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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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meiner zu Epidamnus. Von da hol’ ich euch mit meinen Isauriern ab: zum dritten Kampf um Rom. Fort mit dir! Syphax«, frug er,
     mit diesem jetzt im Gemach allein, »hastdu nachgefragt in des großen Feldherrn Hause? Bis wann wird er zurückerwartet?«
    »Bis Sonnenuntergang.«
    »Die treue Gattin harret in seinem Hause? Gut. Eine Sänfte,– nicht die meine –: miete die nächste vor dem Hippodrom, deren
     Läden ganz verschließbar sind. Führe sie in die Hafenstadt, in die Hinterstraße der Trödler.«
    »Herr, dort wohnt das ärgste Gesindel dieser gesindelreichen Bettlerstadt. Was willst du dort?«
    »Einsteigen in die Sänfte. Dann nach dem roten Hause.

Dreizehntes Kapitel
    In dem roten Hause, dem Palaste Belisars, in der Neustadt »Justiniana« (Sycä) saß Antonina in dem Frauengemach, emsig in Arbeit
     vertieft. Sie stickte an einem mit goldnen Lorbeeren verbrämten Mantel für den Helden Belisarius. Auf dem Citrustischlein
     neben ihr lag, in kostbarem Umschlag, mit Edelsteinen besetzt, ein mit Purpurtinte geschriebenes Prachtexemplar von Prokops
     ›Vandalenkrieg‹, dem kürzlich erschienenen Werke, welches den glänzendsten Feldzug ihres Gemahls beschrieb.
    Zu ihren Füßen lag ein herrlich Tier, einer aus dem Doppelpaar der zahmen Jagdleoparden, welche der Perserkönig nach dem letzten
     Frieden dem Sieger Belisar geschenkt –: eine höchst kostbare Gabe, da nur selten die Zähmung völlig sicher gelang und viele
     hundert der jung eingefangnen oder auch in der Gefangenschaft geworfnen Jungen nach jahrelanger Abrichtung als unzähmbar getötet
     werden mußten. Das wunderschöne, große und starke Tier – es verwilderte zu leicht auf der Jagd durch Genuß warmen Blutes und
     war deshalb zu Hause gelassen worden – streckte sich behaglich, wie eine Hauskatze, auf Antoninens Gewand, spielte mit dem
     Knäuel von Goldfaden, ringelte den Schweif und rieb den runden, klugen Kopf und den Bug an der Gebieterin Füßen.
    Da meldete die Sklavin einen fremden Mann,– in unscheinbarer Mietsänfte sei er angekommen und in schlichtem Mantel –:man habe ihn abweisen wollen, da der Hausherr fern und Antonina in seiner Abwesenheit keinen Besuch mehr empfange. »Aber man
     kann ihm nicht widerstehn – er befahl: ›Meldet Antoninen den Überwinder des Papstes Silverius.‹«
    »Cethegus!« rief Antonina: sie erbleichte und zitterte. »Laßt ihn schleunig ein.«
    Die Überlegenheit, welche der gewaltige Geist in jener ersten Stunde ihrer Begegnung über sie gewonnen und nie wieder verloren
     hatte, die Erinnerung, wie dieser Mann, als ihr Gatte und der kluge Prokop und all die Heerführer vor dem Priester widerstandslos
     erlegen waren, den Überwinder überwunden und gedemütigt hatte, wie er dann, bei dem Einzug in Rom, in der Schlacht an der
     Aniobrücke, in Roms Verteidigung gegen Witichis, in dem Lager vor Ravenna, bei der Gewinnung dieser Stadt, immer und überall
     seine Obmacht bewährt, und sie doch nie feindlich gegen Belisar gebraucht hatte,– wie Unheil nur aus dem Widerstreben gegen
     seine Warnungen gefolgt,– wie jeder seiner Ratschläge an sich siegreich gewesen war – all diese Erinnerungen schossen nun
     verwirrend und betäubend in ihrem Haupte zusammen.
    Die Schritte des Präfecten nahten. Sie stand hastig auf. Der Leopard, unsanft weggeschoben und um des Eindringlings willen
     aus seinem behaglichen Spiel aufgestört, richtete sich leise knurrend auf, drohend gegen den Eingang blickend, und die gelben
     Zähne fletschend.
    Ungestüm schlug der Eintretende die Vorhänge zurück und steckte das halb von der Kapuze bedeckte Haupt herein. Das erschreckte
     oder reizte den Leopard:– bei der ersten Bändigung bedienten sich die persischen Löwen- und Tigerzüchter langer Wollteppiche
     und Gesicht und Hals schirmender Vermummungen:– Erinnerung an einen alten Feind mochte in dem grimmen, nie ganz gebändigten
     Tier erwacht sein:– mit furchtbarem Wutgeschrei duckte er sich zum tödlichen Ansprung, den Boden mit der langen Rute peitschend
     und Geifer spuckend –: das sichre Anzeichen grimmigster Wut. Entsetzt erkannte das Antonina.
    »Flieh, flieh, o Cethegus«, schrie sie.
    Tat er das, wandte er den Rücken, so war er verloren –: so saß ihm das Untier festgebissen auf dem Nacken. Denn keine verschließbare
     Tür, nur Vorhänge, sperrten den Rückweg. Er trat rasch vor, warf die Kapuze zurück, blickte scharf in des Leoparden Auge,
     den Zeigefinger der Linken gebietend erhoben und

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