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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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ohne alle Kunde von der Außenwelt, durchaus nicht,
     wann etwa Belisar vor der Tibermündung erscheinen konnte.
    »Wie?« rief er. »Soll ich euch eine Frist setzen, wie lang ihr noch Römer sein wollt und von wann ab Memmen und Sklaven? Die
     Ehre kennt keine Termine.«
    »So sprichst du, weil du selbst nicht mehr an Entsatz glaubst.«
    »So spreche ich, weil ich an euch glaube.«
    »Aber wir wollen es so. Wir alle. Hörst du? Du sprachst jaimmer von der römischen Freiheit. Wohlan, sind wir frei oder dir verfallen, wie deine Söldner? Hörst du? Wir fordern einen
     Termin. Wir wollen es!«
    »Wir wollen es!« wiederholte der Chor.
    Da schollen, ehe Cethegus erwidern konnte, Tubarufe von der Südostecke des Forum her: von der Sacra Via strömten Volk und
     Bewaffnete gemischt heran, in ihrer Mitte zwei Reiter in fremden Waffen.

Neuntes Kapitel
    Lucius Licinius sprengte ihnen allen voraus, sprang ab und flog die Rednerbühne hinan.
    »Ein Herold der Goten! Ich kam zu spät, ihn wieder, wie sonst, abzuweisen. Die verhungernden Legionäre am tiburtinischen Tor
     ließen ihn herein.«
    »Nieder mit ihm! Er darf nicht reden«, sprach Cethegus, sprang die Tribüne herab und zog das Schwert.
    Aber die Menge erriet ihn. Jubelnd, schützend umdrängte sie den Herold.
    »Friede! Heil! Brot!«
    »Friede! Hört den Herold!«
    »Nein, hört ihn nicht«, donnerte Cethegus. »Wer ist Präfect von Rom? Wer verteidigt diese Stadt? Ich: Cornelius Cethegus Cäsarius.
     Und ich sage: hört ihn nicht.«
    Und mit dem Schwert warf er sich vorwärts. Aber dicht, wie ein Bienenschwarm, geballt, hemmten Weiber und Greise seinen Weg,
     während die Bewaffneten den Herold schützend umwogten.
    »Sprich, Bote, was bringst du?« forschten sie.
    »Frieden und Erlösung«, rief Thorismuth und schwenkte seinen weißen Stab.
    »Totila, der Italier und der Goten König, entbietet euch Huld und Gruß und fordert freies Geleit, euch Wichtiges zu künden
     und den Frieden.«
    »Heil ihm!«
    »Hört ihn!«
    »Er soll kommen!«
    Cethegus war eilig zu Pferd gestiegen und ließ seine Tubabläser die Schlachtfanfare schmettern. Da wurde es still auf dem
     Forum.
    »Höre, Herold: ich, der Befehlshaber dieser Stadt,
verweigere
das Geleit. Jeden Goten, der die Stadt betritt, werd’ ich als Feind behandeln.«
    Aber da erscholl tausendstimmiges Geschrei der Wut. Ein Bürger erklomm die Rednerbühne.
    »Cornelius Cethegus, bist du unser Tyrann oder unser Beamter? Wir sind frei. Und oft hast du’s gerühmt: das Höchste ist in
     Rom des römischen Volkes Majestät. Wohlan, das römische Volk befiehlt, den König zu hören. Befiehlst du das nicht, Volk von
     Rom?«
    »Wir wollen es!«
    »Es ist Gesetz«, brüllten die Quiriten.
    »Hast du’s vernommen? Willst du dem Volk von Rom gehorchen oder trotzen.«
    Cethegus stieß das Schwert in die Scheide. Thorismuth sprengte davon, seinen König zu holen. Der Präfect winkte die jungen
     Tribunen an sich heran.
    »Lucius Licinius«, befahl er, »aufs Capitol. Salvius Julianus, du deckst den untern, den Balkenstromriegel. Quintus Piso,
     du deckst den oberen, den Kettenriegel. Marcus Licinius, du hältst die Schanze, die den Aufgang vom Forum zum capitolinischen
     Hügel und mein Haus beschützt. Der Rest der Söldner schart sich dicht hinter mir.«
    »Was willst du, Feldherr?« fragte Lucius Licinius, ehe er davoneilte.
    »Die Barbaren überfallen und verderben.«
    Es waren etwa noch fünfzig Reiter und hundert Lanzenträger, welche nach Entsendung der Tribunen hinter dem Präfecten hielten.
     Nach kurzer banger Spannung schmetterte das gotische Heerhorn die heilige Straße herauf. Und von dorther bogen auf das Forum
     ein Thorismuth und sechs Hornbläser, Wisand, der Bandalarius, mit der blauen Königsfahne der Goten,der König zwischen Herzog Guntharis und Graf Teja und noch etwa zehn Heerführer und Reiter, fast alle ohne Waffen: nur Teja
     zeigte deutlich das breite, das gefürchtete Beil. Als eben der Zug sich aus dem Lager der Goten in Bewegung gesetzt hatte,
     durchs metronische Tor in die Stadt zu reiten, fühlte sich Herzog Guntharis am Mantel gefaßt: er sah neben seinem Pferd einen
     Knaben oder Jüngling mit kurzkrausem, goldbraunem Haar und blauen Augen und einem Hirtenstock in der Hand.
    »Bist du der König? Nein, du bist es nicht. Und jener dort? das ist der tapfere Teja, der schwarze Graf, wie ihn die Lieder
     nennen.«
    »Was willst du, Bursche, von dem König?«
    »Ich will für ihn fechten unter

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