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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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erdrücken, ehe
     das gotische Hauptheer eintrift   –, aber die Stellung von Caprä war heute schon nicht mehr zu durchdringen. Und bereits soll der Barbarenkönig selbst im Anzug
     sein: die Nachhut führe der Herzog Guntharis heran. Und wo bleibt, wann kommt mein ›zweites Heer‹?«

Zweiundzwanzigstes Kapitel
    Am Tage darauf traf König Totila mit einem Teil des Heeres wirklich in Taginä ein: Valeria, die jetzt am sichersten geborgen
     war im Lager des Königs, begleitete ihn: auch Julius, welcher sich wieder in seine Klosterstiftung nach Avenio in Gallien
     begeben wollte, und Cassiodorius, der diese prüfen sollte.
    Die Hauptmacht des Heeres sollten Herzog Guntharis und Wisand, der Bandalarius, auf der flaminischen Straße von Süden heranführen,
     während von Westen, von Florentia her, der alte Hildebrand im Anzug war. Erst nach dem Eintreffen dieser Truppen konnte der
     Angriff auf die sehr feste Stellung des Präfecten unternommen werden. Und auch Cethegus wies das Drängen der jungen Ritter
     zum Angriff ab.
    »Ich bin nicht gekommen, Schlachten zu gewinnen, sondern Italien. Demnächst haben wir die Übermacht:– dann hat es Sinn, zu
     schlagen.«
    Eines Morgens trat Julius in des Königs Zelt und reichte ihm schweigend einen Brief. Totila furchte die Stirn, da er die Handschrift
     erkannte und las:
    »An Julius Manilius Montanus,
    Cethegus, der Präfect von Rom
    und Magister Militum per Italiam.
    Ich höre, du weilst im Lager der Barbaren. Licinius sah dich reiten neben dem Tyrannen. Soll das Unerhörte geschehen, daß
     Julius gegen Cethegus die Waffen führt, der Sohn gegen den Vater? Gewähre mir heute, um Sonnenuntergang, eine Unterredung
     bei dem zerfallnen Tempel des Silvanus, der zwischenunsern und der Barbaren Vorposten liegt. Der Tyrann hat mir Italien, Rom und deine Seele geraubt. Ich werde ihm alle drei
     wieder entreißen – und dich zuerst. Komm: ich befehle es als dein Vater und Erzieher.«
    »Ich muß ihm gehorchen – ich verdanke ihm so viel.«
    »Ja«, sagte Totila, ihm den Brief zurückgebend. »Aber die Stelldichein des Präfecten sind gefährlich. Du hast mich gebeten,
     nie mehr über deinen ›väterlichen Wohltäter‹ mit dir zu sprechen. Ich hab’ mein Wort gegeben und hab’s gehalten. Aber warnen
     darf ich, muß ich.«
    »Er wird mein Leben nicht bedrohen.«
    »Aber vielleicht deine Freiheit! Nimm fünfzig Reiter mit. Ohne solches Geleit lasse ich dich nicht aus dem Lager.«
    Gegen Sonnenuntergang erreichte Julius mit seiner Bedeckung das zerfallne Gemäuer. Nur wenige Säulen des alten Fanum standen
     noch aufrecht: die Mehrzahl lag umgestürzt an den Seiten des Hügels, auf welchem sich der schlichte Monopteros erhob: auch
     das Dach des Gewölbes war zum Teil herabgestürzt. Üppig wuchernder Efeu umkleidete die Säulenschäfte. Steinbrech und allerlei
     Unkraut überwucherte die zahlreichen Marmorstufen, welche hinanführten zu dem ringsum offnen Bau.
    Diesmal hatte Totila dem Präfecten ohne Grund mißtraut. Denn als Julius am Fuße des Hügels angelangt war mit fünfzig Reitern,–
     fünfzig folgten auf des Königs Befehl ihm später noch aus dem Lager und näherten sich nun ebenfalls – sah man Cethegus allein
     in dem Innenraum des Tempels wartend auf und nieder schreiten. Julius war vom Pferde gestiegen und schritt die Stufen hinan.
     Cethegus empfing ihn mit vorwurfsvollem Blick.
    »Du lässest dich erwarten: der Sohn vom Vater. Beim ersten Wiedersehn, nach so langer Zeit. Ist das Mönchsmoral? Und wohlgehütet
     kommst du! Wer hat dich gelehrt, mir mißtrauen? Wie? folgen uns deine Barbaren bis hieher?«
    Und er wies auf einen Anführer der zuletzt Angekommenen in braunem Mantel und übergeschlagner Kapuze, der, mit zwölf seiner
     Begleiter, vom Rosse sprang und sich mit den Seinen die Stufen herauf lagerte bis an die oberste Staffel. Juliuswollte sie entfernen: aber ein zweiter Anführer, Graf Thorismuth, antwortete kurz:
    »Befehl des Königs!«, und lagerte sich auf die zweite Stufe.
    »So sprich Griechisch«, sagte Julius. »Das verstehn sie nicht.«
    Cethegus streckte ihm beide Hände entgegen.
    »So sieht Odysseus, der Weitumwandernde, seinen Telemachos wieder.«
    Aber Julius trat zurück von ihm.
    »Schwarze Gerüchte gehen über dich, Cethegus. Hat diese Hand nur im Kampfe Blut vergossen?«
    Cethegus ballte die zurückgewiesne Hand grimmig zur Faust. »Haben deines Busenfreundes Lügen mir ganz dein Herz vergiftet?«
    »König Totila lügt

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