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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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der Mitte des Flusses knapp
     genügender Raum frei wurde, zwischen den brennenden Balkenenden ein großes, ein Kriegsschiff hindurchzusteuern. Aber mit der
     Kraft der Ruder allein durch die nahen Flammen langsam stromaufwärts dringen, dem Pfeilregen der Abasgen ausgesetzt,– das
     konnte für das große Schiff noch schlimmer als für den »Nachen der Toten« enden. Zaudernd hielten die Goten unterhalb der
     brennenden Balken. Da plötzlich erhob sich ein starker Südwind, die Wellen des Flusses aufwärts kräuselnd.
    »Spürt ihr den Hauch? Das ist des Siegesgottes Atem. Die Segel gehißt! Nun folgt mir, meine Goten«, so rief eine frohlockende
     Stimme.
    Die Segel flogen empor und spannten weit die Flügel des gewaltigen Königsschiffes der Goten, des »Wilden Schwans«. Und ein
     prachtvoller Anblick war es nun, als das mächtige Fahrzeug, mit aller Leinwand fliegend und von hundert Ruderern geschoben,
     den Strom heraufkam, von beiden Seiten schauerlich beleuchtet durch die brennenden Balken und Boote der Römer. Mit ungestümer,
     verderbendrohender Eile trieb das Schiff stromaufwärts. Zu beiden Seiten des Oberdecks, hoch über dem geschlossnen Unterdeck
     der Ruderknechte, knieten, dichtgeschart, gotische Krieger, die Schilde dicht aneinandergedrängt: eine eherne Schirmwand wider
     die Pfeile. An dem Schiffsschnabel vorn erhob sich ein riesiger Schwan mit hochgewölbten Schwingen. Zwischen diesen Schwingen
     aber, auf des Schwanes Rücken, stand König Totila, das Schwert in der Rechten.
    »Vorwärts!« befahl er.
    »Zieht, ihr Ruderer! Mit aller Kraft! Haltet euch bereit, ihr Goten.«
    Cethegus erkannte die jugendliche hohe Gestalt. Er erkannte schon auch die Stimme.
    »Laßt das Schiff nur heran. Ganz nahe. Auf zwanzig Schritt. Dann erst schießt. Noch nicht. Jetzt. Jetzt! Pfeile los!«
    »Deckt euch, ihr Goten!«
    Ein Hagel von Pfeilen schlug gegen das Schiff. Aber an der Schildburg prallten sie machtlos ab.
    »Verflucht!« rief Piso hinter dem Präfecten.
    »Sie wollen die Kette sprengen durch des Schiffes Stoß. Und sie werden es sicher, fielen auch alle Mann auf Deck. Die Ruderer
     sind ja unerreichbar. Und unverwundbar ist dieser Südwind.«
    »Feuer in die Segel! Feuer auf das Schiff! Brände herbei!« befahl Cethegus.
    Immer näher rauschte der drohende Schwan. Immer näher drohte der verderbliche Prall gegen die straff gespannte Kette. Schon
     erreichten nun die geschleuderten Brände das Schiff. Einer flog in das Segel des Fockmastes: es brannte rasch auf: dann erlosch
     es. Ein zweiter – Cethegus hatte ihn selbst geschleudert – streifte des Gotenkönigs langes flatterndes Goldhaar. Neben ihm
     fiel der Brand nieder. Er hatte es nicht bemerkt. Da sprang ein Knabe hinzu, der, statt aller Schutz- und Trutzwaffen, nur
     einen derben Hirtenstecken führte. Mit den Füßen trat er den Brand aus. Die andern Brände prallten von den Schilden ins Wasser
     und verloschen.
    Nur acht Schritte noch war der Vorderstachel der Galeere von der Kette entfernt. Die Römer bebten vor dem Anprall. Da trat
     Cethegus ganz vor, an die Spitze seines Boots, einen schweren Wurfspeer erhebend und sorgfältig zielend.
    »Gebt acht«, sagte er. »Sowie der König der Barbaren stürzt – rasch neue Brände.«
    Nie hatte der waffenkundige Mann besser gezielt. Nun noch einmal den Speer zurückziehend, schleuderte er ihn mit der ganzen
     Kraft seines Hasses und seines Arms. Atemlos harrte seine Umgebung.
    Aber der König stürzte nicht. Er hatte den Zielenden scharf erkannt. Gleichwohl warf er den langen, schmalen Schild nieder.
     Er sah der Spitze des Speeres entgegen mit zurückgehaltner schildloser Linken. Sausend kam der Speer geflogen, gerade in der
     Höhe, wo aus dem Panzer der nackte Hals sich hob. Hart am Leibe erst fing ihn der König mit der linken Hand und:– – warf ihn
     sofort auf den Werfer zurück: er traf den Präfecten in den linken Arm, oberhalb des Schildes: Cethegus fiel ins Knie.
    Im gleichen Augenblick traf der Stoß des Schiffes die straffeKette. Sie barst. Die Römerboote, die an derselben geruht, schlugen um, auch das des Cethegus, oder schossen meisterlos den
     Fluß herab.
    »Sieg!« jauchzte Totila.
    »Ergebt euch mir, ihr Söldner.«
    Cethegus erreichte schwimmend, blutend, das linke Tiberufer. Er sah, wie das Gotenschiff zwei kleine Boote herabließ, in deren
eines
der König sprang. Er sah, wie eine ganze Flotille leichter gotischer Fahrzeuge, unter dem Schutz der Königsgaleere

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