Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
Vom Netzwerk:
zuviel! Das heischt Erholung! Syphax, ich frug schon gestern: Ist kein
     Wein mehr aufzutreiben, rechts vom Tiber?«
    »Ich forschte, Herr: Nur in den Tempeln eures Gottes. Aber er ist, so sagten eure Priester, bereits geweiht, bestimmt zum
     Wunder des Altars.«
    »Das wird ihn nicht verdorben haben. Nehmt ihn den Priestern fort. Verteilt ihn unter die hundert Römer auf der Schanze des
     Cäsar. Es ist der einzige Dank, der mir zu spenden geblieben.«
    Und langsam ritt er, gefolgt von Syphax, seinem Hause zu. Vor dem Haupteingang hielt er an: auf Syphax’ Ruf erschien der Roßwärter
     Thrax. Cethegus sprang ab und klopfte des edeln Rappen Bug.
    »Der nächste Ritt wird scharf, mein Pluto, ob zum Sieg oder in die Flucht. Gebt ihm das weiße Brot, das für mich gespart ward.«
    Das Pferd ward in die Ställe neben dem Hauptgebäude abgeführt. Die Marmorraufen waren leer. Pluto teilte den weiten Stall
     nur noch mit des Syphax Braunen. Alle andern Rosse des Präfecten waren geschlachtet und von den Söldnern verzehrt. Durch das
     prachtvolle Vestibulum und Atrium schritt der Hausherr in die Bibliothek. Der alte Ostiarius und Schreibsklave Fidus, der
     den Speer nicht mehr tragen konnte, war der einzige Diener im Hause. Alle andern Sklaven und Freigelassnen lagen auf den Wällen
     – lebend oder tot.
    »Reiche mir die Rolle mit dem ›Cäsar‹ Plutarchs! Und den großen, mit Amethysten besetzten Becher – freilich wird’s kaum des
     Zaubers der Steine bedürfen! – voll Wasser aus dem Springbrunnen.«
    Noch weilte der Präfect in dem Büchersaal. Den Kandelaber, mit köstlichem Nardenöl gefüllt, hatte der Alte, wie in den Tagen
     des Friedens, entzündet. Cethegus warf einen langen Blick auf die Büsten, Hermen, kleinen Statuen, deren dunkle Schatten das
     Licht scharf auf den Estrich von kostbaren Mosaiken legte. Da prangten sie fast alle, die Helden Roms in Krieg und Frieden,
     in kleinen Marmorbüsten auf Sockeln und Fußgestellen mit kurzen Andeutungen der Namen. Von den mythischen Königen an durch
     die lange Reihe der Konsuln und Cäsaren bis auf Trajan, Hadrian und Constantin.
    Eine besondere, dichtgedrängte Gruppe bildeten die eignen Ahnen der »Cethegi«. Schon war das leere Postament an die Wand gefestigt,
     welches dereinst
seine
Büste aufnehmen sollte, die letzte an dieser Seite des Saales. Denn er war der letzte seines Stammes. Aber zur Linken zeigte
     sich noch, zur Fortsetzung bestimmt, ein ganzer Bogengang mit leeren Nischen. Nicht Ehe, aber Adoption sollte des Cethegus
     Namen weiterführen in glänzendere Jahrhunderte.– Zu seinem Erstaunen sah er, an der Reihe der Büsten langsam, gedankenvoll
     vorüberschreitend, auf dem leeren Sockel, der dereinst seine Büste aufnehmen sollte, ein solches Brustbild heute stehen.
    »Was bedeutet das?« fragte er.
    »Hebe die Lampe hieher, Alter. Welche Büste steht an meinem Platz?«
    »Vergib, o Herr! Das Postament des Einen, da oben, von den ganz Alten, muß repariert werden. Ich mußte es abnehmen. Und da
     hob ich die Büste, damit sie einstweilen nicht zu Schaden komme, auf diesen leeren Sockel.«
    »Leuchte! Noch höher! Wer mag es sein?«
    Und Cethegus las auf der Büste die kurzen Worte:
    »Tarquinius Superbus, Tyrann von Rom, starb, wegen unerträglicher Gewalt von den Bürgern vertrieben, ferne der Stadt im Exil.
     Zur Warnung späterer Geschlechter.«
    Cethegus selbst hatte – in seiner Jugend – diese Inschrift verfaßt und unter die Büste setzen lassen. Rasch hob er nun den
     Marmorkopf herab und stellte ihn abseits nieder.
    »Fort mit dem Omen«, sprach er.
    In ernster Vertiefung trat er in das Studiergemach. Helm, Schild und Schwert lehnte er an das Lager. Der Sklave entzündete
     die auf dem Schildpattisch stehende Lampe, brachte den Becher und das verlangte Buch und ging. Cethegus ergriff die Rolle.–
     Aber er legte sie wieder weg. Die Erzwingung der Ruhe versagte ihm diesmal doch. Sie war zu unnatürlich. Auf dem römischen
     Forum tranken die Quiriten mit den Barbaren auf das Heil des Gotenkönigs, auf den Untergang des Präfecten von Rom, des Princeps
     Senatus! In zwei Stunden wollte er den Versuch wagen, Rom den Germanen zu entreißen. Er
konnte
nicht die kurze Pause mit Wiederholung einer Biographie ausfüllen, welche er halb auswendig wußte. Er trank heißdurstig Wasser
     aus dem Becher. Dann warf er sich auf das Lager.
    »War es ein Omen?« fragte er sich. »Aber es gibt kein Omen für den, der nicht daran glaubt. ›Ein

Weitere Kostenlose Bücher