Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
Vom Netzwerk:
führte sie zurück nach Ancona. Ich aber segelte mit dem schnellsten hierher und
     traf am Hafen mit den drei Balten zusammen, grade zur rechten Zeit.«
    Eine Pause trat ein, in welcher die Überwundnen ihre böse Lage schmerzlich überdachten. Cethegus hatte ohne Widerstand alles
     bewilligt, in der sichern Hoffnung auf die Flucht, die nun vereitelt war. Sein schönster Plan war durchkreuzt, durchkreuzt
     von Totila: tief grub der Haß diesen Namen in des Präfecten Seele. Sein grimmiges Rachesinnen ward erst durchden Ausruf Thuluns gestört: »Nun, Amalaswintha, willst du unterzeichnen? oder sollen wir die Goten zur Wahl eines Königs berufen?«
    Rasch fand bei diesen Worten Cethegus die Fassung wieder: er nahm die Wachstafel aus der Hand des Grafen und reichte sie ihr
     hin: »Du mußt, o Königin«, sagte er leise, »es bleibt dir keine Wahl.«
    Cassiodorius gab ihr den Griffel, sie schrieb ihren Namen, und Thulun nahm die Tafel zurück.
    »Wohl«, sagte er, »wir gehn, den Goten zu verkünden, daß ihr Reich gerettet ist. Du, Cassiodor, begleitest uns, zu bezeugen,
     daß alles ohne Gewalt geschehen ist.«
    Auf einen Wink Amalaswinthens gehorchte der Senator und folgte den gotischen Männern hinaus auf das Forum vor dem Schlosse.
     Als sie sich mit Cethegus allein sah, sprang die Fürstin heftig auf: nicht länger gebot sie ihren Tränen. Leidenschaftlich
     schlug sie die Hand vor die Stirn. Ihr Stolz war aufs tiefste gebeugt. Schwerer als des Gatten, des Vaters, ja selbst als
     Athalarichs Verlust traf diese Stunde ihr Herz.
    »Das«, rief sie laut weinend, »das also ist die Überlegenheit der Männer. Rohe, plumpe Gewalt! o Cethegus, alles ist verloren.«
    »Nicht alles, Königin, nur ein Plan. Ich bitte um ein gnädiges Andenken«, setzte er kalt hinzu, »ich gehe nach Rom.«
    »Wie? du verläßt mich in diesem Augenblick? Du, du hast mir all diese Versprechungen abgewonnen, die mich entthronen, und
     nun scheidest du? O besser, ich hätte widerstanden, dann wär’ ich Königin geblieben, hätten sie auch jenem Rebellenherzog
     die Krone aufgesetzt.«
    Jawohl, dachte Cethegus, besser für dich, schlimmer für mich. Nein, kein Held soll mehr diese Krone tragen.– Rasch hatte er
     erkannt, daß Amalaswintha ihm nichts mehr nützen könne – und rasch gab er sie auf. Schon sah er sich nach einem neuen Werkzeug
     für seine Pläne um. Doch beschloß er, ihr einen Teil seiner Gedanken zu enthüllen, damit sie nicht, auf eigne Faust handelnd,
     jetzt noch ihre Versprechungen widerriefe und dadurch Thulun die Krone zuwende.
    »Ich gehe, o Herrin«, sprach er, »doch ich verlasse dich darum nicht. Hier kann ich dir nichts mehr nützen. Man hat mich aus
     deiner Nähe verbannt, und man wird dich hüten, eifersüchtig wie eine Geliebte.«
    »Aber was soll ich tun mit diesen Versprechungen, mit diesen drei Herzögen?«
    »Abwarten, zunächst dich fügen. Und die drei Herzöge«, setzte er zögernd bei – »die ziehn ja in den Krieg:– vielleicht kehren
     sie nicht zurück.«
    »Vielleicht!« seufzte die Regentin. »Was nützt ein Vielleicht!«
    Cethegus trat fest auf sie zu: »Sie kehren nicht zurück – sobald du’s willst.«
    Erschrocken bebte die Frau: »Mord? Entsetzlicher, was sinnst du?«
    »Das Notwendige. Mord ist das falsche Wort dafür. Es ist Notwehr. Oder Strafe. Hattest du in dieser Stunde die Macht, du hattest
     das volle Recht, sie zu töten. Sie sind Rebellen. Sie zwingen deinen königlichen Willen. Sie erschlagen deinen Nauarchen,
     den Tod haben sie verdient.«
    »Und sie soll’n ihn finden«, flüsterte Amalaswintha, die Faust ballend, vor sich hin, »sie soll’n nicht leben, die rohen Männer,
     die eine Königin gezwungen. Du hast recht – sie sollen sterben.«
    »Sie müssen sterben – sie, und«, fügte er ingrimmig bei, »und – – der junge Seeheld!«
    »Warum auch Totila? Er ist der schönste Jüngling meines Volks.«
    »Er stirbt«, knirschte Cethegus, »oh, könnt’ er zehnmal sterben.«
    Und aus seinem Auge sprühte eine Glut des Hasses, welche, plötzlich aus der eisigkalten Natur brechend, Amalaswintha in Schrecken
     überraschte.
    »Ich schicke dir«, fuhr er rasch und leise fort, »aus Rom drei vertraute Männer, isaurische Söldner. Die sendest du den drei
     Balten nach, sobald sie in ihren Heerlagern eingetroffen. Hörst du,
du
sendest sie, die Königin: denn sie sind Henker, keineMörder. Die drei müssen an Einem Tage fallen.– Für den schönen Totila sorge ich

Weitere Kostenlose Bücher