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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Geschöpf, das sechsmal besser
     ist als du. Ich glaube, du Schandbub quälst den Hengst, weil er von jenseits der Berge ist. Noch einmal laß mich das sehn,
     und ich zerbreche dir alle Knochen im Leibe. Jetzt auf und abgeladen – du trägst alle Schwaden, die zuviel sind, auf deinem
     eignen Rücken in die Scheuer. Vorwärts.«
    Mit einem giftigen Blick stand der Gezüchtigte auf und schickte sich hinkend an, zu gehorchen. Der Gote hatte das zuckende
     Roß sogleich aufgerichtet und wusch ihm jetzt sorglich die geschürften Knie mit seinem eignen Abendtrunk von Wein und Wasser.
     Kaum war er damit zu Ende, als ihn vom nahen Stall her dringend eine helle Knabenstimme rief: »Wachis, hierher, Wachis!«
    »Komme schon, Athalwin, mein Bursch, was gibt’s?« – und schon stand er in der offnen Türe des Pferdestalles, neben einem schönen
     Knaben von sieben bis acht Jahren, der sich heftig die langen, gelben Haare aus dem erglühenden Antlitz strich und mit Mühe
     in den himmelblauen Augen zwei Tränen des Zornes zerdrückte. Er hatte ein zierlich geschnitztes Holzschwert in der Rechten
     und hob es drohend gegen einen schwarzbraunen Sklaven, der mit gebognem Nacken und mit geballten Fäusten trotzig ihm gegenüberstand.
    »Was gibt’s da?« wiederholte Wachis, über die Schwelle tretend.
    »Der Rotschimmel hat wieder nichts zu saufen, und sieh nur, zwei Bremsen haben sich eingesogen oben an seinem Bug, wo er mit
     der Mähne nicht hinreichen kann und ich nicht mit der Hand, und der böse Cacus da, wie ich’s ihm sage, will mir nichtfolgen: und gewiß hat er mich geschimpft auf römisch, was ich nicht verstehe.« Wachis trat drohend näher.
    »Ich habe nur gesagt«, sprach Cacus langsam zurückweichend, »erst ess’ ich meine Hirse; das Tier mag warten; bei uns zu Lande
     kommt der Mensch vor dem Vieh.«
    »So, du Tropf?« sagte Wachis, die Bremsen erschlagend, »bei uns kommt das Roß vor dem Reiter zum Futter; mach vorwärts.«
    Aber Cacus war stark und trotzig: er warf den Kopf auf und sagte: »Wir sind hier in unserm Land – da gilt unser Brauch.«
    »Eia, du verfluchter Schwarzkopf, wirst du gehorchen?« sprach Wachis ausholend.
    »Gehorchen? Nicht dir! Du bist auch nur ein Sklave wie ich: und meine Eltern haben schon hier im Hause gelebt, als deinesgleichen
     noch Küh’ und Schafe stahlen jenseits der Berge.«
    Wachis ließ den Knüttel fallen und wiegte seine Arme:
    »Höre, Cacus, ich habe ohnehin noch einen Span mit dir, du weißt schon, was für einen. Jetzt geht’s in einem hin.«
    »Ha«, lachte Cacus höhnisch, »wegen Liuta, der Flachsdirn’? Pah, ich mag sie nicht mehr, die Barbarin. Sie tanzt ja wie eine
     Jungkuh.«
    »Jetzt ist’s aus mit dir«, sagte Wachis ruhig und schritt auf seinen Gegner zu.
    Aber dieser wand sich wie eine Katze aus dem Griff des Goten, riß ein spitzes Messer aus der Brustfalte des Wollrocks und
     warf es nach ihm: da sich Wachis bückte, sauste es haarscharf an seinem Kopf vorbei und fuhr tief in den Pfosten der Tür.
    »Na, warte, du Mordwurm!« rief der Germane und wollte sich auf Cacus werfen; da fühlte er sich von hinten umklammert. Es war
     Davus, der die Gelegenheit der Rache wohl erpaßt hatte.
    Aber jetzt ward Wachis sehr zornig. Er schüttelte ihn ab, packte ihn mit der Linken am Genick, erwischte mit der Rechten Cacus
     an der Brust und stieß nun mit Bärenkraft seinen beiden Gegnern die Köpfe zusammen, jeden Stoß mit einer Interjektion begleitend:
     »So, meine Jungen – das für das Messer – und das für den Rückensprung – und den für die Jungkuh« – und werweiß, wie lange diese seltsame Litanei noch fortgedauert haben würde, hätte sie nicht ein lautes Rufen gestört.
    »Wachis   – Cacus – auseinander, sag’ ich!« rief eine volle starke Frauenstimme, und vor der Tür erschien ein stattliches Weib in blauem,
     gotischem Gewand. Sie war nicht groß und doch imposant: ihr schöner Bau eher mächtig als zart. Die goldbraunen Haare waren
     in reichen, aber einfachen Flechten um das runde Haupt geschlungen, die Züge regelmäßig, aber eher fest als fein gezeichnet.
     Geradheit, Tüchtigkeit, Verlässigkeit sprachen aus den fast allzugroßen graublauen Augen: die unbedeckten vollen Arme zeigten,
     daß sie der Arbeit nicht fremd. An ihrem breiten Gürtel, über den das braune Untergewand von selbstgewirktem Zeuge bauschte,
     klirrte ein Bund von Schlüsseln: die Linke stemmte sie ruhig in die Hüfte, und befehlend streckte sie die

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