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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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schlecht zufrieden, sehr schlecht,
     mit dem, was die Räte unserer königlichen Mutter bisher getan haben und nicht getan. Es ist höchste Zeit, daß wir selbst zum
     Rechten sehn. Wir waren dazu bisher zu jungund zu krank. Wir fühlen uns nicht mehr zu jung und nicht mehr zu krank. Wir künden euch an, daß wir demnächst die Regentschaft
     aufheben und die Zügel dieses Reiches selbst ergreifen werden.«
    Er hielt inne. Alles schwieg. Niemand hatte Lust, nach Cassiodors Beispiel zu reden und dann zu verstummen. Endlich fand Amalaswintha,
     welche diese plötzliche Energie ihres Sohnes gleichsam betäubt hatte, die Sprache wieder:
    »Mein Sohn, dies Alter der Mündigkeit ist nach den Gesetzen der Kaiser   –«
    »Nach den Gesetzen der Kaiser, Mutter, mögen die Römer sich richten. Wir sind Goten und leben nach gotischem Recht. Germanische
     Jünglinge werden mündig, wenn sie das gesammelte Volksheer waffenreif erklärt. Wir haben deshalb beschlossen, alle Heerführer
     und Grafen und alle freien Männer unseres Volks, so viele ihrer dem Rufe folgen wollen, aus allen Provinzen des Reichs zur
     Heeresschau zu laden nach Ravenna. Mit dem nächsten Sonnwendfest sollen sie eintreffen.«
    Überrascht schwieg die Versammlung.
    »Das sind nur noch vierzehn Tage«, sprach endlich Cassiodor. »Wird es möglich sein, in so kurzer Frist noch die Ladungen zu
     besorgen?«
    »Sie sind besorgt. Hildebrand, mein alter Waffenmeister, und Graf Witichis haben sie alle bestellt.«
    »Wer hat die Dekrete unterschrieben?« fragte Amalaswintha, sich ermannend.
    »Ich allein, liebe Mutter. Ich mußte doch den Geladnen zeigen, daß ich reif genug, allein zu handeln.«
    »Und ohne mein Wissen!« sprach die Regentin.
    »Und ohne dein Wissen geschah es, weil es sonst gegen deinen Willen geschehen mußte.«
    Er schwieg. Alle Römer waren ratlos und wie betäubt von der plötzlich entfalteten Kraft des jungen Königs. Nur in Cethegus
     stand sogleich der Entschluß fest: jene Versammlung zu verhindern, um jeden Preis. Er sah den Grund all seiner Pläne wanken:
     gern wär’ er mit aller Wucht seines Wortes der vor seinen Augen versinkenden Regentschaft zu Hilfe gekommen: gernhätte er schon mehrere Male in dieser Verhandlung das kühne Aufstreben des Jünglings mit seiner ruhigen Überlegenheit zu Boden
     gedrückt – aber ihm hielt ein seltsamer Zufall Gedanken und Zunge wie mit Zauberbanden gefesselt.
    Er hatte in der Nische hinter dem Vorhang Geräusch zu vernehmen geglaubt und scharfe Blicke darauf geheftet: da bemerkte er
     unter dem Vorhang durch, dessen Fransen nicht ganz bis zur Erde reichten, die Füße eines Mannes. Freilich nur bis an die Knöchel.
     Aber an diesen Knöcheln saßen Beinschienen von Stahl eigentümlicher Arbeit. Er kannte diese Beinschienen, er wußte, daß sie
     zu einer vollen Rüstung gleicher Arbeit gehörten, er wußte auch in unbestimmter Ideenverbindung, daß der Träger dieser Rüstung
     ihm verhaßt und gefährlich: aber es war ihm nicht möglich, sich zu sagen, wer dieser Feind sei. Hätte er die Schienen nur
     bis ans Knie verfolgen können! Gegen seinen Willen mußte er die Augen immer und immer wieder auf jenen Punkt richten und raten
     und raten. Und das bannte seinen Geist jetzt, jetzt, da alles auf dem Spiele stand. Er zürnte über sich selbst, aber er konnte
     Gedanken und Blicke nicht von der Nische losreißen.
    Der König aber fuhr, ohne Widerstand zu finden, fort: »Ferner haben wir die edeln Herzöge Thulun, Ibba und Pitza, welche grollend
     diesen Hof verlassen, aus Gallien und Spanien zurückgerufen. Wir finden, daß allzuviele Römer, allzuwenig Goten uns umgeben.
     Jene drei tapfern Krieger werden mit Graf Witichis die Wehrmacht unsres Reiches, die Vesten und die Schiffe untersuchen und
     alle Schäden aufdecken und heilen. Sie werden nächstens eintreffen.«
    Sie müssen sogleich wieder fort, sagte Cethegus rasch zu sich selbst. Aber seine Gedanken fuhren fort: Nicht ohne Grund ist
     jener Mann da drinnen versteckt.
    »Weiter«, hob der königliche Jüngling wieder an, »haben wir Mataswinthen, unsre schöne Schwester, zurückbeschieden an unsern
     Hof. Man hat sie nach Tarent verbannt, weil sie sich geweigert, eines betagten Römers Weib zu werden. Sie soll wiederkehren,
     die schönste Blume unseres Volkes, und unsern Hof verherrlichen.«
    »Unmöglich!« rief Amalaswintha: »Du greifst in das Recht der Mutter wie der Königin.«
    »Ich bin das Haupt der Sippe, sobald ich mündig

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