätte. Mehr als
     achttausend Männer von euch, Weiber und Kinder ungezählt, sind erlegen. Eure verödeten Häuser stürzen ein.Gierig raft ihr das Gras, das in euren Tempeln wächst. Hohläugig schleicht durch eure Gassen die Verzweiflung. Menschenfleisch,
     der eignen Kinder Fleisch, haben hungernde Mütter, römische Mütter verspeist. Und bis heute konnte man euren Widerstand beklagen,
     aber bewundern. Von heut ab ist er Wahnsinn. Eure letzte Hoffnung war Belisar. Wohlan: Belisar ist heimgefahren von Sicilien
     nach Byzanz. Er gibt euch auf.«
    Cethegus ließ die Trompeten schmettern, das Geheul des Volkes zu übertönen. Lang vergeblich. Endlich drangen die ehernen Tubastimmen
     durch. Als es stiller ward, rief der Präfect:
    »Gelogen! Glaubt nicht so plumper Lüge!«
    »Haben euch je die Goten, hab’ ich euch je gelogen, ihr Römer? Aber nur euren eignen Augen und Ohren sollt ihr glauben. Vorwärts
     mit dir, Mann: nun sprich. Kennt ihr ihn?«
    Ein Byzantiner, in reicher Rüstung, ward von den gotischen Reitern vorgeführt.
    »Konon!«
    »Belisars Nauarch!«
    »Wir kennen ihn!« rief die Menge.
    Cethegus aber erbleichte.
    »Ihr Männer von Rom«, sprach der Byzantiner, »Belisar, der Magister Militum, hat mich an den König Totila geschickt. Heute
     traf ich ein. Belisar
mußte
von Sicilien nach Byzanz zurück. Er hat scheidend Rom und Italien der bekannten Güte König Totilas empfohlen. Das mein Auftrag
     an ihn und an euch.«
    »Wohlan«, fiel Cethegus dröhnend ein, »und ist es so: dann ist der Tag gekommen, zu zeigen, ob ihr Römer seid oder Bastarde.
     Hört es und wißt es wohl! Cethegus, der Präfect, ergibt sich und sein Rom nie, niemals den Barbaren. Oh, gedenkt der Zeiten
     nur noch einmal, da ich euch alles war. Da ihr meinen Namen neben Christus, vor den Heiligen genannt.

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