Ein Kampf um Rom
Meer
gefallen.«
»Was verlautet von der Belisar drohenden Strafe? Ich hätte es nie geglaubt, daß dieser Mann –«
»Die Richter werden ihn gewiß zum Tode verurteilen: denn er ist schlagend überführt. Und man streitet, ob in dem Kaiser der
Romäer die alte Gnade siegen werde oder der neue Zorn. Man meint: er werde die Todesstrafe in Blendung und Verbannung umwandeln.
Sehr schlimm für Belisar sei, sagt mein Herr, dies unsinnige Leugnen. Und ihm fehlt als Rechtsbeistand und kluger Helfer sein
Freund Prokopius, der fern in Asien die Bauwerkedes Kaisers aufsucht. Cethegus aber betrieb die Einschiffung des Heeres zu Epidamnus so geheim, daß die dummen Goten hier
bei Ancona kaum davon vernahmen. Auch bauten sie auf den Waffenstillstand und erwarteten den bevorstehenden Friedensschluß.
Den Vorwand für die Flottenrüstung gewährten die Verheerungen, welche fremde Schiffe aus Thuleland auf den Inseln des Kaisers
anrichteten. So überfiel mein Herr die gotische Flotte in der Nacht, während die Bemannung auf dem festen Lande schlief: und
fast ohne Blutvergießen nahm, verbrannte, versenkte er über vierhundert ihrer Kiele. Aber horch:– das ist mein Herr –: ich
kenne seinen Gang –: so schreitet nur noch in meiner Heimat der Löwe von Auras.«
Einundzwanzigstes Kapitel
»Willkommen, Licinius, in Italien und im Siege«, rief Cethegus im Eintreten. »Wo hast du die Langobarden?«
»Salve, Flottenzerstörer«, antwortete der Tribun. »Die Langobarden kommen, zwanzigtausend Mann.«
»Das sind sehr viel!« sprach Cethegus, plötzlich sehr ernst. »Ich hatte nur siebentausend gewünscht – ich weiß kaum, woher
das Gold für die fast dreifache Zahl aufbringen. Denn wohlgemerkt: in meinem, nicht in des Kaisers Sold, will ich sie haben.«
Freudestrahlenden, stolzen Auges aber sprach der junge Ritter: »Ich hoffe auf deine Zufriedenheit, Magister Militum. Unentgeltlich
kommen die Langobarden nach Italien.«
»Wie das? und so viele?«
»Ja: der Sohn ihres Königs Audoin,– Alboin ist sein Name, den schon weithin das Heldenlied der Germanen preist bis zu den
Bajuvaren am Oenus und den Saxonen an dem Wisurgis,– ein sehr tapfrer und für einen Germanen erstaunlich kluger Jüngling –«
»Ich weiß von ihm – er diente lang unter Narses«, sagte Cethegus mißtrauisch.
»Dieser kühne und schlaue Barbar hat sich im vorigen Jahre,als Roßhändler verkleidet, nach Italien geschlichen und unerkannt das ganze Land bis Rom und Neapolis durchwandert, die Wege
erforscht und die Waffenplätze der Goten. Er wäre noch länger geblieben, hätte ihn nicht derselbe Gote, der meinen armen Bruder
erschlagen –«
»Der schwarze Teja?«
»Derselbe – mit Argwohn verfolgt und ihn zuletzt als Späher festzunehmen gedroht. Da floh Alboin zurück nach Pannonien. Aber
Wein und köstliche Edelfrüchte unsres Landes brachte er mit nach Hause und zeigte sie seinem Vater und seinem Volk: und seither
brennen alle Langobarden, dieses Wunderland zu betreten. Alboin verlangt nur alle Beute, welche seine Langobarden machen werden,
und verzichtet auf Sold: es sind prachtvolle Barbaren, diese Langbärte, viel wilder und rauher als die Goten. ›Ja‹, meinte
Alboin lachend, als ich ihm dies sagte, ›wir haben ein Sprichwort: ‚der Gote der Hirsch, der Langobarde der Wolf.‘‹ Er trinkt
aus dem Schädel des Gepidenkönigs, den er im Kampf erschlug. Du wirst deine Freude haben an ihm und seinen Reitern – die sind
mehr wert als Isaurier und Abasgen.«
»Ich danke deinem Eifer«, sagte Cethegus zögernd, »er ist mir fast allzugroß. Es sind so viele.«
»Ja, auf geringere Zahl ließ sich Alboin nicht ein: ›rudelweis rennen die Wölfe!‹ lachte er.«
»Nun«, schloß Cethegus, »ich vertraue: an der Spitze von zwei kaiserlichen Heeren und von Italien halt’ ich auch diese große
Zahl von Raubtieren in Gehorsam. Zu den Goten werden sie sich doch nicht schlagen?«
»Nein, mein Feldherr. Es geht ein alter Haß durch die Geschichte beider Völker: aus einem jener unfaßlichen Gründe, welche
nur diese Germanen zum Hasse finden. In grauer Vorzeit hat einmal eine langobardische Königin einen Gotenfürsten ermorden
lassen oder umgekehrt:– wer kann sich diese Dinge merken! – und seither ist es Ehrenpflicht, von Geschlecht zu Geschlecht
sich zu hassen und zu morden. ›Wir sind die Totengräber und die Erben dieser Goten‹, sagte mir Alboin.«
»Wohl, ihr Unglück sollen
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