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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Seite, den fehlenden Schild zu ersetzen. Und
     er hatte mir geboten, den jungen Anicius gleich unschädlich zu machen. ›Nieder mit jedem, der widersteht‹, gebot Cethegus,
     ›im Namen Justinians.‹ Sein Schwert war über und über rot, denn mit eigner Hand hatte er die Leibwächter niederstoßen helfen,
     die Belisar am Ausgang des Hains aufgestellt hatte.
    ›Ergebt euch‹, rief er den Erschrocknen zu, ›und du, Archon des Palastes, verhafte
alle
die Verschwörer, verstehst du? alle.‹
    ›Ist’s möglich? schändlicher Verräter!‹ schrie der junge Anicius und sprang mit dem Schwerte gegen meinen Herrn. ›Ja, das
     ist der purpurfarbne Helmbusch: stirb, Mörder meines Bruders.‹
    Aber schon lag er schwergetroffen zu unsern Füßen, ich riß mein Schwert aus seiner Brust und entwaffnete Photius, der allein
     noch Widerstand wagte. Die andern ließen sich greifen wie vom Gewitter betäubte Hammel.
    ›Brav, Syphax! Durchsucht seine Kleider nach Geschriebnem! Nun, bist du fertig, Archon?‹ frug mein Herr.
    Der Archon hatte scheu vor Belisar haltgemacht, der in seiner Ruhe verharrte. ›Wie?‹ frug der Archon jetzt, ›soll ich auch
     den Magister Militum? –‹
    ›
Alle
, habe ich gesagt. Verstehst du nicht mehr Griechisch? Du siehst ja –: ihr alle seht es –: er ist das Haupt der Verschwörung
     –: er trägt den Stab, er steht an dem Ehrenplatz.‹
    ›Ha‹, schrie nun Belisarius, ›steht es so? Wachen herbei! helft, meine Leibwächter, Marcellus, Barbatio, Ardaburius!‹
    ›Die Toten hören nicht, Magister Militum. Gib dich gefangen! In des Kaisers Namen! Sieh hier sein großes Siegel! Er hat mich
     für heute nacht zu seinem Stellvertreter ernannt, und tausend Lanzen starren um diesen Saal.‹
    ›Treue ist Wahnsinn‹, rief Belisar, warf das Schwert weg und hielt die starken Arme dem Archonten hin, der ihn fesselte.
    ›In den Kerker alle Gefangnen. Photius und Belisar, getrennt, in den Rundturm des Anastasius, im Palaste selbst. Ich eile
     zum Kaiser, bringe ihm seinen Ring und dieses Eisen‹, er hob das Schwert Belisars vom Boden, ›und melde ihm, daß er ruhig
     schlafen kann. Die Verschwörung ist aus. Das Reich ist gerettet.‹
    Schon am andern Morgen begannen die Verhöre in dem Hochverratsprozeß. Viele Zeugen wurden vernommen: auch ich. Ich beschwor,
     daß ich Belisar als Haupt der Verschwörung hatte begrüßt werden und handeln sehn. Das Wachstäfelchen hatte ich selbst aus
     des Photius Kleidern gezogen. Belisar wollte sich auf das Zeugnis seiner Leibwächter berufen: aber sie lagen alle tot. Auf
     der Folter gestanden Photius und andre Gefangene, daß Belisar endlich eingewilligt habe, das Haupt der Verschwörung zu werden.
    Antonina wurde streng in dem roten Hause bewacht. Die Kaiserin weigerte ihr die stürmisch verlangte Unterredung. Sehr schwer
     belastete es sie selbst wie Belisar, daß Späher der Kaiserin beschworen, sie hätten den jungen Anicius, in dessen Cisterne
     man die Waffen und Urkunden der Verschwörer gefunden, und der mit Gewalt hatte gebändigt werden müssen, wochenlang viele Nächte
     heimlich in Belisars Haus schleichen sehen: und daß dies Anicius selbst, Antonina und Belisar hartnäckig und unverschämt leugneten,
     während es ganz zweifellos bewiesen war, empörte die Richter.
    Ich mußte Antonina gleich nach der Verhaftung Belisars von meinem Herrn melden, daß dieser im höchsten Grad überrascht gewesen,
     Belisar
wirklich
als Haupt der Verschwornen anzutreffen, und ihr zugleich sagen, nicht bloß Briefe des
Hasses
habe Cethegus in der Cisterne des Anicius gefunden. Bei diesem meinem Wort, das ich selber nicht verstand, sank die schöne
     Frau ohnmächtig zusammen.
    Übrigens brachen wir von Byzanz auf, ehe noch das Urteil über Belisar gefällt war: nur Photius und die meisten Verschwornen
     waren bereits zum Tode verurteilt, als wir uns mit der kaiserlichen Flotte einschifften nach Epidamnus, wo meines Herren Kriegstribunen
     und Söldner und starke, ursprünglich für den Perserkrieg bestimmte Streitkräfte des Kaisers auf uns harrten. Denn meinem Herrn
     war die neu geschaffne Würde eines Magister Militum per Italiam verliehn und der Befehl über das ›erste Heer‹: das ›zweite‹
     soll uns Prinz Areobindos nachführen, wenn er das leichte Geschäft vollbracht hat, mit fünffacher Übermacht die kleinen gotischen
     Besatzungen in den paar Städten von Epirus und den Inseln zu bezwingen. Die sind verloren, wie Sandkörner, die in das

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