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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Engel?
     Als Calpurnius den Knaben des Witichis von den Felsen warf, warum haben die Engel Gottes nicht das Kind aufgefangen – fällt
     ja doch kein Sperling vom Dache ohne Gottes Wille! – und den Mörder zerrissen? Wo war er denn, dein rettender Gott, als ich
     den Massagetenpfeil auf jene wackre Rauthgundis entsandte? Ha, lebte ein Gott im Himmel:– rückprallen mußte der Pfeil von
     dem treuen Weibeund des Cethegus Brust durchbohren! Aber der Pfeil war scharf und gutgezielt: und darum starb Rauthgundis, wie wenn sie die
     Möwe des Padus gewesen. Drum rede mir nicht vom lebendigen Gott, du lallender Knabe.«
    »Cethegus!« sprach Julius, »mir graut. Das ist die furchtbarste Gotteslästerung, die ich je gehört.«
    Totila wandte sich schaudernd ab und warf das Schwert in die Scheide. »Wer so denkt«, rief er, »ist genug bestraft. Doch du,
     Präfect von Rom – du kennst noch das Ende deiner Taten nicht. Erwarte es: vielleicht glaubst du dann an den rächenden Gott.«
    »Das Ende meiner Taten«, lachte Cethegus, »ist mein Tod. Das weiß ich längst. Ob nun auf dem Throne nur des Occidents oder
     des Weltkreises, ob in verlorner, ob in siegreicher Schlacht, ob durch Beil oder Schwert – das ist für unsre Gottesfrage gleich.
     Und wenn es eine Hölle gäbe – wohlan: auch an den Kaukasus geschmiedet, blieb Prometheus er selbst. Aber genug der Worte und
     übergenug. Hierher zu mir, an meine Brust, Julius: denn du bist mein.«
    »Ich bin Gottes, des Herrn! nicht dein!« sprach Julius, bekreuzte sich und trat einen Schritt von ihm zurück.
    »Du bist mein Sohn – gehorche mir.«
    »Du aber bist Gottes Sohn gleich mir. Du verleugnest – ich bekenne unsern Vater. Für immer sag’ ich mich los von dir. Denn
     wenn, wie unser Glaube lehrt, ein Lucifer lebt, der Dämonen Oberster, der lichte Morgenstern, der stärkste, der herrlichste
     der Geister Gottes, der aus Stolz und Gottesleugnung herabgesunken ist zur Hölle – dann bist du es, entsetzlicher Mann.«
    »Ha, aber Lucifer ward aus einem Diener des Himmels ein Kaiser: obzwar ein Kaiser der Hölle. Lieber als im Himmel der zweite,
     in der Hölle der erste. Folge mir.«
    Und hingerissen von Leidenschaft zog er den Mönch am Arm auf seine Seite herüber. Da blitzte zum drittenmal Totilas Schwert
     und das Schwert des Präfecten. Und diesmal ward es Ernst: nicht gelang es Julius mehr, die Grimmen zu scheiden. Totila schlug
     gegen des Präfecten Stirn: der Hieb war zu stark,ganz pariert zu werden: der Helm flog dem Römer rücklings vom Haupt, und Blut schoß aus seiner Wange. Der Gegenstoß des Präfecten
     drang durch Totilas Mantel: zwar hielt der Ringpanzer die Spitze auf: aber von der Kraft des Stoßes flog Totila einen halben
     Schritt zurück.
    Tödlich drohte der nächste Zusammenstoß zu werden:– Schilde fehlten ja beiden. Und nochmals prallten sie zusammen: ein Weheschrei
     des Mönches, der sich zwischen warf, hätte sie kaum noch getrennt,– des Präfecten Schwert hatte ihm die hemmende linke Hand
     gestreift –: aber nun wurden beide Kämpfer auseinandergerissen von Männern, welche, unbeachtet von den drei im leidenschaftlichen
     Ringen Wogenden, die Tempelstufen in den letzten Augenblicken emporgeeilt waren. Totila von Thorismuth und Wisand, Cethegus
     von Licinius und Syphax.
    »Die Verstärkungen sind da und wicht’ge Kunde aus dem Süden«, rief Graf Thorismuth.
    »Graf Wisand kam als Bote von Guntharis. Komm rasch zurück: die Schlacht steht bevor.«
    »Komm rasch zurück ins Lager!« rief Licinius Cethegus zu, »das ›zweite Heer‹ ist da.«
    »Mit Areobindos?«
    »Nein, Herr«, rief Syphax: »die Kaiserin Theodora ist plötzlich gestorben: Narses ist der gesendete Feldherr: und er kommt
     mit hunderttausend Mann.«
    »
Narses?«
frug Cethegus, erbleichend, »ich komme! Auf Wiedersehn, Julius, mein Sohn!«
    »Ich bin Gottes Sohn!«
    »Er ist mein!« rief Totila, ihn umschlingend.
    »Wohlan: der Kampf um Rom wird auch diesen Kampf entscheiden. Aus der Barbaren Lager hol’ ich dich heraus.«
    Und er eilte die Stufen hinab.
    Gleich darauf sprengten Cethegus mit den Seinen nach Norden, Totila und Julius mit den Ihrigen nach Süden in ihre Lager.

Dreiundzwanzigstes Kapitel
    Der Präfect fand in seinen Zelten noch nicht Narses selbst, auch keine Boten dieses Feldherrn, was ihn erstaunte: Piso und
     Salvius Julianus, welche er mit dringender Mahnung an Areobindos nach Ancona entsendet hatte, waren schon bei Cale auf die
     Vorhut des

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