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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Rom in der Wildnis von Efeu, Marmor und Lorbeer? Nicht eine
vergangne
Schlacht, aus Vorzeittagen:– deinen, unsren eignen letzten Heldenkampf hast du, vorschauend, an diesem Ort geahnt.«
    Und er spielte und sang dazu.
    »›Wo die Lavaklippen ragen
    An dem Fuße des Vesuvs,
    Durch die Nachtluft hört man klagen
    Töne tiefen Weherufs.
    Denn ein Fluch von tapfern Toten
    Lastet auf dem Felsenring:
    Und es ist das Volk der Goten,
    Das hier glorreich unterging.‹
    Ja, glorreich, mein Liebling. Das soll uns kein Schicksal und kein Narses rauben. Das fürchterliche Gottesurteil, das unser
     teurer Totila herausgefordert, es ist grauenvoll ergangen über den Mann, sein Volk und seinen Gott. Kein Gott im Himmel hat,
     wie jener Edle wähnte, in gerechter Waage unser Schicksal gewogen. Wir fallen durch tausendfachen Verrat der Welschen, der
     Byzantiner und durch die dumpfe Übermacht der Zahl. Aber
wie
wir fallen, unerschüttert, stolz noch im Untergang – das konnte kein Schicksal, nur der eigne Wert entscheiden. Und nach uns?
     wer wird nach uns herrschen in diesen Landen? Nicht lange dieser Griechen Tücke –: und nicht der Welschen eigne Kraft –: noch
     hausen viele der Germanenstämme jenseit der Berge – sie setz’ ich ein zu unsern Erben und Rächern.«
    Und leise nahm er die Harfe auf, welche Adalgoth niedergelegt, und sang leise, hinabschauend in das rasch nächtig gewordne
     Meer. Und die Sterne standen schon über seinem Haupt. Und nur manchmal griff er in die Saiten:
     
    »Erloschen ist der helle Stern
    Der hohen Amelungen:
    O Dietrich, teurer Held von Bern,
    Dein Heerschild ist gesprungen.
    Das Feige siegt – das Edle fällt –
    Und Treu’ und Mut verderben:
    Die Schurken sind die Herrn der Welt: – –
    Auf, Goten, laßt uns sterben! –
     
    O schöner Süd, o schlimmes Rom,
    O süße Himmelsbläue –
    O blutgetränkter Tiberstrom –
    O falsche, welsche Treue.
    Noch hegt der Nord manch kühnen Sohn
    Als unsres Hasses Erben:
    Der Rache Donner grollen schon:––
    Auf, Goten, laßt uns sterben!«
     
    »Die Weise gefällt mir«, rief Adalgoth – »aber ist sie schon zu Ende? der Schluß?«
    »Den Schluß kann man nur zum Takt der Schwerterstreiche singen«, sprach Teja.
    »Du hörst, dünkt mir, bald auch den Schluß.«
    Und er stand auf.
    »Geh, mein Adalgoth«, sagte er, »laß mich allein. Allzulange schon habe ich dich ferngehalten von« – da lächelte er durch
     seine Trauer – »von der lieblichsten aller Herzoginnen. Wenige solche Abendstunden habt ihr noch zusammen, arme Kinder. Euch,
     wenn ich retten könnte, ihr junges, zukunftknospendes Leben   –«
    Er strich mit der Hand über die Stirn.
    »Torheit«, sprach er dann. »Ihr seid auch nur ein Stück von dem todverfallnen Volk – freilich das holdeste.«
    Adalgoths Augen hatten sich mit Tränen gefüllt, da der König seines jungen Weibes gedacht. Nun trat er dicht an Teja heran
     und legte ihm fragend die Hand auf die Schulter.
    »Ist keine Hoffnung? Sie ist so jung!«
    »Keine«, sprach Teja: »denn es steigen keine Engel rettend vom Himmel. Noch wenige Tage, bis der Mangel anhebt. Dann mach’
     ich ein rasches Ende. Die Männer brechen hervor und fallen im Kampf.«
    »Und die Weiber, die Kinder – die Tausende?«
    »Ich kann ihnen nicht helfen. Ich bin nicht der allmächtige Gott der Christen. Aber in der Byzantiner Sklaverei soll kein
     gotisch Weib und Mädchen fallen, das nicht die Schande wählt statt freien Todes. Sieh hin – mein Adalgoth –: schon zeigt diedunkle Nacht die Bergglut voll.– Siehst du – dort – hundert Schritte rechts von hier – ha, wie herrlich die Flammen aus der
     dunkeln Mündung steigen! – wenn des Passes letzter Wächter fiel – ein Sprung dahinab –: und keines Römers freche Hand rührt
     an unsre reinen Frauen.
Ihrer
gedenk –: noch mehr als unsrer, denn
wir
können fallen allüberall –: der Goten Frauen eingedenk, kor ich zur letzten Walstatt:– – den Vesuvius!«
    Und begeistert, nicht mehr weinend, warf sich Adalgoth an seines Königs Brust.

Siebentes Kapitel
    Wenige Tage, nachdem Cethegus mit seinen Söldnern die von ihm gewählte Stellung eingenommen zur Linken des Narses, kam in
     das Lager der Byzantiner die Kunde von der Bezwingung der Goten in dem Grabmal Hadrians. So war nun ganz Rom den Römern wiedergegeben:
     kein Gote und, fügte Cethegus frohlockend in Gedanken bei, kein Byzantiner waltete mehr in seinem Rom. Gelang es nun, die
     Isaurier unter Führung der

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