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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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entzückten Sinne! Das ist der Zauber, der uns ewig locken
     und ewig verderben wird.«
    Die tiefe und edle Erregung des jungen Königs blieb nicht ohne Eindruck auf Camilla. Die tragische Gewalt dieser Gedanken
     ergriff ihr Herz: aber sie wollte nicht ergriffen sein. Sie wehrte sich gegen ihre weicher werdende Empfindung. Sie sagte
     kalt:
    »Ein ganzes Volk gegen Verstand und Einsicht vom Zauber angezogen?« und kalt und zweifelnd sah sie ihn an.
    Aber sie erschrak: denn wie Blitze loderte es aus den dunkeln Augen des Jünglings, und die lang zurückgehaltne Glut brach
     plötzlich aus den Tiefen seiner Seele: »Ja, sag’ ich dir, Mädchen!« rief er leidenschaftlich. »Ein ganzes Volk kann eine törichte
     Liebe, einen süßen, verderblichen Wahnsinn, eine tödliche Sehnsucht pflegen so gut wie – so gut wie ein einzelner. Ja, Camilla,
     es gibt eine Gewalt im Herzen, die, stärker als Verstand und Wille, uns sehenden Auges ins Verderben reißt. Aber du weißt
     das nicht! Und mögest du’s nie erfahren. Niemals. Leb wohl!«
    Und rasch wandte er sich und bog rechts vom Tempel in den dichten Laubgang von rankendem Wein, welcher ihn sofort vor Camilla
     wie vor den Fenstern des Schlosses verbarg. Sinnend blieb das Mädchen stehen. Seine letzten Worte klangen seltsam fort in
     ihren Gedanken: lange sah sie träumend insoffene Meer hinaus, und mit wundersam gemischter Empfindung, mit verwandelter Stimmung, kehrte sie endlich wieder dem Schlosse
     zu.

Achtes Kapitel
    Noch am nämlichen Tage fand sich Cethegus bei den Frauen ein. Er war in wichtigen Geschäften von Rom herbeigeeilt und kam
     soeben aus dem Regentschaftsrat, der in des kranken Königs Gemach gehalten wurde. Verhaltner Zorn lagerte auf seinen energischen
     Zügen.
    »Ans Werk, Camilla«, sprach er heftig. »Ihr säumt zu lang. Dieser vorlaute Knabe wird immer herrischer. Er trotzt mir und
     Cassiodor und seiner schwachen Mutter selbst. Er verkehrt mit gefährlichen Leuten. Mit dem alten Hildebrand, mit Witichis
     und ihren Freunden. Er schickt Briefe und empfängt Briefe hinter unsrem Rücken. Er hat es durchgesetzt, daß die Königin nur
     mehr in seiner Gegenwart den Rat der Regentschaft beruft. Und in diesem Rat kreuzt er all unsre Pläne. Das muß aufhören. So
     oder so.«
    »Ich hoffe nicht mehr, Einfluß auf den König zu gewinnen«, sagte Camilla ernst.
    »Weshalb? hast du ihn schon gesehen?«
    Das Mädchen überlegte, daß sie Athalarich versprochen, seinen Ungehorsam nicht an die Ärzte gelangen zu lassen. Aber auch
     sonst widerstrebte es ihrem Gefühl, die Begegnung dieses Morgens zu entweihen, zu verraten. Sie wich daher der Frage aus und
     sagte: »Wenn der König sich sogar seiner Mutter, der Regentin, widersetzt, wird er sich nicht von einem jungen Mädchen beherrschen
     lassen.«
    »Goldne Einfalt!« lächelte Cethegus und ließ das Gespräch ruhen, solang das Kind anwesend war. Aber insgeheim trieb er Rusticianen,
     zu veranlassen, daß ihre Tochter den König fortan häufig sehe und spreche. Dies ward möglich, da sich dessen Befinden jetzt
     rasch besserte. Und wie äußerlich, wurde er innerlich zusehends männlicher, fester und reifer: es war, als ob dasWiderstreben gegen Cethegus ihm Leib und Seele kräftige. So verbrachte er bald wieder viele Stunden in den weiten Anlagen
     des Gartens. Dort war es, wo ihn seine Mutter und die Familie des Boëthius in den Abendstunden häufig trafen.
    Und während Rusticiana die Huld der Regentin mit voller Freundschaft zu erwidern schien und aufmerksam ihren vertrauenden
     Mitteilungen lauschte, um sie wörtlich dem Präfecten wiedererzählen zu können, wandelten die jungen Leute vor ihnen her durch
     die schattigen Gänge des Gartens. Oft auch bestieg die kleine Gesellschaft eine der leichten Gondeln in dem uns wohlbekannten
     Hafen, und Athalarich steuerte wohl selbst eine Strecke ins blaue Meer hinaus, nach einer der kleinen, grünbuschigen Inseln,
     welche nicht weit vor der Bucht lagen. Auf dem Heimweg aber spannte man die purpurnen Segel auf und ließ sich von dem frischen
     Wind, der sich bei Sonnenuntergang zu erheben pflegte, langsam und mühelos zurücktragen.–
    Oft waren es auch der König und Camilla allein, welche, nur von Daphnidion begleitet, sich dieser Wanderungen im Grünen und
     auf den Wellen erfreuten. Wohl sah Amalaswintha darin die Gefahr, dadurch die Neigung ihres Sohnes, welche ihr nicht entgangen
     war, zu steigern. Aber vor allen andern Erwägungen segnete sie

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